Hottenrott ist nicht das "Gelbe vom Ei"
er hat sich in sachen muskuläre energiebereitststellung schon des öfteren als nicht sattelfest erwiesen (u.a. in form eines leserbriefes in runner's world 8/95, "fettverbrennung in der diskussion").
zu deiner zitierten studie: dass eine kohlenhydrataufnahme den laktatspiegel steigen lässt, ist basiswissen der leistungsphysiologie und dieser umstand ist zur beurteilung der effizienz eines fettstoffwechseltrainings nicht geeignet. ebensowenig ist die messung der konzentration freier fettsäuren im blut zur beurteilung der fettverbrennung geeignet. sie erlaubt nur eine aussage über das ausmaß der lipolyse, nicht jedoch über die betaoxidation (und diese ist ja letztlich der energiegewinnende prozess). außerdem ist eine nur 90 minütige belastung im radsport kein wirkliches training des fettstoffwechsels. für diesen zeitraum reicht das intramuskulär gespeicherte glykogen allemal aus. dieses wird nämlich über nacht nicht depletiert, wie viele glauben, und steht somit auch für ein morgendliches "nüchterntraining" als energiequelle zur verfügung (wir haben das schon mehrmals in diesem forum erklärt, siehe archiv, stichwort z.b. "nüchterntraining"). der gesteigerte KH-stoffwechsel nach KH-zufuhr darf nicht automatisch mit einer gesteigerten muskulären KH-verwertung gleichgesetzt werden - es gibt ja noch andere organe, die glukose als energiequelle heranziehen, inkl. der verdauung. was den muskelstoffwechsel betrifft, so ist es primär die energieflussrate, die den modus der muskulären energiebereitstellung bestimmt (rainer hat dich schon af meinen homepage-artikel hingewiesen), und diese ist von der intensität der muskelarbeit abhängig.
zu den aussagen des ehemaligen radprofi d. müller (sagt mir nichts) darf ich folgende stellungnahme abgeben:
er hat die muskuläre energiebereitstellung nicht ganz verstanden. der modus der ATP-gewinnung hängt nicht primär davon ab, wann und was wir gegessen haben, sondern von der energieflussrate, und diese korreliert, wie schon gesagt, mit der belastungsintensität.
müller unterliegt einem weiteren irrtum, wenn er eine möglichst niedrige HF empfiehlt. beim fettstoffwechseltraining kommt es darauf an, sich mit einer intensität zu bewegen, die nicht relativ, sondern absolut am meisten fett verbrennt. prozentuell gesehen bedeutet das eine 50%ige energiegewinnung aus der betaoxidation und 50% aus der oxidation von glukose (siehe die publikationen von ROMIJN, ich habe sie bereits im forum zitiert, du findest sie auch auf folie 13 meiner power point-präsentation "kardiovaskuläre risikoabklärung..."). die belastungsintensität liegt hiebei bei durchschnittlich trainierten bei 65% der VO2max und bei hochausdauertrainierten nach neueren erkentnissen bis zu 75% der VO2max. auch das hab ich schon wiederholt gepostet, ebenso, dass die fettverbrennung mit zunehmender belastungsdauer etwas zunimmt, weshalb ein fettstoffwechseltraining mindestens 90 min dauern sollte (im radsport noch länger). gut ausdauertrainierte können ihre intramuskulär gespeicherten triglyzeride effizienter zur energiegewinnung nutzen ("energie vor ort", analog zum intramuskulär gespeicherten glykogen) und dadurch schneller ATP aus der betaoxidation bilden als weniger gut trainierte, die in erster linie die freien fettsäuren aus dem fettgewebe mobilisieren und dadurch die energieflussrate der fettverbrennung niedriger ist.
kein vernünftiger trainer oder leistungsphysiologe würde empehlen, ein mehrstündiges fettstoffwechseltraining (gerade im radsport sind es einheiten bis zu 8 stunden!) ohne jegliche energiezufuhr zu absovieren. denn - wie oben schon erklärt - ist immer auch die glukoseverbrennung an der muskulären energiebereiststellung beteiligt und damit kommt es zwangsläufig früher oder später zur muskulären glykogendepletion. wer in weiterer folge nicht regelmäßig eine gewisse menge carbs einnimmt (in form eines getränks, essen ist nicht nötig), um den BZ-spiegel im zumindest unteren normbereich aufrecht zu erhalten, wird bald einen "hungerast" (BZ-spiegelabfall) erleiden. man darf nie vergessen, dass es allein das glykogen der leber ist, das den BZ-spiegel aufrecht erhält, und um die depletion des leberglykogens zu vermeiden, ist eine regelmäßige zufuhr von carbs unter mehrstündiger belastung, selbst wenn sie extensiv ist, notwendig (siehe meine postings zu "hungerast" im archiv).
abgesehen davon hätte man nichts davon, wenn man aufgrund eines "unterzuckers" (hypoglykämie) plötzlich nur mehr mit "sparflamme" weiterradeln kann, sprich, der trainingseffekt des fettstoffwechseltrainigs wäre damit gleich null. denn, wie oben erklärt, ist die belastungsintensität eines fsw-trainings keineswegs so gering, wie vielfach propagiert wird. wer stundenlang im regenerationsbereich unterwegs ist, wird zwar einen imponierend niedrigen ruhepuls bekommen, aber seine ausdauerleistungsfähigkeit nicht steigern (nicht vergessen: der ruhepuls ist kein gradmesser der ausdauerleistungsfähigkeit, auch wenn er immer wieder als solcher angesehen wird).
mit folgender aussage zeigt müller erneut, dass sein hintergrundwissen in sachen biochemie und leistungsphysiologie mangelhaft ist:
In Antwort auf:
Kretinphosphat kann auf kosten von Glukose wieder aufgefüllt werden.
abgesehen davon, dass es "kreatin" heißt, wird kreatin nicht auf kosten von glukose wiederhergestellt.
wenigstens stimmt dieser absatz:
In Antwort auf:
In diesem Zusammenhang ist auch die Mahlzeit möglichst direkt nach dem Training / Wettkampf besonders zu erwähnen. Je schneller ich den Flüssigkeitsverslust, Den Vitamin- Mineralverlust und die Verarmung der Kohlenhydratreserven kompensiere, desto länger kann ich von der natürlichen anabolen (Aufbauenden) Phase profitieren, und der Körper kann sich besser an die von ihm geforderten Leistungen anpassen. Für diese Phase ist das Insulin, welches vor dem Training negativ wirkt, für die aufbauende Wirkung verantwortlich. Insulin wird vom Körper selber produzier, wenn der Blutzuckerspiegel über einen bestimmten Wert hinaus ansteigt. Eine Kohlenhydrat reiche Mahlzeit bewirkt demnach die optimale Erholung.
völlig korrekt! (nicht nur insulin, das in erster linie für die glykogenresynthese wichtig ist, sondern auch HGH und testosteron sind anabole hormone, die beide durch intensives training ausgeschüttet werden und für die stickstoffbilanz, sprich proteinresynthese/-neusynthese von bedeutung sind).
gruß, kurt