Ich weiß nicht. Es ist so seltsam. Wenn ich nämlich an die Sache mit meinem Kumpel denke, dann kommen die verschiedensten Gefühle auf.
Ab und an, wenn es mir mal so richtig dreckig geht, dann denke ich auch schon mal kurz:"Ne, das kann´s ja wohl nicht sein. Am besten Schluß machen!".
Aber seltsamerweise habe ich solche Gedanken nie bei "schwerwiegenden" Problemen. Als z.B. meine Freundin nach 3 1/2 Jahren Schluß gemacht hat, da habe ich mit Sport angefangen. Klar, um mich abzulenken. Denn wenn mein Körper so platt war (nach Cardio), daß ich erst nach ´ner halben Stunde in der Lage war die Kellertreppe hochzugehen, dann hatte ich einfach nichts mehr im Kopf. Supergeiles Gefühl.
Daran, daß es alles "lösen" würde, wenn ich mich umbringe, daran denke ich nur (immer nur ein kurzer Gedankenflash) bei "Generaldepressionen". Wenn mich mal wieder alles ankotzt.
Aber gleichzeitig denke ich dann auch immer: "Du bist gesund, hast ein komfortables Leben, brauchst keine Existenzängste haben, usw. Vielen anderen geht es nicht so gut. Die kämpfen sich trotz viel schwerwiegender Probleme durch das Leben. Wäre es da nicht unfair sich umzubringen? Außerdem ist das Spiel erst nach dem Schlußpfiff vorüber."
Und seit 95 habe ich dann halt auch noch den besonderen Bezugspunkt zu der Thematik.
Im Grunde kann es sich keiner so genau erklären, warum er sich umgebracht hat. Da werden, daß glaube ich, mehrere Gründe aufeinander getroffen sein.
Er war dick. Aber irgendwie paßte es zu ihm. Ich konnte ihn mir nie anders vorstellen. Und gehänselt hat ihn deswegen auch niemand. Er war einfach so. Ich weiß nicht, ob er sich selber deswegen fertig gemacht hat.
Seiner Familie gehört ein Bauunternehmen. Das lief und läuft auch immer noch sehr gut. Sie haben ein Ferienhaus in der Schweiz und hatten damals gerade ein neues Haus gebaut, in welches sie kurz vor Weihnachten einziehen wollten. Mein Kumpel hätte quasi eine eigene Etage bekommen.
Man hat nie mitbekommen, daß er depressive Phasen hat, oder so. Kann ja auch sein, daß er alles in sich reingefressen hat.
Ab und an mache ich mir da schon Vorwürfe, daß ich nichts gemerkt habe und nicht mit ihm gesprochen habe.
Als sein Bruder mal im Urlaub war, ist mein Kumpel mit dessen MX-5 rumgefahren. Trotz Verbotes seitens des Bruders. Und auf einer Landstraße ist es dann passiert. Statt des fünften hat er den dritten Gang erwischt und ist auf dem Acker gelandet. Er hat es dann noch irgendwie organisiert, daß der Mazda zu ihm nach Hause abgeschleppt wurde. Er hat ihn da wieder in die Garage gestellt. In der Garage daneben hat er sich aufgehängt.
Ich kapiere das einfach nicht.
Am Anfang habe ich da alles einfach gar nicht realisieren können, daß er jetzt "weg" ist. Dann war ich sauer, daß er nicht mehr da ist. Dann war ich unheimlich traurig. Und dann war ich wütend auf mich, daß ich nichts gemerkt habe, an dem Abend. Ich habe ihn nämlich nach dem Unfall noch kurz getroffen.
Das schlimmste waren dann aber noch die Heuchler (ich nenne die mal so) auf seiner Beerdigung. Jahrelang hatten sie nichts mit ihm zu tun. Aber plötzlich sind sie seine besten Freunde. Fahren zu seinen Eltern, um zu reden und so. Sorry, finde ich abartig.
Irgendwie kann ich im Moment nicht weiterschreiben. Bin irgendwie leer.
Bis denn
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Once you´ve accepted pain, you´ll welcome it every time as your best friend.