Artikel: Begriffsdefinitionen in der Werbung

Zeus1

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Anbei ein Artikel aus der FAZ des heutigen Tages. Er speist seine Relevanz für das Forum aus der Frage des Ob und Wie der Anpreisung insbesondere von Lebensmitteln und deren Wirkung auf den Menschen. Da hierunter auch immer wieder "Fett burner" und auch unverblümt die Gewichtsminderung durch bestimmte Nahrungsmittel fällt, sollte man diesen Artikel einmal durchlesen, da er einige interessante Regelungen bietet. :winke:

LG,

René


EU plant Verbot zahlreicher Werbeslogans

10. Juli 2003 Die Proteste gegen die geplante EU-Regulierung für die Lebensmittel- und Getränkewerbung haben die Europäische Kommission nicht beeindruckt. Jetzt hat die Brüsseler Behörde den für kommende Woche angekündigten Vorschlag in einigen Punkten sogar verschärft. Nach dem jüngsten Entwurf der Verordnung, der dieser Zeitung vorliegt, müssen sich Industrie und Werbewirtschaft insbesondere auf strenge Auflagen für gesundheitsbezogene Werbeaussagen einstellen.

Zahlreiche Werbesprüche wie "Stärkt die Abwehrkräfte" oder "Verbessert das Wohlbefinden" würden vollständig verboten, weil sie in "allgemeiner und nicht-spezifischer" Form Vorteile vorgaukelten, die nicht im einzelnen überprüfbar seien. Das gleiche soll für Werbebehauptungen gelten, die auf das psychische Empfinden und auf Verhaltensfunktionen abzielen ("Schafft gute Laune", "Hilft gegen Streß") oder eine Gewichtsminderung versprechen.

Gesundheitsversprechen bedürften einer Genehmigung

Unternehmen und Agenturen, die auf gesundheitsbezogene Werbung auch künftig nicht verzichten wollen, werden einen Hürdenlauf durch die EU-Bürokratie absolvieren müssen. Selbst wissenschaftlich anerkannte Aussagen wie "Kalzium stärkt die Knochen" oder "Obst ist gesund" wären nicht mehr ohne weiteres möglich. Nach einer Übergangsfrist von voraussichtlich drei Jahren dürften derartige Sprüche nur noch benutzt werden, wenn sie zuvor von den Mitgliedstaaten an die Kommission gemeldet und in eine "Positivliste" aufgenommen wurden. Spezifische Gesundheitsversprechen ("Entschlackt den Körper") sollen einer ausdrücklichen Genehmigung durch die EU-Kommission unterworfen werden. Anträge samt wissenschaftlicher Studien müßten beim EU-Lebensmittelamt in Brüssel eingereicht werden, das innerhalb von drei Monaten Stellung nehmen soll. Spätestens nach weiteren drei Monate würde die Kommission abschließend über den Antrag entscheiden.

Der Entwurf, der am Donnerstag bereits von den engsten Mitarbeitern der Kommissare beraten wurde, umfaßt außerdem detaillierte Vorschriften, um irreführende Nährwertangaben zu verhindern. Dazu sind genaue Bedingungen für die Verwendung von insgesamt 24 Begriffen wie "fettreduziert", "salzarm", "leicht" oder "vitaminangereichert" vorgesehen. Beispielsweise dürften "Niedrigfettprodukte" nach diesem Verzeichnis nicht mehr als 3 Prozent Fett enthalten. Zusätzlich kompliziert wird die geplante Regelung dadurch, daß die Kommission sogenannte Ernährungsprofile für Lebensmittelgruppen erarbeiten will. Einbezogen werden sollen unter anderem der Gehalt an Fetten, Zucker und Salz. Nach einer Übergangsfrist von 18 Monaten dürften Produkte, die diesen Profilen nicht entsprechen, weil zum Beispiel ihr Fettgehalt zu hoch ist, weder eine Nährwertkennzeichnung noch gesundheitsbezogene Angaben tragen.

Industrie befürwortet klare Rahmenbedingungen

Wie bereits das Tabakwerbeverbot begründet die Kommission ihren Vorschlag sowohl mit dem Schutz der Verbraucher als auch mit der Sicherung des freien Handels im EU-Binnenmarkt. Die Sprecherin von EU-Verbraucherkommissar David Byrne hob gegenüber dieser Zeitung hervor, daß die europäische Lebensmittelindustrie die Initiative ausdrücklich befürwortete, weil sie klare Rahmenbedingungen für die Werbung schaffe. Im übrigen sei es ein weitverbreitetes und von der Werbewirtschaft gezielt mißbrauchtes Mißverständnis, daß das Regelwerk neue Auflagen produziere. Denn nach geltender Rechtslage seien gesundheitsbezogene Werbebehauptungen für Lebensmittel verboten; allerdings halte sich mit Ausnahme Dänemarks, das nun eine "Liberalisierung" befürchte, kaum ein Land daran.

Der Geschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, Volker Nickel, sieht in dem Vorschlag dagegen "sozialistisches Gedankengut", aus dem ein völlig verzerrtes Menschen- und Verbraucherbild der Kommission spreche. "Die Leute sind werbegeübt. Die Kommission braucht sie nicht ans Händchen zu nehmen".

Text: bü., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2003, Nr. 158 / Seite 11
 
Nötig wie ein Kropf..

Sind wir mündige Bürger oder Schwachmaten?

Ich halte das für genauso sinnvoll wie den Hinweis nach jeder Pharma-Werbung: "Zu den riesigen Nebenwirkungen..."

Wenn der Hinweis, daß Obst gesund ist, demnächst noch einer Genehmigung aus Brüssel bedarf, dann grüßen wir bald den Hut auf der Stange.

Eine EU, die sowas verzapft will und brauche ich nicht.

Allen ein schönes WE!

Gerd
 
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