Wasseransammlung nach Radmarathon

juergens

New member
Ich hatte nach meinem letzten Radmarathon (Bern-Bodensee-Bern über 600 km) Wasseransammlungen im Körper. Hatte insgesamt ca. 2 kg an Gewicht zugenommen. Dass sich Wasser in der beanspruchten Muskulatur ansammelt (insbesondere Beinen) durch Mikroverletzungen wie bei einem Muskelkater, ist mir bekannt. Aber ich hatte erstmals auch am nächsten Morgen und den nächsten Tagen ein leicht geschwollenes Gesicht! Nach 3 bis 4 Tagen ist dann alles zurückgegangen.

Was kann das sein? Mineralstoffmangel?

Beim letzten RAAM mußten einige Fahrer wegen "water retention" aufgeben (Gegenteil von Dehydration?). Gibt's da Zusammenhänge?

Gruß Jürgen
 
A

Anzeige

Re: Wasseransammlung nach Radmarathon
Hallo Jürgen

Fühltest Du Dich auch schlecht (Benommenheit, Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel etc.)? Wenn ja, dann hattest Du sicher eine Hyponaträmie. Hatt ich auch schon mal an einem Ironman: Beine, Arme und Gesicht waren extrem geschwollen und auch auf der Lunge hatte ich Wasser, was sich auch noch in den nächsten Tagen in Atemproblemen bemerkbar machte.

Ich trank damals zwar ausreichend, aber das falsche. Weil mir vom isotonischen Getränk übel wurde (konnte nicht mal dran riechen), trank ich nur noch Wasser - und das war eben ein Fehler.
Was hast Du getrunken?

Ein Gruss aus der Schweiz, Coni.
 
Gestörte Nierenfunktion

hallo jürgen,
vorweg: auch wenn ich eine hyponatriämie in deinem fall nicht als ursache ansehe, kann ich coni nur bestätigen. der fehler, bei schweißtreibender ausdauerbelastung zuwenig natrium (bzw. kochsalz) zuzuführen, wird häufig gemacht (siehe den info-artikel "trinken im sport" auf meiner homepage).
allerdings darfst du das RAAM (ich war zweimal als betreuer dabei, hier kommt es ab tag 5 tatsächlich zum problem der hyponatriämie, trotz salzzufuhr) nicht mit einem "nur" 600 km langen radmarathon vergleichen, den man unter 24 stunden bewältigen kann, wenn man halbwegs gut trainiert ist. deiner schilderung nach dürfte deine gewichtszunahme bzw. generalisierte ödembildung auf eine glomeruläre dysfunktion (die glomerula sind die "filter" der niere) zurückzuführen sein, sprich, deine nieren haben plasmaproteine abfiltriert, die somit über den harn verloren gingen, v.a.albumin, wodurch der kolloidosmotische druck im gefäßsystem sank und dadurch wasser ins gewebe diffundierte (->ödem), und andererseits die wasserausscheidung, sprich harnbildung vermindert war und somit eine wasserretention bestand.
wahrscheinlich hast du den fehler gemacht, zuwenig getrunken zu haben, v.a. in der ersten stunden. die niere kann auf eine dehydratation und hypovolämie empfindlich reagieren, bis hin zum akuten prärenalen nierenversagen (dann scheidet die niere vorübergehend nichts bzw. fast nichts mehr aus).
ein zweiter aspekt könnte ein gestörter lymphabfluss sein.
ein DOMS ("muskelkater") führt übrigens zu keiner wasseransammlung in der muskulatur.
gruß, kurt
 
Nachfrage

Hallo Kurt!

Könntest du den Zusammenhang zwischen den "Fehler, in den ersten Stunden zu wenig getrunken" zu haben und der glomerulären Abfiltration von Plasmaproteinen noch mal erklären?
Wie führt das eine zum anderem, Kurt?
Wenn bei einem einsetzendem akuten prärenalen Nierenversagen (fast) nichts mehr filtriert wird, wieso werden dann noch Plasmaproteine filtriert?
Ich stehe im Moment etwa auf dem Schlauch... :)

Viele Grüße, Jörg
 
Re: Nachfrage

hallo jörg,
die niere reagiert auf einen volumsmangel (z.b. blutverlust, dehydratation usw.) mit einer einschränkung der harnproduktion bis hin zur anurie. das wäre dann ein akutes nierenversagen (das übrigens in der regel reversibel ist). bei weiterer flüssigkeitszufuhr kann das zu einer wasserretention mit ödembildung führen (in der therapie des akuten nierenversagens muss man eine genaue flüssigkeitsbilanz durchführen und notfalls dialysieren bzw. hämofiltrieren, bis die nierenfunktion wieder in gang kommt).
der zweite aspekt, den ich angesprochen habe, ist eine schädigung des glomerulums als filter, wie es z.b. bei einer akuten glomerulonephritis der fall ist. dann werden auch plasmaproteine ausgeschieden, was normalerweise nicht der fall ist. auf diese weise kommt es zu einer hypoproteinämie, v.a. hypalbuminämie, was den onkotischen druck (=kolloidosmotischer druck) absenkt, wodurch es zur allgemeinen ödembildung kommt (plasmaproteine, v.a. albumin, "binden" wasser).
ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt.
gruß, kurt
 
Alles klar! ;-)

Ok, Kurt,

Jetzt habe ich alles verstanden - danke! :winke:

Mein Denkfehler war, dass ich beide Aspekte in einen Kausalzusammenhang gestellt habe.

Puh, so sehr ich Athleten bewundere, die solche Ziele meistern, so sehr beeindrucken mich auch solche (eigentlich selbstverursachten) Gesundheitsprobleme. Wenn meine Nieren mir ein Ödem fabrizieren würden, dann würde ich vor Angst um sie aus der Hose hüpfen...

An dem Rosendorfer-Zitat von mir ist eben sehr viel dran! :lol:

Jörg

P.S.:
Es lag also nicht an deiner Ausdrucksweise, die eigentlich immer exakt ist (häufig besser verständlich, als in meinen Lehrbücher :winke:). Hast du nicht schon mal daran gedacht, ein Lehrbuch zu schreiben? Wäre doch eine Idee, oder? Mit Themen, die du auch schon auf deiner hp publiziert hast. Ich würde es auf jeden Fall kaufen! Solche Bücher habe ich auf jeden Fall noch nicht in einer medizinischen Universitätsbuchandlung gesehen.
 
Danke erstmal für die Anworten!

>Fühltest Du Dich auch schlecht (Benommenheit, Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel etc.)? <

Nein, miur ging's eigentlich während des Marathons und danach recht gut. Bin auch nicht mit voller Power gefahren, weil nicht die Zeit als Ziel im Vordergrund stand, sondern die Absolvierung der Quali für Paris-Brest-Paris. Bin letztes Jahr die Strecke schon mal gefahren und bin auch noch Ende Mai innerhalb einer Woche die Qualis 200, 300 und 400 km gefahren, danach nochmal in Holland 350 km. Noch nie hatte ich die - allerdings nur leichten! - Schwellungen im Gesicht.

Getrunken habe ich eigentlich auch wie immer, erst die Iso-Pampe (Ultra-Buffer), dazwischen auch Extran, später überwiegend Wasser, Früchtetee und auch mal 'ne Cola (hat bisher nie geschadet). Leichte Probleme hatte ich diesmal mit der Nahrungsaufnahme, kein Hunger, feste Nahrung (Sandwiches) an den Verpflegungspunkten mußte ich mir runterwürgen).

Ok, vielleicht war's auch nur ein Ausreißer, werde aber bei PBP verschärft auf's Trinken achten, vor allem am Anfang! Nierenversagen ist sicherlich nicht so schön ;-( //gut, dass ich kein Hypochonder bin, sonst würde ich jetzt wahrscheinlich den Radsport aufgeben ;-))

>ein DOMS ("muskelkater") führt übrigens zu keiner wasseransammlung in der muskulatur. <

Davon bin ich aber noch nicht so überzeugt:

2 Beispiele - zufällig ausge"googled":

http://www.uni-leipzig.de/~sport/durchblick/db-mai03.htm
http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/biok/7862

Meine persönlich schlimmste Erfahrung mit Muskelkater hatte ich nach einer unsachgemäßen Anwendung mit dem Compex-Gerät an den Waden: richtig prall dick und 1 kg schwerer. Ging auch nach 2-3 Tagen wieder zurück.

Gruss Jürgen
 
A

Anzeige

Re: Wasseransammlung nach Radmarathon
Zurück
Oben