Nein, der Nachbrenneffekt an sich kostet ja keine Energie. Es geht nur darum, dass der während der Anstrengung im Stoffwechsel in Gang gekommene Abbau von Fett noch weiterhin andauert. Die dadurch freigesetzte Energie ermöglicht dann - so wie ich es verstehe sowie nach meiner Erfahrung - eine reduzierte Zufuhr von Kalorien (d.h. ich esse nach dem Sport nicht mehr sondern weniger als sonst), und das bringt den zusätzlichen Effekt.
Ich will nicht ausschließen, dass ich auf der Leitung sitze, aber Fett ist doch Energie. Wird die Energie freigesetzt, dann nicht aus Spaß an der Freude, sondern, um einen Bedarf an Energie zu stillen. Wenn ... falls es also einen Nachbrenneffekt geben sollte, dann muss der Körper auf längere Zeit im "Ruhezustand" nicht ganz so zur Ruhe kommen, als das vor dem Training der Fall ist. Ich, der ich noch nicht so durchtrainiert bin, habe noch viele Minuten nach einer intensiven Belastung einen erhöhten Puls, aber eben keine Stunden. Ich atme auch nicht über Stunden häufiger als vor dem Training. Wenn ein Energieverbrauch nach einem Ausdauertraining bedeutsam wäre, dann müsste man dem Körper doch eine erhöhte Arbeit anmerken. Erst recht, wenn die damit umgesetzte Energie entscheidender sein soll als die, die ich akut während des Trainings in Form von Arbeit verrichte und dort am ganzen Körper zu spüren bekomme. Dass nach dem Training verzehrte Kohlehydrate zum Auffüllen der Glykkogenreserven verwendet werden, statt direkt als Körperfett gespeichert zu werden, ändert ja nichts daran, dass der kausale Energieverbrauch während des Trainings und nicht hinterher stattgefunden hat. Mit Eiweiß und Krafttraining ist es etwas anders, aber da ist ja auch die Ruhephase das eigentliche Training.
Das ausbleibende Bedürfnis mancher Leute, nach dem Training was zu essen, muss kein Indiz für einen Nachbrenneffekt sein. Das Leistungsniveau, dass man dem Körper beim Training abverlangt ist bezeichnend für eine kritische Situation. Da ist es nur zweckmäßig, dass der Körper erstmal all die kleinen eitlen Bedürfnisse hinten anstellt. Der Hunger kommt dann schon wieder, wenn die Alarmbereitschaft aufgehoben ist. Dass er nicht unmittelbar nach der Belastung wiederkommt ist auch nicht ungewöhnlich, selbiges Phänomen gibt's ja auch bei Schmerz im Zusammenhang mit Adrenalin. Andere Leute - ohne Namen zu nennen - beobachten Ähnliches mit Körperabfällen, müssen also mit überraschender Regelmäßigkeit kurz vor bereits bekanntem Leistungshoch (Prüfungen, intensiver Sport) auf die Toilette und jagen da alles durch die Klobrille, was keine Miete zahlt. Das hat nichts mit einem "Vorglüheffekt" zu tun. Ich halte es also nicht für schlüssig, dass Appetitlosigkeit nach dem Training aus einer alternativen Energiebereitstellung resultiert. Dass die Fettverbrennung "über das Training hinaus andauert", ist auch nicht ungewöhnlich. Der Körper verbraucht ja quasi zu jeder Sekunde Fett, solange man keine Spitzenleistungen von ihm einfordert. Das "weiterhin andauern" ist eigentlich nur die Rückkehr zum Normalbetrieb, der in Energiegewinnung durch Fettverbrennung besteht.
Hier ein vielleicht hilfreicher Artikel zum Thema "Nachbrenneffekt"
http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/Inhalt/Heft0508/Baum.pdf
Was Wissenschaftliches, super. Für mein Verständnis relevant ist folgender Auszug:
Die Energieumsätze vor und nach dem Training lagen bei 6,14±1,56kJ/min bzw.
6,30±1,48 kJ/min (n.s.) und waren nicht von der Trainingsform beeinflusst. Der
Anteil des Fettstoffwechsel an der gesamten Energiebereitstellung war nach dem
Training signifikant größer (42±13% gegen 63±12%, p <0,05). Insgesamt wird
gefolgert, dass die Phase nach körperlichen Aktivitäten im gesundheitsorientierten
Fitnesstraining nicht wesentlich zu der Erhöhung des Tages-Energieumsatzes
beiträgt.
Das spricht für mich eine klare Sprache. Der Energieverbrauch vor und nach dem Training ist faktisch gleich, ergo kein Nachbrenneffekt erkennbar. Alles, was ich sehe ist ein höherer Anteil der Fettverbrennung am körperlichen Energiemix. Mir ist zwar unklar, woher der Körper die restliche Energie nimmt, aber wenn Kurt Moosburger während des Trainings nicht zwischen den einzelnen Energielieferanten unterscheidet sondern nur den Gesamtumsatz als wichtig empfindet, dann ist es nur konsequent, das bei der Betrachtung des Verbrauches nach dem Training auch zu machen.
Ich bin sehr beeindruckt vom Ergebnis, möchte aber diesen Aufsatz nicht als letzte Wahrheit sehen, nur weil er zu meiner These passt. Es ist ein guter Anfang. Deshalb bitte ich natürlich auch um das Verlinken anderer, gerne auch gegenteilig resümierender Studien, falls jemand über sowas stolpert. Gibt halt einfach mehr her als persönliche Erfahrungen, die sich, soweit ich die posts hier durchlese, von Mensch zu Mensch recht widersprüchlich unterscheiden. Danke nochmal, mreder.