mangelnde Regeneration der Muskeln

Ina

New member
Hallo allerseits,



man soll doch nach dem Training (vor allem als Anfänger) seinen Muskeln Zeit lassen sich zu erholen. Was passiert denn, wenn man das nicht tut??



Wird die Leistungsfähigkeit herabgesetzt, oder braucht man länger, bis man fit wird, oder hat man sogar ein erhöhtes Verletzungsrisiko? Gibt es "Spätfolgen"?



Liebe Grüße, Ina
 
Wechselspiel Belastung - Regeneration

liebe ina,

alle drei von dir genannten auswirkungen können die folge sein. es kommt zu einem "übertrainingszustand", der zu einem leistungsabfall führt. das "wechselspiel" zwischen belastung und regeneration ist das um und auf jedes trainings (egal, ob kraft oder ausdauer), wobei von vornherein die belastungsintensität richtig gewählt werden muss, sprich an den aktuellen trainingszustand angepasst sein muss. wird sie zu hoch angesetzt (anfängerfehler!), und man benötigt eine ganze woche, bis man sich wieder "bewegen" kann, hat man sicherlich nicht den erwünschten trainingseffekt!

lg, kurt



Ina schrieb:

> Hallo allerseits,

>

> man soll doch nach dem Training (vor allem als Anfänger) seinen Muskeln Zeit lassen sich zu erholen. Was passiert denn, wenn man das nicht tut??

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> Wird die Leistungsfähigkeit herabgesetzt, oder braucht man länger, bis man fit wird, oder hat man sogar ein erhöhtes Verletzungsrisiko? Gibt es "Spätfolgen"?

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> Liebe Grüße, Ina
 
Re: Wechselspiel Belastung - Regeneration

Lieber Kurti,



ich will ja nicht quengeln, aber geht´s auch etwas detailierter??



Ist man nur dann übertrainiert, wenn man eine Woche lang Muskelkater hat?? Was ist z.B., wenn man auch nach längerem Training (also nach drei, vier Monaten) noch Muskelschmerzen während der Belastung hat, die sich aber gibt, sobald die Belastung wegfällt? Gibt sich sowas mit der Zeit? Ist das normal? Oder hat man sich dann zuviel vorgenommen? Oder die berühmte Faustregel von früher: "gegen Muskelkater hilft weiterbewegen" (hat meine Oma immer gesagt *ggg*)



Wenn,´s zu kompliziert wird, kannst du mir die Antwort auch gerne an meine private Mail-Adresse schicken.



Herzliche Grüße, Ina
 
Re: Wechselspiel Belastung - Regeneration, Muskelkater

hallo ina,

ein muskelkater (siehe die postings im forum) ist nicht mit eigentlichem "übertraining" gleichzusetzen, vielmehr deine zweite geschilderte alternative! reduziere deine trainingsgewichte und mach nur kraftausdauertraining (also die gewichte so schwer bzw. leicht wählen, dass 30 bis 40 zügige wiederholungen bis zum milchsäurebedingten "muskelbrennen" möglich sind). bewege alle grossen muskelgruppen durch, zwei mal pro woche ist genug! achte auf die technisch korrekte ausführung der übungen, vielleicht haben sich bereits fehler eingeschlichen und automatisiert? ein qualifizierter trainer oder physiotherapeut kann sollte dich einmal beim training kontrollieren.

zum "muskelkater": den bekommt man durch exzentrische muskelkontraktionen, wenn die muckis für die gewählte belastung noch nicht entsprechend angepasst waren. deine oma hat übrigens recht gehabt! nur nicht dehnen bei muskelkater!

lg, kurt



Ina schrieb:

> Lieber Kurti,

>

> ich will ja nicht quengeln, aber geht´s auch etwas detailierter??

>

> Ist man nur dann übertrainiert, wenn man eine Woche lang Muskelkater hat?? Was ist z.B., wenn man auch nach längerem Training (also nach drei, vier Monaten) noch Muskelschmerzen während der Belastung hat, die sich aber gibt, sobald die Belastung wegfällt? Gibt sich sowas mit der Zeit? Ist das normal? Oder hat man sich dann zuviel vorgenommen? Oder die berühmte Faustregel von früher: "gegen Muskelkater hilft weiterbewegen" (hat meine Oma immer gesagt *ggg*)

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> Wenn,´s zu kompliziert wird, kannst du mir die Antwort auch gerne an meine private Mail-Adresse schicken.

>

> Herzliche Grüße, Ina
 
Re: Wechselspiel Belastung - Regeneration, Muskelkater

Lieber Kurt,



ich glaube ich bin schwer von Begriff :)).



Also bitte nochmal ganz langsam, was passiert denn jetzt mit einem Muskel, wenn er "übertrainiert" ist?



Herzliche Grüße, Ina
 
"Übertraining"

liebe ina,

nicht der muskel ist "übertrainiert", sondern du! also dein gesamter organismus. ein klassisches übertraining kommt eigentlich nur im spitzensport vor, aber analoge zustände gibt es nicht selten auch im breitensport. es ist, wie gesagt, kein auf die muskulatur bezogenes phänomen, sondern ein komplexes geschehen, das v.a. das vegetativum und auch das hormonsystem beeinflusst.

in deinem fall nehme ich eine lokale überlastung deiner muckis an, bedingt durch entweder zu hohe gewichte und/oder fehlerhafte ausführung der übungen.

meine empfehlungen kennst du ja bereits.

lg, kurt



Ina schrieb:

> Lieber Kurt,

>

> ich glaube ich bin schwer von Begriff :)).

>

> Also bitte nochmal ganz langsam, was passiert denn jetzt mit einem Muskel, wenn er "übertrainiert" ist?

>

> Herzliche Grüße, Ina
 
Re: "Übertraining"

Lieber Kurt, aber auch alle anderen,



ich muß mich falsch ausgedrückt haben. Mir ging es vorrangig nicht darum, ob ich selbst mir zuviel zumute und wie ich dem Abhilfe schaffen könnte.



Ich wollte nur wissen (und würde es auch immer noch gerne erfahren) was denn genau passiert, bei Überlastung. Dabei interessiert mich sowohl das klassische "Übertrainig" im Leistungssport, als auch die ähnliche Phänome im Breitensport angeht.



Du sprichst allgemein von einer Beeinflussung des vegetativums (Nervensystem??) als auch des Hormonsystems. Aber was, und / oder wie GENAU wird denn beeinflußt?? Das man sich müde und schlapp fühlt, wenn man sich zuviel zugemutet hat, dürfte doch jedem bekannt sein. Aber wer weiß schon, warum er sich so fühlt nach einer zu großen Anstrengung. Das ist es, was mich interessiert. :)



Führt es denn zu weit, die versch. Phänomene zu erläutern, am besten noch mit mäßigem Gebrauch der medizinischen Fachtermini? :-O



Herzliche Grüße, Ina
 
Re: "Übertraining"

liebe ina,

es würde wirklich zu weit führen, denn die vorgänge sind wirklich sehr komplex. deine beobachtung von müdigkeit und schlappheit treffen den kern der sache. ich meine damit nicht die muskelermüdung durch eine intensive trainingseinheit, sondern eine chronische allgemeine müdigkeit und abgeschlagenheit, die ähnlich einem viralen infekt sein kann, bedingt durch ein inadäquates verhältnis von belastung und regeneration. mit "vegetativum" meinte ich tatsächlich das vegetative nervensystem, dessen gleichgewicht bei einem wirklichen übertraining (das eigentlich nur im leistungs- und hochleistungssport auftritt) sowohl in die sympathicotone als auch in die paraympathicotone richtung "verschoben" sein kann. die sympathicotone form des übertrainings ist leichter zu erfassen und zeigt sich z.b. in einem erhöhten morgendlichen ruhepuls, wohingegen die parasympathicotone (=vagotone) form des übertrainings zunächst oft nicht erkannt wird.

lg, kurt



Ina schrieb:

> Lieber Kurt, aber auch alle anderen,

>

> ich muß mich falsch ausgedrückt haben. Mir ging es vorrangig nicht darum, ob ich selbst mir zuviel zumute und wie ich dem Abhilfe schaffen könnte.

>

> Ich wollte nur wissen (und würde es auch immer noch gerne erfahren) was denn genau passiert, bei Überlastung. Dabei interessiert mich sowohl das klassische "Übertrainig" im Leistungssport, als auch die ähnliche Phänome im Breitensport angeht.

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> Du sprichst allgemein von einer Beeinflussung des vegetativums (Nervensystem??) als auch des Hormonsystems. Aber was, und / oder wie GENAU wird denn beeinflußt?? Das man sich müde und schlapp fühlt, wenn man sich zuviel zugemutet hat, dürfte doch jedem bekannt sein. Aber wer weiß schon, warum er sich so fühlt nach einer zu großen Anstrengung. Das ist es, was mich interessiert. :)

>

> Führt es denn zu weit, die versch. Phänomene zu erläutern, am besten noch mit mäßigem Gebrauch der medizinischen Fachtermini? :-O

>

> Herzliche Grüße, Ina
 
Übertrainingssyndrom

liebe ina,



ich plane einen übersichtsartikel über das "übertrainingssyndrom" auf meiner homepage.

daher möchte ich dir hier nur das wesentliche sagen (nicht böse sein!):



unter "syndrom" versteht man einen "symptomenkomplex", also einen zustand, der durch ganz bestimmte, weitgehend gleiche symptome gekennzeichnet ist, aber verschiedene ursachen haben kann.

das trifft auch auf das übertrainings-syndrom zu, welches auch anderen stresszuständen wie z.b. bei beruflicher überlastung oder bei studenten vor grossen prüfungen usw. gleicht.



ursache des übertrainingssyndroms bzw. -zustandes ist eine für den trainingszustand zu hohe trainingsintensität und/oder ein zu hoher trainingsumfang, sodass eine ausreichende regneration zwischen den trainingseinheiten nicht mehr gewährleistet ist und es zunächst zu einer leistungsstagnation und schliesslich zum leistungsabfall ("leistungsknick") kommt.

oft spielen aber neben der zu hohen trainingsanforderung auch noch zusätzliche stressfaktoren (beruflicher oder privater natur) eine rolle. das erklärt zum teil die tatsache, dass die "anfälligkeit" für ein übertrainingssyndrom individuell ist. die ursache dieser individuellen disposition ist noch nicht geklärt.



man unterscheidet ein "sympathicotones" von einem "parasympathicotonen" übertrainingssyndrom, wobei ersteres das "klassische" bild zeigt und zweiteres aufgrund der vagotoniesymptomatik oft nicht gleich als übertrainingszustand erkannt bzw. diagnostiziert wird (stichwort "cardiale vagotonie", siehe "das sportherz" auf meiner homepage).



die typischen symptome eines sympathicotonen übertrainingssyndroms sind ein erhöhter ruhepuls (=morgendliche HF unmittelbar nach dem erwachen, siehe die postings dazu) und der verzögerte rückgang der HF nach belastung. auch der ruheblutdruck kann erhöht bzw. höher als sonst sein und analog zur HF kann die normalisierung des blutdrucks nach belastung verzögert sein.

weitere mögliche symptome - neben der verminderten leistungsfähigkeit als "hauptsymtom" - umfassen eine orthostatische kreislaufdysregulation (beim aufstehen oder im stehen plötzliches "schwarzwerden vor den augen", schwindel bis hin zum kollaps), eine erhöhte infektanfälligkeit, gewichtsverlust, zyklusstörungen bis hin zur amenorrhoe (ausbleiben der regel), schlafstörungen, depressive verstimmung, appetitmangel, allgemeine antriebslosigkeit, gesteigertes trinkbedürfnis in der nacht, libidomangel, muskel-und gelenksschmerzen. im serum ist evtl. (nicht obligat!) creatinkinase und harnstoff - belastungsunabhängig - erhöht.



eine mögliche ursache des übertrainingssyndroms könnte ein ungleichgewicht im aminosäurestoffwechsel sein. diese hypothese geht von einer verschiebung des gleichgewichts der plasmakonzentration zwischen verzweigtkettigen aminosäuren und freiem tryptophan aus. dies könnte zu einer erhöhten konzentration an tryptophan und 5-hydroxytryptamin (besser bekannt als serotonin) im gehirn und in den peripheren nervenzellen führen. die ursache für dieses aminosäuren-ungleichgewichts könnte eine zu intensive muskelarbeit mit erhöhtem verbrauch an verzweigtkettigen aminosäuren als energiequelle sein bei gleichzeitiger steigerung der freien fettsäuren im plasma durch zu umfangreiches extensives training. die frage ist nur, ob diese effekte, die eigentlich eher bei der akuten ermüdungsraktion eine rolle spielen, auch für das übertrainingssyndrom verantwortlich gemacht werden können oder ob das beschriebene aminosäure-ungleichgewicht auch andere reaktionen bewirken kann.



besagtes serotonin spielt im zentralnervensystem eine komplexe rolle, seine physiologische funktion umfasst 3 bereiche:



1. wachheitsgrad, schlaf und stimmung:

serotonin wirkt schlafanstossend und stimmungsaufhellend.



2. vegetative und endokrine (hormonelle) funktion:

im ZNS (zentralnervensystem) kommt serotonin v.a. im hypothalamus vor. hier bewirkt es die freisetzung von faktoren, die die abgabe der hypophysenhormone regeln (hypophyse = hirnanhangdrüse). beim übertrainingssyndrom konnte ein abfall des LH (=luteinisierendes hormon) nachgewiesen werden. beim mann führt das zu einer vermindertem testosteronspiegel, bei der frau zu einem gestörten zykus bis hin zur amenorrhoe.

ein abfall der serotoninkonzentration im hypothalamus kann zu esssucht führen, ein "zuviel" könnte die appetitlosigkeit beim übertrainingszustand erklären.



3. neuromotorische erregbarkeit: absteigende serotonerge neurone steigern die neuromotorische erregbarkeit. dadurch ist die monosynaptische reflexaktivität erhöht, während polysynaptische reflexe, die bei komplexen muskulären bewegungen (sport!) beteiligt sind, abgeschwächt. dies kann zur verschlechterung der leistungsfähigkeit im übertrainierten zustand beitragen.



ähnliche auswirkungen wie im ZNS haben tryptophan und serotonin im peripheren bzw. vegetativen (autonomen) nervensystem. serotonin stimuliert den sympathikus. so könnte man sich die erhöhte herzfrequenz beim übertrainingszustand dirch eine erhöhte serotoninkonzentration in sympathischen nervenfasern erklären. weiters hemmt serotonin die freisetzung von noradrenalin aus den sympathischen nervenendigungen in blutgefässen, wodurch es zur gefässerweiterung und damit zu durchblutungsveränderungen kommen kann, die bei einem übertrainingssyndrom beobachtet werden können.



du siehst also, liebe ina, wie komplex die ganze sache ist und welch depp ich eigentlich bin - habe ich doch jetzt weit ausführlicher geschrieben als ursprünglich geplant!!! naja, dann kann ich ja meinen soeben verfassten "literarischen erguss" gleich meiner homepage beifügen.

:eek:))

lg, kurt
 
Danke schön!!!!!!!!!!!!!!!

Liebe Kurt,



danke für deine ausführliche Antwort!! Jetzt bin ich wieder etwas schlauer in der Suche nach der Ursache für meine ewigen Gelenk- und Muskelschmerzen.



Herzliche Grüße, Ina
 
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