Pre-Trainingsmahlzeit
Der im Fußball häufig zitierte Spruch 'Nach dem Spiel ist vor dem Spiel' lässt sich ohne weiteres auch auf das Bodybuilding übertragen: Nach dem Training ist vor dem Training. Will heißen, wer sofort im Anschluss an das Training die richtigen Maßnahmen ergreift, der wird beim nächsten Training besser und stärker sein als zuvor.
In der Praxis bedeutet dies, die physiologischen Bedürfnisse unseres Körpers,
die durch ein intensives Gewichtstraining entstanden sind zu befriedigen. Wer regelmäßig hart und schwer trainiert, der weiß genau, wie man sich am Ende einer Trainingseinheit fühlt, nämlich erschöpft, kaputt und ohne Energie. Dies bedeutet, dass dem Körper zuallererst verbrauchte Energie wieder zugeführt werden muss. Da man verbrauchte Energie nun einmal nicht über die Zufuhr von Protein wiederauffrischt, ist der obligatorische Proteinshake sofort nach dem Training sicherlich nicht die beste Lösung. Primär muss der Athlet dafür Sorge tragen, dass die Energiespeicher der Muskelzellen, also die Glykogenspeicher, schleunigst wieder aufgefüllt werden. Die Rezeptoren der Muskelzellmembran reagieren nach dem Training hochgradig sensibel auf das Hormon Insulin und signalisieren eine erhöhte Bereitschaft für die Aufnahme von Glucose.
Ist im Anschluss an das Training ausreichend Glucose im Blutkreislauf vorhanden, so wird diese durch das Hormon Insulin in die Muskelzellen transportiert und dort als Glykogen eingelagert. Voilà, die Glykogenspeicher der Muskulatur werden wieder aufgefüllt und die Erholungsphase kann beginnen.
Um sicherzustellen, dass nach dem Training genügend Glucose im Blutkreislauf vorliegt, muss der Athlet für eine ausreichende Zufuhr einfacher, schnell verdaulicher und hochglykämischer Kohlenhydrate sorgen. Die ideale Glucose- bzw. Energiequelle im Anschluss an das Training ist Traubenzucker (Dextrose). Empfehlenswert ist eine Dextrosezufuhr von 0,7-1,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ein 80 kg schwerer Athlet sollte demzufolge nach dem Training 56-80 Gramm Dextrose konsumieren. Bereits wenige Minuten nach der Einnahme geht die Dextrose ins Blut und der Blutglucosespiegel steigt signifikant an. Dies provoziert die Ausschüttung von Insulin, dem körpereigenen Nährstofftransportvehikel, und es kommt zu der bereits angesprochenen Einlagerung
von Glucose im Muskel in Form von Glykogen. Als ideale Dextrosequelle empfiehlt sich Traubensaft, Traubenzucker oder dextrosehaltige Sportgetränke.
Neben einer erhöhten Glucoseaufnahmebereitschaft besitzt die Muskelzelle direkt nach dem Training auch eine verstärkte Sensibilität gegenüber Creatin und Glutamin. D.h., die Aufnahmefähigkeit der Muskeln ist für Creatin und Glutamin nach dem Training ebenfalls größer. Voraussetzung ist allerdings, dass gleichzeitig ausreichend Blutglucose bzw. Insulin vorhanden ist. Dies bringt uns wieder zurück zu den dextrosehaltigen Sportdrinks. Wer direkt nach dem Training dextrosehaltige Präparate verzehrt, die außerdem Creatin und Glutamin enthalten, der füllt nicht nur seine Muskelglykogenspeicher schnell wieder auf, sondern der garantiert auch eine maximale Creatin- und Glutaminresorbtion durch die Muskelzellen.
Dextrosehaltige Getränke sorgen für eine rasche Wiederherstellung verbrauchter Energie.
5-10 Gramm Creatin sowie 10-15 Gramm Glutamin in Verbindung mit der angesprochenen Dextrosedosierung sorgen für eine deutlich beschleunigte körperliche Regeneration und damit schnelleren Einleitung muskelaufbauender Prozesse. Eine Portion Creatin sowie Glutamin
in ein Mixgetränk aus 0,3l Traubensaft und 0,4l Wasser eingerührt, ist meiner Meinung nach die ideale Mahlzeit nach dem Training, und zwar für alle Bodybuilder, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, ob Naturalbodybuilder oder Steroidverwender. Die physiologischen
Gegebenheiten nach einem harten Training sind stets die selben. Erst muss verbrauchte Energie erneuert werden und gleichzeitig sollte man die verstärkte Creatin- und Glutaminaufnahmebereitschaft der Muskelzellen für sich nutzen.
Ungefähr 45-60 Minuten später empfiehlt es sich dem Körper dann auch 40-50 Gramm Protein zuzuführen um den Wiederaufbau bzw. Neuaufbau von Muskelgewebe einzuleiten. Es ist hierbei ratsam auf eine Proteinquelle zurückzugreifen, die nach der Einnahme den Aminosäurenspiegel im Blut über mehrere Stunden hochhält. Ideal wäre langsam verdauliches Protein wie z.B. Rindfleisch, Eier oder ein Dreikomponeneten-Proteinpulver aus Lactalbumin, Milchprotein und Eialbumin. Meiden sollten man auf jeden Fall sogenannte Whey Protein Produkte, da deren Aminosäuren zu schnell verdaut werden und in erster Linie zu Energie oxidieren und so nicht dem Wiederaufbau von Muskelgewebe zur Verfügung stehen. Mit dieser Proteinmahlzeit sollten dann wiederum 0,7-1,0 Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht verzehrt werden. Diesmal jedoch nicht in Form von hochglykämischen, schnell verwertbaren Kohlenydraten sondern ausschließlich als komplexe Kohlenhydrate wie z.B. Reis, Nudeln oder Haferflocken. Wer diese Regeln beachtet, wird optimale Fortschritte machen, da sowohl die Regenerationsphase als auch der Muskelaufbau nach dem Training schneller vom Körper eingeleitet werden.