junge Sportler "verbrennen"

reach

New member
Im Inline-Zirkus gibt es aktuell zwei Mädels von 12 und 15 Jahren, die alles gewinnen. Nicht nur Kurzstrecke und HM sondern sogar Marathon (= ca. 1:20h Belastung)
Natürlich hört man da an jedem Eck, daß diese Mädels hoffentlich nicht "verbrannt" werden.

(In Italien fahren aus diesem Grund die jungen nur Bahn. Frühestens mit 16 ihren ersten HM, an Marathon noch gar nicht zu denken!)

Wie ist das aus physiologischer Sicht zu verstehen? Was passiert in einem sochen "verbrannten" Körper? Läßt sich das einigermaßen einfach erklären?

thx! reach
 
man nennt das "verheizen"

wobei damit ein für das trainingsalter inadäquat hoher belastungsumfang (training und wettkampf) gemeint ist (du weißt, die entwicklung der ausdauerleistungsfähigkeit dauert bei systematischem aufbau ca. 7 jahre). natürlich spielt hier auch die genetik mit. außerdem kommt es in so einem fall - abgesehen von der missachtung der gesetze der medizinischen trainingslehre - meist dazu, dass die mädels in einem gewissen alter auch andere interessen entdecken... schau ma moi, ob sie in drei jahren noch mit von der partei sind.

gruß, kurt
 
auch gut! aber...

...was passiert nach besagten 3 Jahren von evt. psychischen Abnutzungserscheinungen abgesehen mit diesen Athleten?? Welcher Umstand beschreibt das "Verheizt-Sein"

Und wie können die heute schon besser sein als welche die schon seit Jahren systematisch trainieren????
 
Re: auch gut! aber...

zuerst zu frage 2: genetik! ich dachte, das hätten wir längst geklärt (siehe meinen artikel über die VO2max)
zu 1: es passiert nix besonderes. sie verlieren einfach die lust auf's training und auf die wettkämpfe. was das physische betrifft, so siehe meinen artikel "übertrainingssyndrom" und meine postings zum thema amenorrhoe.

gruß, kurt
 
Re: auch gut! aber...

Yep, so sehe ich das auch. Nichts geht über die Wirren einer gepflegten Pubertät. Ich war ja auch mal im Hessen-Kader der Leichtathleten, bis mir Sandkistenhüpfen und der Triumph über die Angst beim Überqueren einer Metalstange im Fluge zuwider wurden. :)

Ähnliches gilt auch für "Intelligenzbestien". Wenn ich retrospektiv an die Streber und Schlaumeier der Klassen 5 und 6 denke, dann hat allenfalls ein Bruchteil derer diesen Nimbus auch ins Abitur retten können. Andere ergingen sich in allem, nur nicht in schulischen Leistungen. Veranlagung ist nicht gleichbedeutend mit Sekundärtugenden wie Fleiß, Ordnung und Pflichtbewußtsein, die dem Talent zur adäquaten Entfaltung verhelfen können.

Das ist auch der Grund, weshalb die Kaderschmieden der DDR gut funktionierten. Notfalls wurde da mit Zwang gegengesteuert. Umgekehrt ist das ein Argument wider zu frühe "Elitenbildung". Ich sollte auch eine Klasse übersprungen. Meine Eltern waren dagegen. Ein "Jahrhunderttalent" an meiner ehemaligen Schule sollte gerade die zweite Stufe überspringen, als er Drogen und Mädels für sich entdeckte. Geradeso hat er sich durchs Abitur geschleppt. Tja ja... :winke:

LG,

René
 
fein!

...das bestätigt ja meine Theorie, daß dieses Verheizen nichts Physisches ist!
Frage mich allerdings, warum diese psychischen Abnützungen bei jemandem der langsam vorbereitet wird nicht stärker ausfallen?!? Der muß trainieren, während andere schon Erfolge feiern!

Davon abgesehen, daß die Dirdln nur aufgrund einer genetisch günstigen VO2max vom Fleck weg allen anderen um die Ohren fahren, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Da muß es noch andere Effekte bei Kindern geben, die Du vielleicht an dieser Stelle nicht erklären willst, weil zu langwierig, oder?!?
 
Re: fein!

höhere VO2, bessere koordination, ökonomie, technik, lactattoleranz, wille... natürlich gibt es mehrere gründe. die VO2 ist halt im ausdauersport das grundlegende. aber wenn es an der technik mangelt, nutzt die höchste VO2 nix, das ist klar.
zum "verheizen": es gibt sehr wohl auch physische auswirkungen. ich dachte, ich hätte bereits darauf hingewiesen (auf sportarten wie z.b. geräteturnen, wo die mädels auch mit gewissen hormonellen mittelchen beeinflusst werden, bin ich noch nicht eingegangen... oder dass im gewichtheben schon 14-jährige anabolika bekommen... warum, glaubst du, sind manche dieser sportler/innen klein und bleiben es...?)

gruß, kurt
 
Re: fein!

hallo kurt,

ich denke auch das bei jugendlichen die plötzlich mit sport aufhören, dies eher psychisch bedingt ist. na ja, die pubertät ist ja nebst den vielen schwierigkeiten auch sehr spannend! jedenfalls bei mir!:) da verlagern sich die interessen erstmal! ich hab mit 14j aufgehört und mit 18j wieder angefangen!

beim klettern beobachte ich das immer wieder! mit 11,12j oder noch früher fangen viele an zu klettern und kommen sehr schnell sehr gut! dann werden sie 16 und vorbei ists! dann kommen erst mal andere freuden des lebens zum tragen!:)

ich staune immer wieder wie die ganz jungen die wände hoch klettern ohne scheinbare ermüdung! hat das etwas mit der übersäurung der muskeln zu tun? ich meine, übersäuern "jugendliche muskeln" weniger schnell?

auf jeden fall hat das niveau im sportklettern (natürlich nicht nur bei den jungen) die letzten jahre unglaublich zugenommen! jetzt klettern 12 jährige bereits in schwierigkeitsgraden, die fast nicht mehr nachvollziehbar sind!
ich denke ja schon das jugendliche gegenüber älteren einige vorteile aufweisen. wie etwa das gewicht, den natürlichen bewegungsablauf, den ja viele verlernen, und vielleicht auch das mit der übersäurung?, die meisten haben auch keine angst, was sehr viel ausmacht beim klettern!
und bei den älteren hat der rasante niveauanstieg sicher noch andere gründe, leider! vielleicht nicht nur bei den älteren?
das thema doping kommt beim sportklettern sehr wenig zur sprache! was natürlich nicht heisst das dort nicht gedopt wird. so blauäugig bin ich ja nun nicht! weisst du etwas konkretes über doping im sportklettern?
also danke schon mal und bis dann
lg natalie

ps: steht dieses jahr im herbst wieder mallorca auf deinem plan?:)
 
Guten Abend,

das sogenannte Verheizen ist nicht nur rein psychologisch zu verstehen sondern auch physisch.

Untersuchungen mit Nachwuchsfussballern haben ergeben, dass Spieler, die in der Jugend zu hohen anaeroben Belastungen ausgesetzt sind ihr eigentliches Potential nicht mehr ausschöpfen können.

Bei hohen Belastungen wird im Hirn ein Stresshormon namens Dopamin ausgeschüttet.
Bei zu hoher Ausschüttung dieses Hormons kommt es zu Herz-
Kranzgefässverkalkungen.
Test haben dabei ergeben, dass diese Verkalkungen die Persönlichkeitsentwicklung behindert und zu Persönlichkeitsverlust führt.

Das heisst, dass Stress das zentrale Probleme zu hoher Belastungen in der Jugend sind, da Kinder noch nicht in der Lage sind, diesen Stress im Maße wie ein Erwachsener abzubauen.

Daraus folgt für das Training des Kindes oder Jugendlichen
eine Trainings- und Wettkampfbelastung im Bereich bis 2 mol Laktat.

Ich persönlich denke, dass kein sportlicher Erfolg derartige
Schäden bei Kindern und Jugendlichen rechtfertigt.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen.

Mit freundlichem Gruss

Felix
 
Zurück
Oben