Suchtmittelkonsum und Heranwachsende

GerdHoetzel

New member
Ich hatte einmal die Gelegenheit, die "Karriere" eines Süchtigen (der seit Jahren wieder clean ist, dank Synanon in Berlin) von Ihm selbst geschildert zu bekommen. Die Einstiegsdroge war Nikotin, es endete bei Heroin und Kokain. Wer sowas mal gehört hat, der wird über den heutigen Beitrag in der Rheinischen Post bestürzt sein. Es ist halt alles nicht mehr so cool und easy, wenn man in die Beschaffungskriminalität abrutscht. Ich verabschiede mich sehr nachdenklich in das Wochenende und hoffe, es hat sich bei den Kids herumgesprochen, daß der Inhalt der Extasy-Pillen in der Disco von einer Woche zur anderen völlig unterschiedlich sein kann... mit entsprechenden Folgen für die grauen Zellen...

Quelle: Rheinische Post v. 10.01.03

Immer schneller vom Lutscher zum Joint
Von GREGOR MAYNTZ

BERLIN. Die Zahlen sind besorgnis erregend: Kinder und Jugendliche in Deutschland konsumieren verstärkt Drogen. Das hat 24 deutsche Suchthilfeverbände dazu gebracht, für ihre Arbeit in diesem Jahr das Schwerpunktthema "Jugend und Sucht" auszurufen. Die gesamte Gesellschaft soll aufgerüttelt werden: Fern der öffentlichen Wahrnehmung nehme eine verhängnisvolle Entwicklung ihren Lauf. Die Gefahr, in Abhängigkeit zu geraten, sei für junge Menschen besonders groß, aber auch die Chance, wieder herauszukommen, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS), Rolf Hüllinghorst.

Rund ein Drittel der Jugendlichen trinkt mindestens einmal in der Woche Alkohol, elf Prozent sogar mehrmals. Wie Suchtexperte Rüdiger Meierjürgen von der Barmer Ersatzkasse weiter berichtete, nehmen außerdem Trinkexzesse ("binge drinking") und der riskante Konsum von mehreren Suchtmitteln gleichzeitig zu. In der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen rauchen schon 18 Prozent, vor zehn Jahren waren es nur elf; der Anteil bei den Mädchen stieg sogar von zwölf auf 21 Prozent.

Erfahrungen mit illegalen Drogen hatten vor einem Jahrzehnt 18 Prozent der Zwölf- bis 25-Jährigen, vor fünf Jahren waren es 23, jetzt sind es 27 Prozent. Und das Einstiegs alter sinkt: Mit 16 probieren Jugendliche im Durchschnitt zum erstenmal Haschisch, vor zehn Jahren begannen sie im Schnitt ein Jahr später damit. Gesunken ist die Bereitschaft, Cannabis abzulehnen, gestiegen die Bereitschaft, auch mit Amphe taminen (Aufputschmitteln) zu experimentieren (von vier auf elf Prozent).

Nach Auswertung verschiedener Studien kommt Suchtexpertin Jacqueline Engelke zu dem Schluss, dass neben familiären und individuellen Faktoren auch die Verfügbarkeit und der Preis von Suchtmitteln bei der Entwicklung von Suchtgefährdungen eine Rolle spielen: "Wenn Drogen bereits für einen Zwölfjährigen unproblematisch zu erreichen sind, dann erfolgt der Griff danach früher und schneller." Damit verringere sich gleichzeitig die Chance darauf, die Schule abzuschließen, fördernde Beziehungen aufzubauen oder andere Schutzfaktoren zu finden.

Der Anteil junger Klienten in den Beratungsstellen steigt, auch derjenigen, die Probleme mit Haschisch haben (20 Prozent). Unter den Alkoholkranken verzeichneten die Stellen bereits mehrere Dutzend unter 14-Jährige, auch 2,6 Prozent der Cannabis-Abhängigen waren jünger als 14 Jahre - also Kinder. Die DHS will auch in den eigenen Reihen die Sensibilität erhöhen: Die herkömmlichen Ausstiegskonzepte der Erwachsenen-Drogenhilfe funktionierten bei Kindern nicht. Der erste Schritt steht seit gestern im Internet: www.ausweg.de


Leitartikel:Verfügbare Sucht
 
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