So, wie versprochen, berichte ich vom Symposium "Low Carb-Slow Carb - Kohlenhydrate im Widerspruch" - genauer gesagt, ich füge jetzt einfach den Text von meinem Newsletter ein, der morgen raus geht (mit einem Bild von einer "Stelze" - = "Eisbein" aber nicht gekocht sondern gegrillt *sabber*)
Vorab - die Stimmung war recht herzig, vorgeherrscht hat eher dieser "Wiener Schmäh" (auch bei der US-Amerikanischen Referentin, deren Aussage ich im Betreff zitiert habe), der besagt hat, dass die Diskussion darüber zwar vorhanden, aber eigentlich ein Schwachsinn ist.
Wer kennt sie nicht, die berühmte "Atkins Diät", mit der alles seinen Anfang nahm? Atkins (- der übrigens selbst stark übergewichtig wurde..) war der Retter der Amerikaner, als diese, trotz fettreduzierter Ernährung immer dicker und dicker wurden. Es kann nicht sein, dass man einfach zu viel isst, nein, die Nation braucht einen Schuldigen. Der war nun gefunden: die Kohlenhydrate sind es. Herrlich, Fleisch jede Menge, Fett jede Menge, aber bitte keine Kohlenhydrate. Der Preis dafür war unter anderem die Gicht.
Etwas später wurde man gescheiter und entdeckte den Glykämischen Index. Dieser Wert soll angeben, wie schnell die Kohlenhydrate eines Lebensmittels ins Blut gelangen. Es kommt also zur Hyperglykämie (überhöhter Blutzuckerspiegel), das Insulin schießt aus der Bauchspeicheldrüse und holt alles, was zuviel ist in die Leber, wo es zur Speicherform, dem Glykogen, umgebaut und abgelagert wird. Sind die Glykogenspeicher in den Muskeln und in der Leber voll, wird umgebaut zu Fett. Zeitgleich wird aber auch die Fettmobilisierung zur Energiegewinnung gebremst (wozu mit Normalbenzin fahren, wenn so viel Superbenzin da ist?).
Schnell im Blut, schnell aus dem Blut - angeblich sinkt dann der Blutzuckerspiegel unter dem Normwert und der Heißhunger setzt ein. Glucosetoleranz und Insulinresistenz sind die Schlagworte.
Jedes Kohlenhydrathaltige Lebensmittel wurde also auf seinen GI (Glykämischen Index) getestet. Und hier liegt schon eine der Fallen: Unterschiedlichste Methoden haben zu unterschiedlichsten Werten geführt. Abgesehen davon, dass der GI von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie z.B. der Gesamtzusammensetzung der Nahrung, die man isst (ein Stück Weißbrot hat einen höheren GI als ein Weißbrot mit Butter und Nutella drauf, weil Beides ja so gut wie keine Kohlenhydrate enthält - außer dem Nutella ein Bisschen), es außerdem trotz noch so genauer Berechnung des GI der einzelnen Bestandteile der Nahrung zu völlig anderen Ergebnissen dann bei einer Messung des Blutzuckerspiegels kommt, weiß der Geier, warum (am Insulin kann es doch nicht liegen, es wird doch nicht "gescheiter" sein, als man vermutet?) und Vielem mehr, ist das Ganze höchst umständlich zu handhaben.
Macht nichts, wofür gibt es die Lebensmitteltechnologie? Also produzierte man Low Carb Fertigprodukte. Die Zutaten sind zum Teil gesundheitlich höchst bedenklich - und in Europa auch gar nicht zugelassen. Geschmacklich sind sie ebenfalls nicht gerade verführerisch, trotzdem stiegen die Verkaufszahlen bis Ende 2004 ins Uferlose. Die Produktionsweisen dieser Produkte erinnert an einen Film von Louis de Funes "Brust oder Keule?"...
Die Verkaufszahlen beginnen in den USA nun wieder drastisch zu sinken - deswegen das wörtliche Zitat "the craze is over now" ("Der Wahnsinn ist vorüber")
Der GI kann es aber auch nicht sein, denn die Karotte wäre dann ein "verbotenes" Lebensmittel, ebenso wie der Erdapfel nicht mehr gegessen werden dürfte. Also kam man auf die Glykämische Last. Die ist schon realistischer. Und noch komplizierter in der Berechnung und Handhabung.
Der Tenor auf dem hochkarätig besetzten Symposium war einhellig: Hände weg davon, es stehen für eine sehr fragwürdige und nicht umsetzbare Theorie Lebensmittel auf der "Verbotsliste", die sehr wichtige Nährstoffe bei niedriger Kalorienzahl beinhalten (z.B. die erwähnten Karotten und noch viele mehr). Auch Studien konnten nicht beweisen, dass die "Heißhungertheorie" stimmt. 15 Studien fanden Hinweise dafür, 16 fanden keinen Hinweis. Ebenso bei der (langfristigen) Gewichtsreduktion - nach kurzfristigen Erfolgen (trockener Kommentar von Prof. Elmadfa: "Es könnte da also doch ein Bisschen was dran sein") stagniert die Gewichtsreduktion und nach ca. 6 Monaten nehmen Menschen, die eine "konventionelle" Diät halten konstanter ab, nach einem Jahr ist der Vorsprung der Low-Carb Diäten aufgebraucht. Und das bei einer unglaublichen Monotonie am Speiseplan - wer will schon täglich Krabben mit Wurst essen, oder wer schafft das berühmte Steirische "Verhackerte" ohne Brot?
Somit hatten bei einem Diätvergleich folgerichtig auch das Weight Watchers Prinzip und die "Zone" Diät die besten Durchhaltequoten und die besten Erfolge, weil sie praktikabel und abwechslungsreich sind.
Der "Low Carb" Weisheit letzter Schluss sind nun die "Slow Carb" Produkte. Slow Carb bedeutet kohlenhydrathaltige Lebensmittel, deren Zucker nur langsam aufgespalten werden können (z.B.: Vollkornbrot....) und die möglichst viele unverdauliche Kohlenhydrate beinhalten - BALLASTSTOFFE mit all ihren gesundheitsfördernden Wirkungen. Und damit schließt sich der Kreis annähernd wieder zu den Ernährungsempfehlungen der WHO, der D-A-CH und vielen anderen: zur Gewichtsreduktion Kalorienreduziert, etwa 50% der täglich aufgenommenen Nahrung sollten Kohlenhydrate sein, dabei wenig Zucker und mehr Vollkornprodukte, Obst und Gemüse.....
Glucosetoleranz und Insulinresistenz sind für Gesunde kein Thema - hier wird um das Gewicht der Wimper diskutiert, wenn es um´s Abnehmen geht. Diese Begriffe haben nur für die Therapie von Diabetes Mellitus II Bedeutung, wobei sich auch hier gezeigt hat, dass sich die Insulinresistenz bei Gewichtsreduktion wieder normalisiert - hier stellt sich eher die berühmte Henne-oder-Ei Frage, was war zuerst, die Insulinresistenz oder das Übergewicht?
Anmerkung zum Schluss: Meine Frage, ob die Initialerfolge der Low Carb Diäten im Vergleich zu konventionellen Diäten auch wirklich eine Reduktion des Körperfettanteiles bedeuten oder eher Verlust an Muskelmasse, wurde erst nicht konkret beantwortet. Warum, das erfuhr ich später: es gibt nur eine einzige Studie, die diesen Faktor mit berücksichtigt hat!
So long fellows und lasst Euch die Spaghetti (wieder) mit gutem Gewissen schmecken!
LG
Meni
Vorab - die Stimmung war recht herzig, vorgeherrscht hat eher dieser "Wiener Schmäh" (auch bei der US-Amerikanischen Referentin, deren Aussage ich im Betreff zitiert habe), der besagt hat, dass die Diskussion darüber zwar vorhanden, aber eigentlich ein Schwachsinn ist.
Wer kennt sie nicht, die berühmte "Atkins Diät", mit der alles seinen Anfang nahm? Atkins (- der übrigens selbst stark übergewichtig wurde..) war der Retter der Amerikaner, als diese, trotz fettreduzierter Ernährung immer dicker und dicker wurden. Es kann nicht sein, dass man einfach zu viel isst, nein, die Nation braucht einen Schuldigen. Der war nun gefunden: die Kohlenhydrate sind es. Herrlich, Fleisch jede Menge, Fett jede Menge, aber bitte keine Kohlenhydrate. Der Preis dafür war unter anderem die Gicht.
Etwas später wurde man gescheiter und entdeckte den Glykämischen Index. Dieser Wert soll angeben, wie schnell die Kohlenhydrate eines Lebensmittels ins Blut gelangen. Es kommt also zur Hyperglykämie (überhöhter Blutzuckerspiegel), das Insulin schießt aus der Bauchspeicheldrüse und holt alles, was zuviel ist in die Leber, wo es zur Speicherform, dem Glykogen, umgebaut und abgelagert wird. Sind die Glykogenspeicher in den Muskeln und in der Leber voll, wird umgebaut zu Fett. Zeitgleich wird aber auch die Fettmobilisierung zur Energiegewinnung gebremst (wozu mit Normalbenzin fahren, wenn so viel Superbenzin da ist?).
Schnell im Blut, schnell aus dem Blut - angeblich sinkt dann der Blutzuckerspiegel unter dem Normwert und der Heißhunger setzt ein. Glucosetoleranz und Insulinresistenz sind die Schlagworte.
Jedes Kohlenhydrathaltige Lebensmittel wurde also auf seinen GI (Glykämischen Index) getestet. Und hier liegt schon eine der Fallen: Unterschiedlichste Methoden haben zu unterschiedlichsten Werten geführt. Abgesehen davon, dass der GI von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie z.B. der Gesamtzusammensetzung der Nahrung, die man isst (ein Stück Weißbrot hat einen höheren GI als ein Weißbrot mit Butter und Nutella drauf, weil Beides ja so gut wie keine Kohlenhydrate enthält - außer dem Nutella ein Bisschen), es außerdem trotz noch so genauer Berechnung des GI der einzelnen Bestandteile der Nahrung zu völlig anderen Ergebnissen dann bei einer Messung des Blutzuckerspiegels kommt, weiß der Geier, warum (am Insulin kann es doch nicht liegen, es wird doch nicht "gescheiter" sein, als man vermutet?) und Vielem mehr, ist das Ganze höchst umständlich zu handhaben.
Macht nichts, wofür gibt es die Lebensmitteltechnologie? Also produzierte man Low Carb Fertigprodukte. Die Zutaten sind zum Teil gesundheitlich höchst bedenklich - und in Europa auch gar nicht zugelassen. Geschmacklich sind sie ebenfalls nicht gerade verführerisch, trotzdem stiegen die Verkaufszahlen bis Ende 2004 ins Uferlose. Die Produktionsweisen dieser Produkte erinnert an einen Film von Louis de Funes "Brust oder Keule?"...
Die Verkaufszahlen beginnen in den USA nun wieder drastisch zu sinken - deswegen das wörtliche Zitat "the craze is over now" ("Der Wahnsinn ist vorüber")
Der GI kann es aber auch nicht sein, denn die Karotte wäre dann ein "verbotenes" Lebensmittel, ebenso wie der Erdapfel nicht mehr gegessen werden dürfte. Also kam man auf die Glykämische Last. Die ist schon realistischer. Und noch komplizierter in der Berechnung und Handhabung.
Der Tenor auf dem hochkarätig besetzten Symposium war einhellig: Hände weg davon, es stehen für eine sehr fragwürdige und nicht umsetzbare Theorie Lebensmittel auf der "Verbotsliste", die sehr wichtige Nährstoffe bei niedriger Kalorienzahl beinhalten (z.B. die erwähnten Karotten und noch viele mehr). Auch Studien konnten nicht beweisen, dass die "Heißhungertheorie" stimmt. 15 Studien fanden Hinweise dafür, 16 fanden keinen Hinweis. Ebenso bei der (langfristigen) Gewichtsreduktion - nach kurzfristigen Erfolgen (trockener Kommentar von Prof. Elmadfa: "Es könnte da also doch ein Bisschen was dran sein") stagniert die Gewichtsreduktion und nach ca. 6 Monaten nehmen Menschen, die eine "konventionelle" Diät halten konstanter ab, nach einem Jahr ist der Vorsprung der Low-Carb Diäten aufgebraucht. Und das bei einer unglaublichen Monotonie am Speiseplan - wer will schon täglich Krabben mit Wurst essen, oder wer schafft das berühmte Steirische "Verhackerte" ohne Brot?
Somit hatten bei einem Diätvergleich folgerichtig auch das Weight Watchers Prinzip und die "Zone" Diät die besten Durchhaltequoten und die besten Erfolge, weil sie praktikabel und abwechslungsreich sind.
Der "Low Carb" Weisheit letzter Schluss sind nun die "Slow Carb" Produkte. Slow Carb bedeutet kohlenhydrathaltige Lebensmittel, deren Zucker nur langsam aufgespalten werden können (z.B.: Vollkornbrot....) und die möglichst viele unverdauliche Kohlenhydrate beinhalten - BALLASTSTOFFE mit all ihren gesundheitsfördernden Wirkungen. Und damit schließt sich der Kreis annähernd wieder zu den Ernährungsempfehlungen der WHO, der D-A-CH und vielen anderen: zur Gewichtsreduktion Kalorienreduziert, etwa 50% der täglich aufgenommenen Nahrung sollten Kohlenhydrate sein, dabei wenig Zucker und mehr Vollkornprodukte, Obst und Gemüse.....
Glucosetoleranz und Insulinresistenz sind für Gesunde kein Thema - hier wird um das Gewicht der Wimper diskutiert, wenn es um´s Abnehmen geht. Diese Begriffe haben nur für die Therapie von Diabetes Mellitus II Bedeutung, wobei sich auch hier gezeigt hat, dass sich die Insulinresistenz bei Gewichtsreduktion wieder normalisiert - hier stellt sich eher die berühmte Henne-oder-Ei Frage, was war zuerst, die Insulinresistenz oder das Übergewicht?
Anmerkung zum Schluss: Meine Frage, ob die Initialerfolge der Low Carb Diäten im Vergleich zu konventionellen Diäten auch wirklich eine Reduktion des Körperfettanteiles bedeuten oder eher Verlust an Muskelmasse, wurde erst nicht konkret beantwortet. Warum, das erfuhr ich später: es gibt nur eine einzige Studie, die diesen Faktor mit berücksichtigt hat!
So long fellows und lasst Euch die Spaghetti (wieder) mit gutem Gewissen schmecken!
LG
Meni