Schönheitsideale-Differenzierung

Elke

New member
Lieber Roland,



die Tatsache, dass zu einem bestimmten Themenkomplex – in diesem Fall –Thema Schönheitsideale - grundsätzlich eine Differenzierung denkbar ist, sagt nichts darüber aus, dass es in einem bestimmten Argumentationskontext nötig oder auch nur sinnvol list, diese Differnzierung auch geltend zu machen.



So ist es in bestimmten Diskussionskontexten sicherlich absolut zureichend und nicht falsch zu sagen: „Frankreich ist sechseckig.“ Oder „Italien hat die Form eines Stiefels“.



Daß Gewicht, Haarfarbe, Make-up innerhalb des Syndroms Schönheitsideale ein je unterschiedlicher Stellenwert zuzubilligen ist – d`accord. Von meinem Standpunkt der Problemsicht folgt daraus dennoch nicht, dass für die Behandlung jedes dieser Aspekte innerhalb des Syndromfeldes Schönheitsideale auf der Allgemeinheitsebene, auf der ich mich dazu geäußert habe, in eigenes Thema eröffnet werden müßte. Vielmehr erscheint mir gerade die zusammenfassende Behandlung sinnvoll.



Spezifizieren Sie bitte, für welchen meiner Argumentationsschritte sich aus einer solchen Differenzierung in ihrer Sicht wesentliche Veränderungen ergeben, insbesondere welche von den meinen grundsätzlich abweichenden_ Schlussfolgerungen sie daraus ziehen.

Dann werde ich gerne zu ihren Standpunkten Stellung beziehen.





Mit freundlichem Gruß



Elke
 
Hallo Elke!

Es geht mir um die Unterscheidung Schönheitsideal-Gesundheitsideal.

Alle Veränderungen, die gesundheitliche Nachteile nach sich ziehen, sind grundsätzlich andere als die Farbe der Ohrringe.

Welche dieser Schönheitsideale meinen Sie!

Ich gebe Ihnen recht, daß Schwierigkeiten entstehen, wenn sich Schönheitsideale und Gesundheitsideale widersprechen.

Dies kann ich bei der Farbe der Ohrringe nicht erkennen.

Also, nochmals meine Bitte: Differenzieren Sie Ihre beiden Begriffe etwas genauer.

Viele Grüße

Roland
 
Re: Re: Schönheitsideale-Differenzierung

Lieber Roland,



soweit es die Farbe der Ohrringe betrifft, gebe ich Ihnen selbstverständlich recht – jedenfalls überwiegend – auch hierzu würden sich wahrscheinlich Sonderfälle konstruieren lassen, von Materialien, die gesundheitsschädlich sind – aber ich will jetzt nicht ins Abgelegene abtriften.



Ich hatte angenommen, ich hätte die Differenzierung zum Thema Schönheits- und Gesundheitsideale, die sie sich wünschen, schon vorgenommen, aber ich kann gern versuchen, genauer zu werden.



Generell: Ich verstehe Ihren Einwand so, dass ihm die Vorstellung zugrunde liegt, dass durch Schlankheitsideale und ausschließlich an diesen orientierte (möglicherweise falsche) )Umstellungen in der Ernährung weitergehend in die Gesundheit eingegriffen werden kann, als durch Schönheitsideale, die sich auf andere Gegenstände richten, z.B. Haarfarbe, Wimperfarbe etc.



Ich kann Ihnen darin nicht recht geben.



Ich habe in meiner Argumentation in bezug auf die Differenzierung Schönheits- und Gesundheitsideale mit Kurt u.a. schon auf andere als Schlankheitsaspekte bezug genommen und ich kann Ihnen versichern, dass sowohl ungeeignetes Schuhwerk, als auch Haar- oder sonstige kosmetische Farbe bis hin zum Tragen von Kontaktlinsen sehr nachhaltig in die Gesundheit von Menschen eingreifen und zu systemischen Auswirkungen führen können.



Beispiel: Ein orthopädisch familiär vorbelastetes Mädchen mit High-Heel-Faible trägt von sehr jungen Jahren an sehr hohe Absätze und spitze Schuhe.

Im Alter von ca. 30 treten Arthosen und chronische Entzündungen an verschiedenen Stellen der Füße auf, die sich chronifizieren (chronische Achillessehnenentzündung an beiden Füßen, chronische Sehnenscheidenentzündung auf den Fußbügen, durchgetretener Vorderfuß etc.) die ständiges tragen orthopädisch sehr aufwendig zugerüsteter Schuhe erfordern. Durch die jahrelange Fehlbelastung sind, bevor sie manifest wurde, massive Rückenprobleme aufgetreten, die ständig krankengymnastische Behandlung erforderlich machen. Der Zeitpunkt, zu dem die immer massiver werdende Fußproblematik nur noch operativ behebbar sein wird, ist absehbar.

Fazit: Die Auswirkungen von modischem Schuwerk auf die Füße können beträchtlich sein. Sie bleiben keineswegs unbedingt auf die Füße beschränkt.



Das gleiche Mädchen hegt ebenfalls von früher Jugend an ein Faible für Kosmetikfarben. Überwiegend parfümiert, immer konserviert. Zu einem bestimmten Zeitpunkt treten allergische Erscheinungen auf, zunächst lokal begrenzte Kontaktallergien, die sich jedoch fortschreitend generalisieren und letztendlich in umfassenende Kontakt-, Inhalations- und Nahrungsmittelallergien münden.



Das war jetzt kein an den Haaren herbeigezogenes, konstruiertes Beispiel aus Frankensteins Gruselkabinett, sondern ein Ausschnitt aus meiner eigenen Krankengeschichte, die damit noch nicht erschöpft ist. (Es geht mit allergischem Asthma und anderen Spezialitäten weiter.) Ich möchte sie jedoch nicht über Gebühr langweilen. .



Es geht nur um Folgendes:

Die Vorstellung, nur durch (an einem falsch verstandenen Schlankheitsideal orientierte) Ernährung und Fehler in derselben könne man zentrale oder zumindest organische Auswirkungen von nennenswerter Größenordnung herbeiführen, alle Orientierungen an sonstigen Schönheitsidealen, seien demgegenüber vernachlässigbare Randgörßen, ist unzutreffend. Irreversible und weitreichende körperliche Schäden kann man auch durch auf ganz anderen als der Gewichtsebene angesiedelte Versuche, Schönheitsidealen zu entsprechen „erreichen“ (glücklich möchte ich jetzt nicht gerade sagen.;-).



Demgegenüber: Ich glaube, dass die möglichen Auswirkungen von Fehlernährung allgemien überschätzt werden. Es gibt sehr wenige nichtreversible Folgen von Fehlernährung und Mangelzuständen beim erwachsenen Menschen (bei Kindern ist das etwas anderes, da kann es zu schwerwiegenden und nicht wieder gutzumachenden Fehlentwicklungen kommen.)

Sie haben also kaum Chancen, sich selbst durch die abartigste Crash-Diät, Schäden zuzuziehen, die nicht wieder gut zu machen wären. (Ich meine damit wirklich so etwas wie Ernährung mit bloß zwei Tafeln Schokolade am Tag und sonst nichts über mehrere Wochen. Ich habe einer Freundin von mir schon bei so etwas zugesehen. Folgen: keine. Ich selbst habe in meiner unbedachten Jugend ca. ein Jahr überwiegend von trockenen Brötchen gelebt. Ich nehme an, wenn ich meine Blutwerte hätte nehmen lassen, wären die zu dem Zeitpunkt nicht berauschend gewesen, aber Folgeschäden: bisher keine bekannt. Auch nicht aus meinen cholesterinreichen Atkins-Diätphasen. Wenn Sie danach zum Arzt gehen – habe ich mal gemacht – haben sie natürlich „ehrfurchtgebietende“Cholesterinwerte, aber die vergehen wieder, und bis da Chronifizierungsgefahren oder eine „Chance“ auf Folgeschäden besteht, müssen sie sich schon ganz schön lange mit so etwas dranhalten.))



Auch Einwände der Art: Das Ernährungsverhalten würde sich bei solchen Diäten nicht ändern und hinterher der befürchtete Jo-Jo-Effekt eintreten. Das ist kein Einwand, der sich nur gegen unvernünftige Diäten oder Diäten mit Schlankheitsmitteln geltend machen ließe, sondern gegen alle bekannten Diäten.

Die Forschung in Bezug auf Schlankheitsprodukte ist u.a.dadurch motiviert worden, dass die Prüfung der Langzeitergebnisse bei allen ausgeklügelten Reduktionsdiäten unter medizinischer Aufsicht mit therapeutischer Begleitung (Eßstöungen sind natürlich auch Verhaltensprobleme) immer zu dem Ergebnis geführt hat: Dass die Probanden nach drei bis fünf Jahren ihr Ausgangsgewicht wieder erreicht oder überschritten hatten.



Das übrigens auch ein wichtiger Aufschluß, den ich der Kurzfassung der CM3-Studie entnehmen konnte.

Der einzige Vorwurf, den man „unvernünftigen Diäten“ im Unterschied zu vernünftigen also machen kann, besteht darin, dass sie es noch nicht einmal versuchen- eine Änderung des Eßverhaltens herbeizuführen.



Sie verstehen mich jetzt bitte richtig. Ich will damit natürlich nicht einer ungesunden Ernährung das Wort reden.



Es geht mir darum, bestimmte, offenbar weit verbreitete Vorstellungsbilder gerade zu rücken.

Erstens. Eine Überbewertung der möglichen Folgen einer befristeten Mangelernährung.

Die einzige gewichtige Form von Fehlernährung, mit unabsehbaren gesundheitlichen Folgen ist die

Überernährung. Es gibt fast keine Form von Reduktionskost, die demgegenüber nicht vorzuziehen wäre. Hauptsache, die Leute überschreiten bestimmte Kiloschwellen nicht, egal wie, kann man fast sagen.

(Ich habe mich jetzt so überspitzt ausgedrückt, dass ich auf eine gewisse Gutwilligkeit ihrer Interpretation angewiesen bin, Ich hoffe, sie verstehen mich im Kontext richtig.



Zweitens: Es gibt sehr wohl nicht auf das Gewicht gerichtete Schönheitsforderungen,die vergleichbare oder schwerer wiegende irreversible gesundheitliche Folgeschäden nach sich ziehen können wie die oben beschriebenen Allergien oder Knochendeformationen.



Wenn ich jetzt meinen eigenen Fall als Beispiel angeführt habe: Ich will keineswegs so weitreichende Schlußfolgerungen aus einem empirischen Fall ableiten (das könnte natürlich alles Zufall sein), aber die alte Dame im orthopädischen Schuh ist ein Massenphänomen, das sicherlich ihnen auch schon aufgefallen ist und das ist kein Zufall, sondern versteht sich von den oben dargelegten Ursachen her.







Mit freundlichem Gruß



Elke





P.S.: Wenn jetzt ein falscher Eindruck entstanden sein sollte – ich bin nicht etwa Frührentnerin, sondern quietschfidel und beruflich und privat sehr aktiv.;-)
 
Re: Re: Schönheitsideale-Differenzierung

Liebe Elke!

Ich vermisse immer noch ihre Differenzierungen der Begriffe Schlankheitsideal und Gesundheitsideal. Was verstehen sie unter Schönheitsideal und was unter Gesundheitideak.

Generell habe ich keine "Vorstellung" sondern " nur" Intersesse in bezug auf ihre Meinung.

Mein Verdacht ist, daß Schönheitsideale und Gesundheitideale unterschiedliche Dimensionen sind. Dies geht aus ihren Äußerungen aber nicht hervor.

Gruß Roland
 
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