GerdHoetzel
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Heute las ich in der Rheinischen Post folgendes im Sportteil:
Zitat Anfang "Der Tod läuft mit
In Berlin sind am Sonntag mehr als 40 000 Sportler am Start.
Die Zahl der Marathonläufer steigt ständig - und damit das Risiko, dass jemand buchstäblich auf der Strecke bleibt.
Von MARTIN BEILS
10. September 2000. Beim Berlin-Marathon bleibt das Herz eines 58-jährigen Dänen stehen. Und ein 38-Jähriger aus Panama bricht im Ziel tot zusammen.
14. April 2002. Cynthia Slipowitz, 28 Jahre, kollabiert kurz vor dem Ziel des Boston-Marathons und stirbt im Krankenhaus. 21. April 2002 . Rund 300 Meter vor dem Ziel des Marathons in Hamburg stirbt Malte O. aus Trittau bei Hamburg, 19 Jahre. Am Tag zuvor starb ein Mittfünfziger in seinem Hotel nach einem Trainingslauf.
"Ein Todesopfer beim Marathon, das ist das Übelste, was einem Veranstalter passieren kann", sagt Harald Rösch, Organisationschef des Kölner Laufs, der Sonntag in einer Woche zum sechsten Mal stattfindet, "aber ausschließen kann man so etwas nie." Die Schreckensnachrichten aus Hamburg veranlassten ihn, noch einmal genau zu überprüfen, ob genügend Rettungssanitäter und Ärzte an der Strecke eingeplant sind. Doch trotz noch so umsichtiger Vorkehrungen "bleibt immer ein gesundheitliches Restrisiko", räumt Rösch ein.
41 376 Läufer, Inline-Skater und Rollstuhlfahrer starten am Sonntag in Berlin in den heißen Herbst. Eine Woche später machen sich 22 000 Sportler auf den 42,195 Kilometer langen Weg durch Köln (siehe Grafik). Mindestens fünf Millionen Deutsche, so schätzt die Sportartikelindustrie, laufen regelmäßig. Hunderttausende haben die klassische Strecke im Sinn. Weit über 100 Marathons stehen dieses Jahr im deutschen Laufkalender.
Je mehr Starter die Veranstalter melden, desto größer wird die Gefahr, dass einer buchstäblich auf der Strecke bleibt. "Es ist sehr bitter, aber wir waren wohl einfach mal wieder dran", sagte schicksalsergeben der Hamburger Organisationschef Wolfram Götz nach dem Todesfall im April. "80 bis 90 Prozent der Todesfälle im Sport hängen mit einer nicht erkannten Herzmuskelentzündung zusammen. In deren Folge gibt es Veränderungen am Herzen, die nur mit Spezialuntersuchungen zu erkennen sind", erklärte der medizinische Leiter Willi Heepe nach den beiden Todesfällen von Berlin. Seiner Ansicht nach gibt es zwei gefährdete Gruppen: ehemalige Raucher und "Schwachköpfe". So bezeichnet er Möchtegern-Helden, die trotz nachgewiesener körperlicher Defizite an den Start gehen. Kjetil Moe zum Beispiel. Der Norweger starb 1999 auf der Rückreise vom New York City Marathon. Ärzte hatten den Diabetiker, dem eine Spenderlunge eingesetzt worden war, vor den möglichen Folgen der Strapazen gewarnt.
Der Kölner Rösch hält auch Teens und Twens unter ungünstigen Umständen für gefährdet: "Junge Menschen überschreiten leichter emotionale Barrieren." Manche gingen zu leichtfertig über die Schmerzgrenze, meint er. Einen obligatorischen medizinischen Check für jeden Starter hält er nicht für erforderlich: "Ein Attest ist keine Garantie dafür, dass der Sportler am Tag des Wettkampfs auch gesund ist." Rösch schließt sich den Empfehlungen der Deutschen Sporthochschule an. Die hat ein 333-Tage-Programm zur Vorbereitung auf einen Marathon erarbeitet. "Man kann nur jedem raten, sich gewissenhaft vorzubereiten und nicht zu meinen, nach zwei Monaten lockeren Trainings starten zu können."
"Jeder Mensch kann einen Marathon laufen", behauptet Fitmacher Hubert Schwarz. Und in ein paar Jahren, meint der Franke, sei es für jeden Manager selbstverständlich, diese Strecke zu laufen. Solche Thesen erhöhen den Druck auf labile Geister in weniger belastbaren Körpern, sich auf der langen Distanz zu versuchen.
Die Geschichte des Marathons begann der Legende nach mit einem Todesfall. Pheidippides, ein Bote, der die historische Strecke rannte, um den Athenern vom Sieg über die Perser bei Marathon zu erzählen, verschied nach Überbringung der Kunde. Viele Leidensgeschichten folgten. Der italienische Zuckerbäcker Dorando Pietri brach hinter der Ziellinie des olympischen Marathons 1908 zusammen. Er hatte sich mit einem blutigen Steak und mit schwarzem Kaffee gestärkt, sein Betreuer ergänzte die Mahlzeit um die damals beliebte Mixtur aus einem Schluck Strychnin und Brandy gegen Schmerzen. Für die letzten 355 Meter brauchte Pietri 9:46,4 Minuten. Er erholte sich zum Erstaunen von Zeitzeugen wieder.
Die Bilder der Schweizerin Gaby Anderson-Schieß, die 1984 in Los Angeles über die Zielgerade taumelte, sind unvergessen. Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Edmonton robbte die Spanierin Eva Sanz erst über die Ziellinie, als ihr ein Betreuer eine Wasserflasche wie einen Köder hinhielt. Ein Berlin-Starter, der 1990 anlässlich der Wiedervereinigung nur die ersten 500 Meter mit der Passage des Brandenburger Tors laufen wollte, verkraftete die psychische Anstrengung nicht und erlag einer Herzattacke. "Aber für einen aktiven Menschen birgt der Marathon an sich kein nennenswertes Risiko", beruhigt Mediziner Heepe.
Zitat Ende.
Nichts gegen den gemeinsamen Waldlauf, aber Verständnis dafür, daß sich Menschen bei solchen Massenveranstaltungen ruinieren, muß ich nicht haben.
Ich möchte mir an dieser Stelle auch noch die Bemerkung erlauben, daß ich es für eine Unternehmens-Unkultur halte, wenn Manager mit Ihren Mitarbeitern in Unternehmen der Computer-Branche zu gemeinsamen Rafting-Kursen oder sonstigen Aktivitäten genötigt werden, die mit dem Job nichts zu tun haben. Ich würde mich jedenfalls dagegen verwahren.
Wie denkt Ihr über den Zeitungsartikel?
Zitat Anfang "Der Tod läuft mit
In Berlin sind am Sonntag mehr als 40 000 Sportler am Start.
Die Zahl der Marathonläufer steigt ständig - und damit das Risiko, dass jemand buchstäblich auf der Strecke bleibt.
Von MARTIN BEILS
10. September 2000. Beim Berlin-Marathon bleibt das Herz eines 58-jährigen Dänen stehen. Und ein 38-Jähriger aus Panama bricht im Ziel tot zusammen.
14. April 2002. Cynthia Slipowitz, 28 Jahre, kollabiert kurz vor dem Ziel des Boston-Marathons und stirbt im Krankenhaus. 21. April 2002 . Rund 300 Meter vor dem Ziel des Marathons in Hamburg stirbt Malte O. aus Trittau bei Hamburg, 19 Jahre. Am Tag zuvor starb ein Mittfünfziger in seinem Hotel nach einem Trainingslauf.
"Ein Todesopfer beim Marathon, das ist das Übelste, was einem Veranstalter passieren kann", sagt Harald Rösch, Organisationschef des Kölner Laufs, der Sonntag in einer Woche zum sechsten Mal stattfindet, "aber ausschließen kann man so etwas nie." Die Schreckensnachrichten aus Hamburg veranlassten ihn, noch einmal genau zu überprüfen, ob genügend Rettungssanitäter und Ärzte an der Strecke eingeplant sind. Doch trotz noch so umsichtiger Vorkehrungen "bleibt immer ein gesundheitliches Restrisiko", räumt Rösch ein.
41 376 Läufer, Inline-Skater und Rollstuhlfahrer starten am Sonntag in Berlin in den heißen Herbst. Eine Woche später machen sich 22 000 Sportler auf den 42,195 Kilometer langen Weg durch Köln (siehe Grafik). Mindestens fünf Millionen Deutsche, so schätzt die Sportartikelindustrie, laufen regelmäßig. Hunderttausende haben die klassische Strecke im Sinn. Weit über 100 Marathons stehen dieses Jahr im deutschen Laufkalender.
Je mehr Starter die Veranstalter melden, desto größer wird die Gefahr, dass einer buchstäblich auf der Strecke bleibt. "Es ist sehr bitter, aber wir waren wohl einfach mal wieder dran", sagte schicksalsergeben der Hamburger Organisationschef Wolfram Götz nach dem Todesfall im April. "80 bis 90 Prozent der Todesfälle im Sport hängen mit einer nicht erkannten Herzmuskelentzündung zusammen. In deren Folge gibt es Veränderungen am Herzen, die nur mit Spezialuntersuchungen zu erkennen sind", erklärte der medizinische Leiter Willi Heepe nach den beiden Todesfällen von Berlin. Seiner Ansicht nach gibt es zwei gefährdete Gruppen: ehemalige Raucher und "Schwachköpfe". So bezeichnet er Möchtegern-Helden, die trotz nachgewiesener körperlicher Defizite an den Start gehen. Kjetil Moe zum Beispiel. Der Norweger starb 1999 auf der Rückreise vom New York City Marathon. Ärzte hatten den Diabetiker, dem eine Spenderlunge eingesetzt worden war, vor den möglichen Folgen der Strapazen gewarnt.
Der Kölner Rösch hält auch Teens und Twens unter ungünstigen Umständen für gefährdet: "Junge Menschen überschreiten leichter emotionale Barrieren." Manche gingen zu leichtfertig über die Schmerzgrenze, meint er. Einen obligatorischen medizinischen Check für jeden Starter hält er nicht für erforderlich: "Ein Attest ist keine Garantie dafür, dass der Sportler am Tag des Wettkampfs auch gesund ist." Rösch schließt sich den Empfehlungen der Deutschen Sporthochschule an. Die hat ein 333-Tage-Programm zur Vorbereitung auf einen Marathon erarbeitet. "Man kann nur jedem raten, sich gewissenhaft vorzubereiten und nicht zu meinen, nach zwei Monaten lockeren Trainings starten zu können."
"Jeder Mensch kann einen Marathon laufen", behauptet Fitmacher Hubert Schwarz. Und in ein paar Jahren, meint der Franke, sei es für jeden Manager selbstverständlich, diese Strecke zu laufen. Solche Thesen erhöhen den Druck auf labile Geister in weniger belastbaren Körpern, sich auf der langen Distanz zu versuchen.
Die Geschichte des Marathons begann der Legende nach mit einem Todesfall. Pheidippides, ein Bote, der die historische Strecke rannte, um den Athenern vom Sieg über die Perser bei Marathon zu erzählen, verschied nach Überbringung der Kunde. Viele Leidensgeschichten folgten. Der italienische Zuckerbäcker Dorando Pietri brach hinter der Ziellinie des olympischen Marathons 1908 zusammen. Er hatte sich mit einem blutigen Steak und mit schwarzem Kaffee gestärkt, sein Betreuer ergänzte die Mahlzeit um die damals beliebte Mixtur aus einem Schluck Strychnin und Brandy gegen Schmerzen. Für die letzten 355 Meter brauchte Pietri 9:46,4 Minuten. Er erholte sich zum Erstaunen von Zeitzeugen wieder.
Die Bilder der Schweizerin Gaby Anderson-Schieß, die 1984 in Los Angeles über die Zielgerade taumelte, sind unvergessen. Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Edmonton robbte die Spanierin Eva Sanz erst über die Ziellinie, als ihr ein Betreuer eine Wasserflasche wie einen Köder hinhielt. Ein Berlin-Starter, der 1990 anlässlich der Wiedervereinigung nur die ersten 500 Meter mit der Passage des Brandenburger Tors laufen wollte, verkraftete die psychische Anstrengung nicht und erlag einer Herzattacke. "Aber für einen aktiven Menschen birgt der Marathon an sich kein nennenswertes Risiko", beruhigt Mediziner Heepe.
Zitat Ende.
Nichts gegen den gemeinsamen Waldlauf, aber Verständnis dafür, daß sich Menschen bei solchen Massenveranstaltungen ruinieren, muß ich nicht haben.
Ich möchte mir an dieser Stelle auch noch die Bemerkung erlauben, daß ich es für eine Unternehmens-Unkultur halte, wenn Manager mit Ihren Mitarbeitern in Unternehmen der Computer-Branche zu gemeinsamen Rafting-Kursen oder sonstigen Aktivitäten genötigt werden, die mit dem Job nichts zu tun haben. Ich würde mich jedenfalls dagegen verwahren.
Wie denkt Ihr über den Zeitungsartikel?