Streßverminderung objektivierbar?

Urmel

New member
Hallo,

einer der Gründe dafür, warum ich Sport treibe, ist der Wunsch nach einer Streßverminderung (ich bitte um Verständnis dafür, daß ich die einzelnen Ursachen für diesen Streß jetzt nicht im Detail aufführen möchte).

Das brachte mich zu folgender Frage: Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, die durch Sportausübung stattfindende Streßverminderung in irgendeiner Weise objektiv zu erfassen?

Urmel
 
Da Stress selbst schon meiner Meinung nach eher ein subjektive Sache ist wird man das meiner Meinung nach kaum Objektiv messen können

Stress hat man nicht, Stress macht man sich IMHO

Gruss
Dirk
 
Stress objektiv messen

Hallo Urmel,

Ich würde Stress nicht als "Hirngespinst" ansehen, das man sich macht und eigentlich gar nicht existiert.

Das schwierige am Stress ist, dass er vielseitige Ursachen hat und sich ganz unterschiedlich äußern kann. Es gibt daher nicht die Stressmessung, sondern verschiedene Arten und Weisen, Stress objektiv darzustellen.

Beispiel Skelettmuskeltonus:
Im Zwischenhirn gibt es eine Instanz, die den Ruhetonus (gewissermaßen das Standgas) der Skelettmuskulatur reguliert. Damit haben wir eine Schnittstelle um zentralen Nervensystem. Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelralaxation setzen übrigens auch da an. Durch Entspannung der Skelettmuskulatur wird ein allegemeiner Entspannungszustand angestrebt. Dieser allgemeine Entspannungszustand weist charakteristische EEG-Merkmale auf, ist also objektiv messbar.

Blutuntersuchung:
Es wird immer wieder propagiert, Stress anhand veränderter Blutwerte zu erkennen, z.B. freie Radikalmessung usw. Da muss ich einräumen, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Da werden zum Teil auch unseriöse Messungen angeboten. Kurt, hast du in diesem Zusammenhang noch weitere Infos für uns?

Herz:
"Vegetativer Stress" lässt sich schon seit den 60ern äußerst objektiv und valide messen. Verinfacht formuliert lässt sich das Zusammenspiel von Ruhe und Belastung am Herzrhythmus ablesen. Solche Messwerte fließen in einfacher Form auch in die Own Zone von Polar ein, Stichwort Herzfrequenzvariabilität (HRV). Offenbar lässt sich an dieser Fähigkeit des Herzens, seine Frequenz flexibel zu regulieren, sehr gut auf seinen aktuellen Belastungszustand schließen. Stress wie wir ihn kennen verändert die HRV kurz,- mittel- und langfristig - der Herzschlag wird ungewöhnlich starr und gleichmäßig. Studien zeigen, dass etwa depressive Patienten geringere HRV haben als psychisch gesunde. In der Praxis konnte ich schon häufig signifikant zeigen, wie sich psychosoziale Unregelmäßigkeiten vegetativ niederschlagen und dadurch an der HRV messbar werden.

Auch gewisse Krankheiten bedeuten "Stress für das Herz". So haben KHK-Patienten reduzierte HRV. Ebenso Typ-2-Diabetiker. In der Prävention nutzen wir die HRV unter anderem, um Stress aber auch Herzerkrankungen früh zu erkennen.

Vor allem im intraindividuellen Vergleich, wenn ich also bei einer Person den Stress über viele Messungen dokumentiere, kann ich Veränderungen früh erkennen. Wenn eine solche "Stressmessung" auch immer etwas unspezifisch ist, so ist sie doch hochgradig sensitiv.

Stressfreie Grüße,
Euer Thomas

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Re: Stress objektiv messen

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deinen aufschlußreichen Beitrag.

Zum Thema Blutuntersuchung (diese Frage wäre auch an Kurt gerichtet): Gibt es hier eigentlich auch die Möglichkeit, die Streßhormone direkt zu messen oder wäre eine solche Blutuntersuchung nicht aussagekräftig genug bzw. aus anderen Gründen unpraktikabel (zu teuer, zu aufwendig, etc.)?

Zum Thema Herz: Was bezeichnest Du eigentlich als vegetativen Streß? Welcher Art bzw. Ausprägung waren die psychosozialen Unregelmäßigkeiten, die sich meßbar in Form von Streß niedergeschlagen haben?

Gibt es objektive und aussagekräftige Methoden der Streß-Messung, die sich gewissermaßen auch für die Heimanwendung und Selbstauswertung eignen? Wie oft muß der "Streßpegel" eigentlich gemessen werden, um über einen Zeitraum von zum Beispiel mehreren Wochen stattfindende Veränderungen zu erkennen?

Schönen Gruß, Urmel
 
ja, ich hab weitere Info

siehe die power point-präsentation zum thema "das übertrainingssyndrom - state of the art" auf meiner homepage.

cu, kurt
 
siehe mein Posting an Thomas (k.T.)
 
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