Atkins/Low-Carb - verspätete Replik

Re: Atkins/Low-Carb

Sehr geehrter Herr Dr. Moosburger,

ich habe mich zu Wort gemeldet, nachdem ein Forums-Teilnehmer mich auf die Diskreditierung meiner Person durch Sie am 07 Juni aufmerksam gemacht hatte („...einer von denen, die auf den "Atkins"-Zug aufgesprungen sind, was alles andere als originell ist. ich hab die nase voll von diesen Pseudoexperten (atkins, lutz, worms usw.), die wissenschaftlich überhaupt nichts bewiesen haben und auch nichts beweisen können. und wenn du glaubst, Worms & Co würden den "state of the art" vertreten, bist du naiv. sie sind nichts als blender, die weder den intermediärstoffwechsel des Menschen verstanden haben noch Humanethologisch qualifiziert sind!“)

Nun schreiben Sie nach einigen Tagen an mich: „Fazit: Unsere Statements sind weniger diametral, als sie meinen...“ Wenn das nicht schon mal eine erfreuliche Entwicklung darstellt, die möglicherweise für Ihre Foren-Teilnehmer auch ganz interessant sein könnte...

Ich habe übrigens auch nie behauptet, dass meine Empfehlungen zur Atkins bzw. Low-Carb-Diäten „evidenz-basierten“ Kriterien entsprechen – ich mein natürlich hinsichtlich klinisch relevanter, „harter“ Endpunkte! Wo haben Sie das her? Welche etablierte Ernährungsregel hinsichtlich solcher Endpunkte entspricht überhaupt den Kriterien von EBM (außer n-3 in der Sekundär-Prävention der KHK)? Was oder wer ist „State of the Art“? Die Empfehlungen von Ernährungsfachgesellschaften, die nach EBM die niedrigste Aussagefähigkeit bzw. Evidenz bieten? Die Statements von Herrn Elmadfa? Ihre? Und wie kommen Sie neuerlich zu dieser Behauptung: „...wenn sie schon ernährungsmedizinern, lipidologen und diabetologen die kompetenz absprechen, die sie sich zusprechen ...“ Woher haben Sie diese Info?

Ich stellte jedenfalls fest, dass Sie sich auch noch Anfang Juni eindeutig negativ zur Atkins-Diät geäußert haben, ohne Ihre Foren-Teilnehmer auch nur annähernd über die interessanten und vor allem günstigen Ergebnisse der 5 neuen, nun endlich methodisch entsprechend anspruchsvollen Studien zu dieser Ernährungsform informiert zu haben. Warum eigentlich nicht?

Dafür unterstellen Sie mir wiederum den "metabolischen Denkfehler“, ich würde die Hemmung der Lipolyse mit einer Hemmung der Betaoxidation gleichsetzen. („..das sind zwei verschiedene paar schuhe. dass eine der insulinwirkungen die hemmung der lipolyse ist, lernt man schon als medizinstudent. aber die betaoxidation ist davon nicht betroffen..).

Nun gab ich ja meine Literaturquellen eigentlich mit der Hoffnung an, damit etwas bewirken zu können – im Zweifelsfalle Ihre eigenhändige Überprüfung Ihrer Aussagen. Ich darf vielleicht nochmals aus der bereits zitierten Arbeit von Rasmussen et al. diesmal wörtlich zitieren (1):

„...In summary, we have demonstrated that during physiological hyper-glycemia with hyperinsulinemia and maintained FFA concentrations (i.e., a condition that mimicsthe insulin-resistant state), human skeletal muscle malonyl-CoA concentrations are significantly increased and are directly as-sociated with a reduction in LCFA oxidation and functional CPT-1 activity. Also, LCFA uptake is not altered during these conditions, leading to a shunting of LCFA away from oxidation and toward reesterification and storage as intramuscular triglyceride....“

Dazu hatte ich auch noch ein interessantes Editorial von Jensen zitiert, das die Erkenntnisse von Rasmussen et al. ausführlich würdigt und mit den Worten kommentiert (2): „In this issue of the JCI, Rasmussen et al. describe the functional regulation of fatty acid oxidation by hyperglycemia and hyperinsulinemia in human skeletal muscle....“

Vielleicht motiviert Sie dies nun doch einmal, sich mit dem Thema neu zu beschäftigen und vor allem die Forums-Teilnehmer über die neuen Erkenntnisse zu informieren....

Ihre wiederholt dargelegte Meinung, eine fettreiche Kostform würde bei Patienten mit Hypertriglyceridämie die metabolische Situation nur noch verschlechtern („...abgesehen davon scheinen sie die metabolische tatsache zu ignorieren, dass gerade beim metabolischen syndrom - trotz hyperinsulinämie! - eine sehr aktive lipolyse im viszeralen fettgewebe besteht und die dadurch vermehrt anfallenden freien fettsäuren den lipidstatus hypertriglyceridämie usw. verschlechtern...“) kann ich nicht nachvollziehen. Nach meiner und der Erfahrung vieler Kollegen ist dies üblicherweise die einfachste Übung bei entsprechenden Patienten mit IGT bzw. Insulinresistenz: Eine Senkung des Kohlenhydratanteils und ein entsprechendes Anheben des Eiweiß- bzw. Fettanteils (oder noch besser beides in Kombination) senkt die Triglyceride schnell und deutlich – mit und ohne gleichzeitiger Gewichtsreduktion. Ich lege Ihnen dazu einige aktuellen Literaturstellen ans Herz (3-5).

Zu Volker Pudel und dessen "500g-Grenze" der KH-Zufuhr hinsichtlich der de novo-Lipogenese kann ich Ihnen nur zustimmen. Das ist absurd und neue Arbeiten weisen darauf hin, dass sogar ausgerechnet die Dicksten schon bei „normalen“ KH-Mengen eine deutlich gesteigerte Fettsynthese aufweisen, wobei ausgerechnet vornehmlich die Palmitinsäure gebildet wird, vor der wegen ihrer LDL-steigernden Wirkung ständig gewarnt wird (6, 7). Im Übrigen habe ich schon häufiger mit Pudel vor Publikum auf Diskussionsforen gestritten. Seine „Fett macht fett“ bzw. „fettarm macht schlank“ ist problemlos mit alten und neuen Daten zu widerlegen, was ich kürzlich auch in Form eines Fachartikels getan habe (8). In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen auch noch dringend den hervorragenden Diskussionsteil einer tierexperimentellen Arbeit empfehlen (9). Ich kann Ihnen, wenn Sie möchten und Sie mir eine email schicken, gerne auch all diese Arbeiten als pdf zur Verfügung stellen.

Was die von mir angesprochene "reaktive Hypoglykämie" betrifft, so haben Sie sicherlich recht, dass es diese nicht definitionsgerecht wirklich gibt. Gemeint war, dass der Blutzucker nach hohem Blutzuckeranstieg stark fällt und dann typischerweise niedriger ist als vorher im Nüchternzustand und dass dies der adäquate Reiz dafür ist, wieder Nahrung aufzunehmen und damit ein Risiko für Überernährung darstellt. Auch hierzu würde ich Ihnen gerne aktuelle Literatur empfehlen (10, 11).

Schließlich darf ich Sie auch noch darauf hinweisen, dass Ihre ständig wiederholte Aussagen, Ernährungsformen mit niedriger Kohlenhydratzufuhr oder niedrigem Glykämsichem Index seien nur für bereits Erkrankte relevant, schlichtweg unverantwortlich sind. Es gibt tatsächlich reihenweise sehr ernst zu nehmende Hinweise aus der Epidemiologie, dass eine Ernährung mit hoher Glykämischer Last bzw. hohem Glykämischem Index ein Risiko für die Entwicklung von T2-Diabetes mellitus, KHK und bestimmten Krebsformen ist und folglich entsprechende Ernährungsmodifikationen für die Primärprävention von hoher Relevanz sein könnten (12-16).

Im Übrigen möchte ich abschließend noch bemerken, dass ich über Ihre herablassende Wortwahl und Ihre unreflektierten Unterstellungen – ohne meine Person und Tätigkeiten auch nur annähernd beurteilen zu können - einigermaßen erstaunt bin. Ich dachte bislang immer, dass solche Internet-Diskussionsforen dem informellen Info- und Meinungsaustausch dienen. Ihre Einlassungen verströmen hingegen eine selbstherrliche und dogmatische Attitüde der Unfehlbarkeit, was ich als ziemlich unerträglich empfinde. Das werde ich mir in Zukunft einfach sparen. Ich denke, Sie werden mir nicht nachtrauern.

Mir freundlichen Grüssen,
Nicolai Worm

Literatur:

1. Rasmussen BB, Holmback UC, Volpi E, Morio-Liondore B, Paddon-Jones D, Wolfe RR. Malonyl coenzyme A and the regulation of functional carnitine pal-mitoyltransferase-1 activity and fat oxidation in human skeletal muscle. J Clin Invest 2002;110:1687-1693.
2. Jensen MD. Fatty acid oxidation in human skeletal muscle. J Clin Invest 2002;110:1607-9.
3. Pieke B, von Eckardstein A, Gulbahce E, et al. Treatment of hypertriglyceri-demia by two diets rich either in unsaturated fatty acids or in carbohydrates: effects on lipoprotein subclasses, lipolytic enzymes, lipid transfer proteins, in-sulin and leptin. Int J Obes Relat Metab Disord 2000;24:1286-96.
4. Farnsworth E, Luscombe ND, Noakes M, Wittert G, Argyiou E, Clifton PM. Ef-fect of a high-protein, energy-restricted diet on body composition, glycemic control, and lipid concentrations in overweight and obese hyperinsulinemic men and women. Am J Clin Nutr 2003;78:31-9.
5. Wolever TM, Mehling C. Long-term effect of varying the source or amount of dietary carbohydrate on postprandial plasma glucose, insulin, triacylglycerol, and free fatty acid concentrations in subjects with impaired glucose tolerance. Am J Clin Nutr 2003;77:612-21.
6. Marques-Lopes I, Ansorena D, Astiasaran I, Forga L, Martinez JA. Postpran-dial de novo lipogenesis and metabolic changes induced by a high-carbohydrate, low-fat meal in lean and overweight men. Am J Clin Nutr 2001;73:253-61.
7. Schwarz JM, Linfoot P, Dare D, Aghajanian K. Hepatic de novo lipogenesis in normoinsulinemic and hyperinsulinemic subjects consuming high-fat, low-carbohydrate and low-fat, high-carbohydrate isoenergetic diets. Am J Clin Nutr 2003;77:43-50.
8. Worm N. Macht Fett fett und fettarm schlank? DMW 2002;127:2743-2747.
9. Morris KL, Namey TC, Zemel MB. Effects of dietary carbohydrate on the de-velopment of obesity in heterozygous Zucker rats. J Nutr Biochem 2003;14:32-39.
10. Layman DK. The Role of Leucine in Weight Loss Diets and Glucose Home-ostasis. J Nutr 2003;133:261S-267S.
11. Ludwig DS. Dietary glycemic index and the regulation of body weight. Lipids 2003;38:117-21.
12. Willett W, Manson J, Liu S. Glycemic index, glycemic load, and risk of type 2 diabetes. Am J Clin Nutr 2002;76:274S-80S.
13. Liu S, Willett WC. Dietary glycemic load and atherothrombotic risk. Curr Athe-roscler Rep 2002;4:454-61.
14. Tavani A, Bosetti C, Negri E, Augustin LS, Jenkins DJ, La Vecchia C. Carbo-hydrates, dietary glycaemic load and glycaemic index, and risk of acute myo-cardial infarction. Heart 2003;89:722-6.
15. Augustin LS, Franceschi S, Jenkins DJ, Kendall CW, La Vecchia C. Glycemic index in chronic disease: a review. Eur J Clin Nutr 2002;56:1049-71.
16. Michaud DS, Liu S, Giovannucci E, Willett WC, Colditz GA, Fuchs CS. Dietary sugar, glycemic load, and pancreatic cancer risk in a prospective study. J Natl Cancer Inst 2002;94:1293-300.
 
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Re: Atkins/Low-Carb - verspätete Replik
Liebe Fachleute Kurt, Nicolai

Sehr geehrte Herren,

wenn man das so liest, dann könnte man denken, daß das eigentliche Thema nebensächlich ist bei solchen Beiträgen. Wem nützen die ganzen Zitate, wo der n-te vom (n-1)-ten und dieser wiederum vom (n-2)-ten ... zitiert hat und am Ende vor lauter Zitiererei es nicht weiter geht?

Zum Beispiel: reaktive Hypoglykämie

Wieso streiten und nicht messen? Wieviele Glukose-Kurven wurden von den beiden Herren bisher zusammen gemessen und modelliert, daß man solche Behauptungen aufstellen kann? Ich habe bei sehr vielen dicken Menschen eben das gemacht und kann mit gutem Gewissen sagen: Es gibt sie, diese reaktive Hypoglykämie, gleich in zwei verschiedenen Versionen. Eine am Peak-Maximum der beiden gekoppelten Exponential-Funktionen und eine nach Wiedererreichen des Ausgangswertes. Gerade deswegen wurde das Problem modelliert.

Auch die ganzen Theorien zur Langzeit-LowCarb bzw. Atkins-Variante. Messen und nicht Theorethisieren. Oder mal gucken, was andere schon jahrelang machen.

MFG Siggi

www.Ketarier.de oder Forum dazu www.Ketario.de
 
Re: Atkins/Low-Carb

obst hat wenig schnelle kohlenhydrate? halte ich für nen gerücht! und die kretaraner essen genau weissbrot und vielerlei mehr und haben nicht solche erkrankungen in dem maße! wie gesagt ,es kommt auf die energiebilanz an... aber es bringt glaub ich nichts, wenn wir da weiter diskutieren, beide sagen, die energiebilanz ist entscheidend, worms meinung nach ist dies mit seiner ernährungsmethode einfacher zu erreichen und an sonsten wurde ja gesagt, dass im durchschnitt genügens menschen nach wormschen empfehlungen esssen, dank der positiven energiebilantz aber trotzdem erkkranken!

http://www.pingelchen.de/media/zwergenaufstand1.JPG
 
hört sich wie strunz an *g*

"die anderen reden, aber ich habe gemessen" :winke: "und im apfel sind nicht mehr so viele vitamine wie vor jahren"

peak hion oder her, wer hat bewiesen, dass ein peak schlimm ist für den körper? hier tun ja gerade alle so, als ob unser körper in watte gepackt gehört :winke: vielleicht freut er sich auch mal über nen peak, genauso wie ein immununterforderter köprer allergien anfängt auszubilden, weil einfach nichts los ist ;P

http://www.pingelchen.de/media/zwergenaufstand1.JPG
 
lieber "Dr. Siggi"

wenn jemand den boden der realität verloren hat, dann sie, der als offensichtlicher medizinischer laie seine fachliche kompetenz überschätzt, nur weil er eine selbsthilfegruppe leitet. die einzige etablierte indikation für eine ketogene diät sind die mitochondrialen erkrankungen (ich habe darüber schon informiert, sie können im archiv nachlesen, wenn es sie interessiert). im übrigen brauche ich keine nachhilfe in sachen glucosetoleranz, diabetes mellitus usw. erst recht nicht von einem fachlichen laien). wer beim NIDDM eine fettreiche diät für zweckmäßig hält und sie deshalb empfiehlt, disqualifiziert sich von vornherein als "experte". jedenfalls ist es symptomatisch, dass der aspekt der energiebilanz für sie (und andere selbsternannte fachleute) offensichtlich keine rolle spielt.
gruß, kurt
 
Re: Atkins/Low-Carb

Jetzt kommst du aber von Hölzchen auf Stöckchen:
Wer hat behauptet, Obst habe 'wenig schnelle Kohlenhydrate'? Und was soll das überhaupt bedeuten? In Obst finden wir doch Fruktose als Zuckerart. Und was kann der Körper damit anfangen? Zunächst einmmal: gar nichts. Er muss die Fruktose nämlich (ich glaube in der Leber, aber letztend Endes spielt es keine Rolle wo - irgendwo WIRD es umgewandelt) erstmal zu Glukose umbasteln. Und das dauert. Daher fällt die Insulinantwort auf die Gabe von Fruktose auch geringer aus als bei Gabe von z. B. Mono- oder Disacchariden (die gehen ebenso schnell in Blukose über wie Stärkeprodukte). Der glykämische Index von z. B. Äpfeln liegt bei 38, der von Birnen bei 38, der von Kirschen bei bei 22. Typische andere 'heimische' Obstsorten haben da zwar mehr (Ananas 66, Papaya 58 usw.), aber wenn man ehrlich ist, hat man die selten auf dem Speiseplan. Aber wir wollen ja auch nicht vergessen, dass es nicht um KEINE Kohlenhydrate geht. Im Vergleich dazu biete ich dir Knäckebrot mit einer glykämischen Ladung von 88, Weißbrot mit 70 und das 'gesunde' Roggenbrot mit 76 an. Und jetzt musst du noch wissen, dass sich die Angabe auf eine einheitliche Menge an KH (ich glaube pro 50 g - aber auf jeden Fall ist die Menge bei allen Nahrungsmitteln gleich genormtgleich) bezieht. Und jetzt überleg bitte nochmal, wieviel Äpfel du Essen musst, um deinem Körper eine 'ordentliche Insulinreaktion' abzugewinnen. Da würde dir schnell übel. Anders ist das freilich bei Kartoffeln & Co. Die haben einen wesentlich höheren Gesamtanteil an KH (Stärke), und mit der hohen glykämischen Ladung von bis zu 93 bei gebackenen Kartoffeln hat deine Insulinpumpe richtig was zu tun.

Zu den Kretanern: Kreta war jahrelang meine Lieblingsinsel und die Essgewohnheiten dort kenne ich sehr gut. Aber dass sie sich besonders 'gesund' ernähr(t)en, halte ich doch eher für ein Gerücht wenn ich mir anschaue, dass auch dort die Einheimischen nicht augenscheinlich schlanker sind als bei uns - und schon gar nicht mehr die Jüngeren. Anders vielleicht bei den wenigen noch verbliebenen Bauern auf Kreta: Sie sind "[...] schlanker und gesünder als Menschen hier zu Lande, obwohl auf Kreta deutlich mehr Fett auf ihrem Speiseplan steht. Der Grund: Ihr Fett besteht überwiegend aus den ungesättigten Fettsäuren von Fisch, Nüssen und Olivenöl, die bekanntlich vor Krebs und Herzinfarkt schützen. Wobei man allerdings nicht vergessen sollte, dass sich die Bewohner der Mittelmeerinsel auch deutlich mehr bewegen." [3]

Was du mit Kretadiät meinst, ist ein Kostform, bei der durch verstärkte Gabe von Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Herzinfarkt deutlich gesnekt wird, wenn man der kontrollierten Untersuchung von Prof. Renaud aus den 80-er-Jahren Glauben schenken darf. Er hatte gezeigt, dass das Risko für Herzinfarkt in einer Gruppe von 300 Patienten um über 70 % gesunken ist, wenn man vermehrt Omega-3-Fettsäuren in die Nahrung gibt [1]. Dies geschah in der Untersuchung u. a. durch Rapsöl. Als es dann unter dem Begriff 'Kretadiät' bekannt wurde, war freilich das Rapsöl gegen Olivenöl ausgetauscht worden - was kaum bis kein Omega-3 enthält! [2]

Wenig durchdacht finde ich allerdings deine Anmerkung, das "[...] im durchschnitt genügens menschen nach wormschen empfehlungen esssen, dank der positiven energiebilantz aber trotzdem erkkranken." Wenn dem soch so wäre, würden wir die Diskussion hier doch gar nicht führen. Die Leute sind fett, weil sie sich in den vergangenen Jahrzehnten an dogmatische Empfehlungen ('fett macht fett') wie beispielsweise der DGE gehalten haben und einem wahren KH-Kult gehuldigt haben. Genau dadurch haben sie doch ihre Energiebilanz ständig in den positiven Bereich getrieben: Weil sie Fette und KH (natürlich auch Protein und oft auch zu viel Alkohl) in Riesenmengen zu sich genommen haben. Und da Fette einen höheren Brennwert haben als KH (und man die Proteine schlecht als die lebensnotwendige Bausteine verteufeln kann), hat man sie als das Böse dargestellt und zum reduzierten Verzehr aufgerufen. Das Ergebnis ist bekannt. Die Leute sind heute dicker denn je. Aber das ist garantiert nicht die Schuld von den Doktoren Lutz, Atkins oder Worm - wer kennt die schon, in Bezug auf die Gesamtheit der Bevölkerung.

Tu dir selber mal einen Gefallen und hol dir das Buch von Worm, dann hast du den Atkins ('Diätrevolution') und Lutz ('Leben ohne Brot') gleich mitgelesen. In eurer Uni-Bib wirst du es sicher finden, wenn nicht, kannst du ja mal nachfragen, wieso nicht. In der Stadtbibltiothek findest du es allemal. Einfach, um dir mal ausführlich seinen Standpunkt anzuhören. Und dann bild dir bitte deine eigene Meinung. Ich schicke dir auch gerne die Studie zu, dann hast du auch eine genauere Idee darüber, über was Dr. Worm und Kurt genau streiten.
Gruß Ingo

[1] de Lorgeril; Renaud S.; Mamelle, N. et al.: Mediterranean alpha-linolic acid-rich diet in secondary prevention of coronary heart disease. Lancet 1994; S. 343; S. 1454-1459
[2] Worm, B.: Syndrom X. Hallwag-Verlag 2000, S. 128
[3] Zittlau, J.: Mit Steaks zum Wunschgewicht? Neue Studie bestätigt Effizienz der Atkins-Diät - Positiver Einfluss auf den Cholesterinwert. In: Die Welt, 26.05.2003
 
Re: da verabschiedet er sich, ohne

Schade, und ich hatte gedacht, das du an einer ernsthaften Auseinandersetzung interessiert bist. Aber du hast scheinbar andere Interessen hier.
Sieh bitte von einer Antwort ab, wenn sie nicht in irgendeiner Form sachlich ist.
Gruß Ingo
 
Re: Atkins/Low-Carb

Hallo!

Ich wollte mich eigentlich raushalten, aber eine Frage habe ich doch spontan:
In Antwort auf:

Die Leute sind fett, weil sie sich in den vergangenen Jahrzehnten an dogmatische Empfehlungen ('fett macht fett') wie beispielsweise der DGE gehalten haben und einem wahren KH-Kult gehuldigt haben.
Wieso seit ihr euch eigentlich so sicher, dass sich die vielen übergewichtigen Leute nach irgendeiner, insbesondere einer kohlenhydratbetonten, Ernährungsempfehlung richten? Ich würde eine Kiste Bier wetten, dass wenn wir in der Fußgängerzone 100 übergewichtige Menschen nach ihrem Ernährungsplan fragen, die überwiegende Mehrzahl keinen hat, sondern alles in sich hineinstopft, worauf sie Lust haben. Da wir kaum einer wissen, wie die DGE-Empfehlung aussieht, geschweige denn, sich danach richten.

IMO, machen diese Dinge ein vernünftiges Diskutieren hier so schwierig, weil immer ein bunter Strauß von beliebigen Argumenten gebracht wird um das gewünschte Ergebnis zu begründen.

Ach ja, warum das Insulin plötzlich mein Feind sein soll, habe ich immer noch nicht verstanden. Ich habe mich bis jetzt ganz gut damit gefühlt.

Gruß, Marc.
 
ein "altes" Thema, wie Sie sich erinnern können...

sehr geehrter janas,
ich will nicht schon wieder dieselbe diskussion aufwärmen, die ich mit ihnen schon vor längerer zeit in diesem forum geführt habe. sie sind doch der (wenn ich mich recht erinnere), der gern marathon mit leeren glykogenspeichern läuft, stimmt's?:winke:
im übrigen sollen sie wissen, dass meine postings an nicolai worm in diesem thread sehr wohl sachlich gehalten sind. wenn er und auch sie die metabolischen fakten ignorieren, ist das nicht mein problem. eben weil es um erkenntnisse geht, darf man nicht leichtfertig mit den neueren publikationen umgehen, sondern sie zuerst evaluieren! und das tut dr. worm leider nicht, vor allem, weil ihm als nicht-kliniker das entsprechende pathophysiologische sowie epidemiologische hintergrundwissen fehlt. ich finde es anmaßend, wenn dann so jemand einen mediziner, der sich jahrelang mit dieser materie beschäftigt und der sich in erster linie als präventivmediziner versteht, für inkompetent, ja sogar für "verantwortungslos" erklärt und ihm wiederholt unreflektiert dieselben referenzen als "beweis" seiner ernährungsphilosophie präsentiert, die noch lange nicht "evidence-based" sind. dass allein die positive energiebilanz, sprich ein überhöhter körperfettanteil (v.a. die viszerale adipositas) für die entstehung der insulinresistenz (metabolisches syndrom NIDDM) verantwortlich ist und nicht eine "überhöhte" kohlenhydratzufuhr bzw. eine zufuhr "falscher" kohlenhydrate (der insulinspiegel korreliert mit dem körperfettanteil!), scheinen weder sie noch dr. worm akzeptieren zu wollen. ebensowenig, dass der glykämische index wirklich nur im falle einer bereits bestehenden insulinresistenz von klinischer bedeutung ist, nicht jedoch beim stoffwechselgesunden (worm hält mich für diese aussage für "verantwortungslos". das zeigt aber nur sein mangelndes verständnis der physiologie des insulinhaushalts auf).
gerade in einem laienforum sollte man erkenntnisse präsentieren und transportieren, nicht aber hypothesen und "philosophien", die alles andere als auf seriös-wissenschaftlichen fakten beruhen. worm tut so, als ob alle renommierten stoffwechselexperten deppen wären! er wäre gut beraten, etwas zurückhaltender zu sein und sich der diskussion mit klinikern zu stellen (mit ernährungsphilosophen wie pudel würde auch ich streiten:winke:)
gruß, kurt
 
Nur kurz zu Ihrem Irrtum über Obst

obst enthält nicht nur fructose, sondern auch glucose. es gibt obstsorten, die überwiegend fructose enthalten (wie z.b. äpfel) und sorten, die überwiegend glucose enthalten (z.b. weintrauben).
nochmals: der GI spielt für den stoffwechselgesunden, der keine insulinresistenz und damit eine normale glucosetoleranz aufweist, keine rolle. wer das gegenteil behauptet, ist fachlich so qualifiziert wie montignac (und der ist bekanntlich kein ernährungswissenschaftler, geschweige denn mediziner).
gruß, kurt
 
ein abschließendes Wort

sehr geehrter dr. worm,
ich empfehle ihnen, ihr klinisches wissen über die physiologie des insulinhaushalts und pathophysiologie des metabolischen syndroms zu erweitern bzw. zu aktualisieren sowie die wissenschaftliche primärliteratur künftig etwas kritischer zu evaluieren, bevor meinen, die lösung des metabolischen syndroms gefunden zu haben und so enthusiastisch bücher schreiben und auf vortragsreisen gehen. ein wenig mehr selbstkritik würde ihnen nicht schaden, sie überschätzen nämlich ihre fachliche kompetenz auf klinischem gebiet. wie ich schon herrn janas postete, würde auch ich mit volker pudel "streiten", aber offensichtlich haben sie sich noch nie klinischen stoffwechselexperten "gestellt" - anders kann ich mir ihre fachlich fehlerhaften und z.t. überheblichen ("betonköpfe"...) aussagen nicht erklären.
nochmals: ich bin mir sehr wohl bewusst, dass der "state of the art" ein dynamischer prozess ist. aber man sollte zurückhaltend sein, bevor man eine "neue wahrheit" postuliert. vor allem in einem medizinischen laienforum.
mit freundlichem gruß,
kurt moosburger
 
Warum so moralinsauer?

Im Vergleich zu dem, was Kurt sich v.a. in älteren Postings herausgenommen hat, in denen er sich wohl noch nicht hat träumen lassen, dass einer der von ihm Geschmähten hier live und in Farbe auftauchen würde und die Suchfunktion bedienen könnte, ist diese Bemerkung doch wirklich mehr als harmlos. Immerhin kannst Du sie zwar ironisch verstehen, das ist dann aber Dein Problem. Zunächst steht da nur wertfrei, dass Kurt alles weiß und überall dabei war. Und dieser Eindruck drängt sich nunmal auf, wenn man hier ein bißchen länger mitliest... :winke:
Einen in einer Nachbardisziplin engagierten Wissenschaftler - in seiner Abwesenheit - als Blender zu bezeichnen, sprich Kollegenschelte (in einem Laienforum!) zu betreiben, ist IMHO ein ganz anderer Schuh als eine ironische/polemische Bemerkung "von Angesicht zu Angesicht".
Ich habe keine Ahnung, wie das in medizinischen/ernährungswissenschaftlichen Kreisen gehandhabt wird, ich kann also nur für mein Forschungsgebiet sprechen: Wenn ich einen Kollegen von einer Nachbarfakultät öffentlich derartig persönlich beleidigt hätte, würde ich mit gewaltigen Magenschmerzen und einer Tarnkappe zur nächsten Tagung fahren. Denn ich fürchte, dass die meisten meiner Kollegen diese Schelte noch weitaus negativer bewerten als die (lässlichen?) Sünden Laberei, Blendertum und erst recht fachliche Irrtümer. Aber das soll ja meine Sorge nicht sein, denn ich pflege mich in meinem Gebiet auf fachliche Diskussionen zu beschränken. Zumindest bemühe ich mich nach Kräften darum. :winke:

Gruß

Tabea
 
sehen Sie...

...das ist die unterschiedliche qualifikation zwischen einem facharzt für innere medizin und einem ernährungswissenschaftler. solche laborwerte zu interpretieren, ist das "tägliche brot" eines internisten. da braucht es kein "WOW" der bewunderung:winke:.

kurt
 
Stimmt...

... auf die Auseinandersetzung hätte ich mich auch gefreut. Ein bißchen was ist ja immerhin passiert. Und für die fachliche und persönliche Fortsetzung müssen wir halt alle auf dieser Tagung im Oktober Mäuschen spielen! :winke:

Bis demnächst in diesem Theater! :)

Tabea
 
Re: Nur kurz zu Ihrem Irrtum über Obst

Danke für den Hinweis Kurt, da haben Sie aber auch Recht. Man muss richtig nachlesen. Damit habe ICH (oh, da hatte ich wohl versehentlich die Feststelltaste betätigt) gar kein Problem. Festhalten kann ich auf jeden Fall, dass unsere heimischen Obstsorten (Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche) durchgehen einen deutlich niedrigeren GI haben als die exotischen (Ananas, Papaya, Orange und Banane). Wir wollen jetzt auch nur über den GI und nicht über sonstige Vorzüge der einen oder anderen Fruchtsorte reden.

Sie haben übrigens Recht, da war irgendwas mit dem Marathon und mir, nicht wahr? Aber ich vermute, dass ich es auch dieses Mal nicht - wie soll ich es anders ausdrücken - zu Ihnen rüber bringen kann, was ich Ihnen recht erfolglos vor zwei Jahren versucht habe zu erklären: In den letzten 10 Wochen vor dem Wettkampf nehme ich 'ganz normal' KH zu mir, und selbstverständlich auch im Wettkampf. AUßERHALB der Wettkampfphase trainiere ich bisweilen OHNE KH und bilde mir ein, dass das besonders den Fettstoffwechsel trainiert. Meine Zeit steht übrigens bei 3:08 h, und in München nehme ich dieses Jahr die 3:00 h auf's Korn. Das hatten Sie vor zwei Jahren für schlichtweg als Blödsinn abgetan. Lesen Sie 's soch einfach nach /phpapps/ubbthreads/images/icons/blush.gif) Diese Diskussion müssen wir auch tatsächlich nicht neu aufrollen. Die andere können wir aber weiter führen. Nur etwas methodischer. Und dazu eröffne ich jetzt ein neues Thread.
MfG Ingo Janas
 
A

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Re: Atkins/Low-Carb - verspätete Replik
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