Islam in europa

joker_ch

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Habe einen sehr guten Artikel in der Zeit gefunden.

Der transportable Islam

Europa verschließt seine Augen vor der radikal-muslimischen Bedrohung

Von Fouad Ajami

Boabdil war der letzte muslimische König von Granada. Den Legenden des maurischen Spaniens zufolge übergab er am 2. Januar 1492 die Schlüssel seiner Stadt. Auf einem ihrer Hügel machte er noch einmal Halt, um einen letzten Blick auf seinen verlorenen Besitz zu werfen. El Ultimo Sospiro del Moro, der letzte Seufzer des Mohren, heißt dieser Ort seither. Von Boabdils weniger sentimentalen Mutter heißt es, sie habe ihren Sohn getadelt: Er weine „wie ein Kind um ein Land, das er nicht wie ein Mann verteidigen konnte“. Weil sich Boabdil den katholischen Königen Ferdinand und Isabella beugte, kommt er auch in der islamischen Überlieferung nicht gut weg. Doch in Wahrheit war Granada so oder so dem Untergang geweiht. Die letzte Bastion des Islams war noch zwei Jahrhunderte lang in muslimischer Hand geblieben, während die Reconquista nach und nach bereits die übrige Iberische Halbinsel eroberte. So wurde Granada zu einem Symbol. Wann immer muslimische Chronisten das Schicksal der Stadt beschrieben, schlossen sie fortan mit den obligatorischen Worten: „Möge Allah sie dem Islam zurückgeben.“ Selbst ein arabischer Dichter der Gegenwart hat das alte Lamento aufgegriffen: In den Straßen von Granada wandelnd, so schreibt dieser Autor, habe er seine Taschen nach den Schlüsseln der Häuser durchsucht. Al-Andalus, Andalusien also, wurde zu einer schwärenden Wunde des Islams, zu einem Ort der schmerzhaften Erinnerung an gewonnenen und wieder zerronnenen Besitz.

Europas Sieg erschien so umfassend wie endgültig. Sogar die von der ottomanischen Kultur beeinflussten Muslime des Balkans hatten sich zu einer ganz eigenen Gemeinschaft entwickelt – sie seien beim Rückzug der Ottomanen aus Europa zurückgelassen worden „wie Seetang auf trockenem Land“, hieß es von ihnen. Doch Boabdils späte Rache an Europa ereignet sich auf merkwürdige und schleichende Weise. Wie sich zeigt, ist es die Demografie, die diese Geschichte schreibt: die Überalterung Europas ebenso wie die gleichzeitige Bevölkerungsexplosion im Nahen Osten und in Nordafrika.

Etwa 15 Millionen Muslime leben heute in der Europäischen Union. Eine Periode kräftigen Wirtschaftswachstums in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts weckte den Bedarf an „Gastarbeitern“, und eine große neue muslimische Wanderung nach Europa setzte ein. Die neuen Einwanderer waren froh über ihre Chance. Und sie gaben sich jede Mühe, in der ihnen zunächst fremden Welt zurechtzukommen. Sie versuchten, Europa gerecht zu werden. Zwar hielt sich, typisch für Migrationsbewegungen, noch eine Weile die Vorstellung, ihr Aufenthalt in Europa werde nicht von Dauer sein. Doch für die überwältigende Mehrheit dieser Menschen erwiesen sich Algier und Casablanca, Beirut und Anatolien als Orte, an die sie nicht zurückkehren würden. Denn die Welt des Islams ging in Flammen auf. Im Libanon wie im Irak begannen Aufruhr und Massaker, in Syrien tobte der Bürgerkrieg, und in Algerien dauerte eine leidvolle Ära des Blutvergießens schier endlos an. Wirtschaftliche Not hat eine Schneise des Unglücks durch die arabischen und islamischen Staaten geschlagen.


In den achtziger Jahren wurden Bürgerkriege dort zum Regelfall. Privilegien standen gegen militanten Hass. In diesem gnadenlosen Kampf behielten die Despoten und Militärherrscher die Oberhand. Ihre geschlagenen Gegner tauchten ab und machten sich aus dem Staub: Fortan führten sie ihren Kampf von Hamburg, Kopenhagen oder London aus weiter.

Schon wird die britische Hauptstadt wegen der vielen militant-islamistischen Zellen, die sich dort in den vergangenen Jahren niedergelassen haben, „Londinistan“ genannt. Mit den Mitteln der Subversion werden die offenen Rechnungen mit den verhassten Herrschern in der Heimat nunmehr in Europa beglichen. „In der gesamten arabischen Welt war ich in Gefahr. Ich ging nach London.“ Das sind die Worte des 40-jährigen ägyptischen Islamisten Yasser Sirri. Er betreibt ein islamisches „Beobachtungszentrum“ und agitiert gegen den Despotismus des Hosni Mubarak. In seinem Heimatland wird Sirri gesucht. Bereits dreimal wurde er in Abwesenheit verurteilt: Mit 25 Jahren Zwangsarbeit ist er für das Einschleusen bewaffneter Terroristen nach Ägypten bestraft worden. Zu weiteren 15 Jahren Haft wurde er wegen der Unterstützung islamistischer Dissidenten verurteilt. Und wegen eines Komplotts zur Ermordung eines ägyptischen Premierministers wurde sogar die Todesstrafe gegen ihn verhängt. In London genießt Sirri die Freiheiten und Schutzvorkehrungen einer liberalen Kultur, dort braucht er eine Abschiebung in die Fänge des Kairoer Militärregimes nicht zu befürchten.


Yasser Sirri operiert nicht in einem Vakuum. Der Islam ist transportabel geworden. Muslime auf der Flucht vor dem Flächenbrand in ihren Heimatländern haben ihn mitgebracht. Menschen flohen in die bilad al-kufr, die Länder des Unglaubens, und gerade dort hat eine neue Gattung von Islamisten ihren Glauben radikalisiert. Dem neuen Land schuldet man wenig bis gar keine Loyalität. Ein ständig wachsender Kreis von politisch-religiösen Radikalen sucht sich in der neuen Umgebung diejenigen Dinge und Gepflogenheiten aus, die ihnen gefallen: Sozialleistungen, Asylrecht und Funktelefone wissen sie zu schätzen. Doch die Logik der Assimilation ist ihnen zuwider. Ihren Schwestern und Töchtern verbieten sie, sich unter die „Fremden“ zu begeben. Man hätte erwarten können, dass der Pluralismus und die Vielfalt dieser offenen europäischen Welt eine dazu passende eigene Version des muslimischen Glaubens hervorgebracht hätte. Doch genau das Gegenteil trat ein. In den bilad al-kufr ist die Religion zum Instrument des Kampfes zugespitzt worden. So wurde sie schneidend und militant. Entscheidend für die Entwicklung des ägyptischen Psychopathen Mohammed Atta, der die „Todespiloten“ des 11. September 2001 anführte, war das Leben in Hamburg und jene Lesart des Islams, die dort möglich wurde. In Hamburg erst bildete sich Attas neurotischer Hass auf die Moderne, auf Frauen und jenes „McEgypt“ heraus, welches das Mubarak-Regime geschaffen hat. Und Hamburg war auch die Stadt, in der ein junger „Party-Boy“ aus säkularer libanesischer Familie seine verblüffende Verwandlung durchlief: Der einstige Schüler einer katholischen Beiruter Eliteschule starb im Cockpit jener United-Airlines-Maschine, die am 11. September 2001 auf den Feldern bei Shanksville in Pennsylvania zerschellte.

Für die Entstehung des neuen Radikalismus war das Satellitenfernsehen ausschlaggebend. Es erreicht Araber und Muslime, egal wo sie auch sind. Und die neuen Prediger bedienen sich der Satellitenkanäle mit Vorliebe. Aus der Sicherheit der europäischen Städte heraus füllen sie den Äther mit aggressiven Vibrationen: Sie agitieren gegen Assimilation; sie warnen davor, weiblichen Prüfern an der Universität die Hand zu schütteln, „Ungläubige“ an deren religiösen Feiertagen zu grüßen oder in Armee und Polizei des Ankunftslandes zu dienen. „Ein Muslim hat keine Nationalität außer seinem Glauben“, schrieb der ägyptische Autor Sayyid Qutb, jener intellektuelle Vordenker des radikalen Islamismus, der 1966 vom Regime des Dschamal Abdel Nasser umgebracht wurde.


Die Radikalen sehen überhaupt keinen Grund, sich für irgendetwas zu rechtfertigen. Was bedeutet der französische Laizismus für die „weichen“ Islamisten in Frankreich und ihre militanteren Anführer? Nichts anderes als das Regelwerk einer lasterhaften Gesellschaft, die den Kindern des Islams und ganz besonders dessen jungen Frauen ihre Ungläubigenkultur aufzwingen will. Welche Loyalität ist man Frankreich überhaupt schuldig? Der Hass der muslimischen Kinder in den französischen Vorstädten gilt als die gerechte Rache für die französischen Kolonialkriege in der islamischen Welt. Frankreich hat Algerien in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts kolonisiert – dafür rächen sich die heute jungen Algerier (und mit ihnen junge Tunesier und Marokkaner). Frankreich erlaubt den Bewohnern seiner explosiven muslimischen Ghettos alles und nichts zugleich. Es lässt sie im Stich, es öffnet ihnen keine Räume in der Mitte der französischen Gesellschaft. Zugleich aber billigt Frankreich ihnen eine unausgesprochene Macht über seine Außenpolitik, seine Politik gegenüber dem Islam und dem Nahen Osten zu.

Unruhe hat selbst das betuliche Belgien erfasst. In Antwerpen schickt sich der 32-jährige Libanese Dyab Abu Dschahdschah an, die Muslime des Landes zu „ermächtigen“. Assimilation, sagt er, sei nichts anderes als „kulturelle Vergewaltigung“. Abu Dschahdschah gibt zu, dass die Geschichte, die er bei der Ankunft über seine politische Verfolgung im Libanon erzählte, erfunden war. Das sei ein „politischer Trick“ gewesen, aber so lägen die Dinge nun einmal. Die belgische Verfassung erkennt Niederländisch, Französisch und Deutsch als offizielle Sprachen an. Herr Abu Dschahdschah hat den Vorschlag gemacht, diese Vielfalt um Arabisch zu ergänzen.

Europas Politiker kennen die europäischen Dilemmata. Die Flucht in den Antiamerikanismus ist, ob beabsichtigt oder unterbewusst, der Versuch einer falschen „Kumpanei“ mit den Völkern des Islams. Gebt den Arabern und allen anderen muslimischen Gemeinschaften in Europa Antiamerikanismus, ergreift eindeutig Partei für die Palästinenser – und ihr werdet verschont. Schlagt die Trommel der Opposition gegen Amerikas Krieg im Irak – und die rasenden Stürme der arabischen Welt werden an euch vorüberziehen. So lautet das Programm der vermeintlichen Schadensvermeidung. Aber auf diese Weise wird es keine Verschonung geben. Es stimmt, dass Spanien den amerikanischen Feldzug im Irak unterstützt hat. Aber bei etwas genauerem Hinsehen fällt auch auf, dass Spanien die arabischen Anliegen viele Jahre lang unterstützt hat. Unter allen größeren Staaten der Europäischen Union haben die Spanier stets das meiste Verständnis für die Palästinenser an den Tag gelegt. Das hat sie nicht geschützt.

Die Europäer sind eifrig dabei, ihr „europäisches Haus“ zu bauen. Ganz egal, welche politische Ordnung sie auch schaffen wollen – ihr Bauwerk wird auf jeden Fall in der Nähe von großen Gefahrenherden errichtet. Eine ganze Welt, gleich auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar, steckt in einer langen historischen Krise. Dass die Herrscher der arabischen Staaten ihren Untertanen Freiheit, ein angemessenes Sozialmodell und Arbeit bieten könnten, steht nicht in Aussicht. Es ist eine traurige Tatsache der gegenwärtigen Geschichte, dass die arabischen Völker an ihre Herrscher keinerlei Erwartungen mehr richten. Eine Chance, die Despotien der arabischen Welt zu reformieren – oder zu stürzen –, gibt es nicht. Ihre bewaffneten Gegner, die in Madrid oder Rotterdam anlandeten, streben heute Genugtuung in der Fremde an. Man kann gegen Hosni Mubarak in Kairo nicht protestieren, sehr wohl aber in London. Die Heftigkeit, mit der in der arabischen Welt über die Entscheidung Frankreichs diskutiert wird, das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Schulen zu verbieten, ist der Ausdruck einer geografisch ausgelagerten Wut. Die Spanier mögen das Grauen, das sie heimgesucht hat, auf die Beteiligung ihres Landes an der amerikanischen Expedition in den Irak zurückführen. Aber die Wahrheit ist düsterer: Spanien war zufällig einfach gerade an der Reihe.

Europa ist das Schlachtfeld für einen großen Kampf zwischen der Ordnung und ihren Feinden. Zahlen sind unerbittlich, und die Demografie übt ihre eigene Tyrannei aus: Nicht weniger als 40 Prozent der Menschen in den arabischen Ländern sind jünger als 14 Jahre. Die Demografen erklären uns, dass eine Reproduktionsrate von 2,1 Kindern pro Frau nötig ist, um die Bevölkerungsentwicklung stabil zu halten. Europa unterschreitet dieses Niveau in beängstigender Weise; die islamischen Länder liegen weit darüber. Die Europäer mögen ihren muslimischen Nachbarn am anderen Ufer des Mittelmeers (und innerhalb Europas) erklären, sie teilten deren Angst vor der Pax Americana – und sich zugleich im Schutze der amerikanischen Macht zusammenkauern. Der Tag der Abrechnung wird dennoch kommen.

Vor fünfhundert Jahren siegten die Kastilier. Sie waren ein zähes Volk von Schafhirten. Was sie antrieb, war eine brutale malthusianische Logik. Als ihre eigenen Weidegründe nicht mehr ausreichten, drangen sie nach Süden vor – und sogar bis in die Neue Welt: Kastiliens Bedürfnisse mussten befriedigt werden. Die Zeiten haben sich geändert, und die Zeiten haben sich nicht geändert. Heute ist es die Welt des Islams, die von großer Unordnung und einer schrecklichen malthusianischen Krise heimgesucht wird. Wäre es doch nur wahr, dass allein diejenigen Europäer in Gefahr sind, die sich auf die Seite der Amerikaner schlagen! Boabdil übt seine Rache weit entfernt von Amerika. Die Neue Welt mag der große Dämon aller Islamisten der Gegenwart sein. Doch die alte Grenze zwischen Europa und der islamischen Welt kennt Furien ganz eigener Art.


Stoff zum nachdenken

Joker
 
A

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Re: Islam in europa
Gelungener Artikel, der sehr auf die Demographie der betroffenen Länder und deren Geschichte eingeht.

Aber einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt behandelt dieser Artikel nur partiell.

Nämlich die katastrophale wirtschaftliche Lage in den Ländern des Islam.
So sehe ich die Hauptursache des radikalen Islamismus auch nicht in irgendeiner geschichtlichen Vorbelastung (hier hätte Afrika, um nur ein Beispiel zu nennen, weit aus gewichtendere Gründe, sich gesellschaftlich intraagierend zu formieren und nationalübergreifend interagierend zu behaupten), sondern vor allem in der aussichtslosen materiellen (in finanzieller Hinsicht) Lage, mit welcher sich vor allem junge Araber konfrontiert sehen müssen. Kombiniert mit dem religiösbasierenden Potenzial zum Extremismus erwächst hieraus gerade zu eine junge Flut aus bereitwilligen Kämpfern, welche nur darauf warten, für welche Zwecke auch immer instrumentalisiert zu werden.

Denn ehrlich gesprochen: Der Islam an sich ist nicht grausamer als andere Religionen und Islamisten, die unter dem Wohlstandsmantel des Westens gegen selbigen kämpfen, würde die Grundlage für ihre immense Kampfbereitschaft entzogen, wenn sie sich nicht auf das Argument stützen könnten, dass in der fernen Heimat ihre Brüder unterdrückt werden und Hunger leiden müssen.

Um zum Punkt zu kommen: Der Westen hat es eindeutig verschlafen, sich dieser gesellschaftlich hochexplosiven Mixtur aus Armut und religiöser Entwicklung rechtzeitig anzunehmen. In dem Fall kann man durchaus Armut als die Mutter allen Übels bezeichnen.
 
@Duke

Die Wurzel des radikalen Islamus in der Armut zu suchen ist nach meiner Meinung zu einfach.

Ausserdem müsste dann Indien in ein totales chaos versinken angesichts der dort herschenden extremen Armut.
Ich glaube die Gleichung Gewalt und Armut ist falsch.

Die Emmigration der Moslems nach Europa ist natürlich dadurch bedingt das deren Ursprungsländer arm sind.

Die führende Köpfe der Islamisten kommen aus begüterten Kreisen wenn nicht aus steinreichen Familien. Um eine Parallele herzustellen die Mitglieder der Bader-Meinhoff Gruppe kam aus biederen kleinbürgerlichen Familien und vertraten augenscheinlich das ausgebeutete Proletariat.

Der radikale Islam ist eine religiös-fanatische Richtung und nicht ein sozialer Aufstand der Verdammten dieser Erde.

Richtig ist natürlich das der Nährboden für Radikalismuss aller Art dünn wird, wenn es eine grosse Mittleschicht gibt die viel "materielles" zu verlieren hat. Genau diese Schicht gibt es nicht in den uns nahe liegenden Moslemischen Ländern. Im gegenteil kein einziges dieser Länder kennt nicht die eine oder andere Form der Diktatur. Der Iran würde ich noch als demokratisch bezeichnen wenn eben nicht die Demokratie durch sie Wächter der Revolution beschnitten würde. Es ist eben so das die Scharia und Demokratie nicht mitteinnander vereinbar sind, wegen der Trennung der Gewalten und des States und der Kirche.

Das alles wäre nicht so schlimm den eigentlich sollen die Völker selbst bestimmen wie sie Unterdrückt werden wollen. Das Problem ist aber was jetzt in Europa passiert.

Nach den Attentaten in Madrid, hat niemand ein ernstes Machtwort von den führenden Köpfen des Islams in Europa gehört. Natürlich ist man öffentlich gegen Terrorismuss. Der springende Punkt ist das für diese die Terroristen halt ein nicht vertretbares Mittel benutzt haben, deren Kampf ist hingegen legitim. Den Tag an dem eine Fatwa gegen solche Terroristen ausgesprochen wird, wie sie gegen Salman Rushdie ausgesprochen wurde werde ich meine Meinung ändern.

Dieses Faktum ist aber sehr beänstigend. Terroristen können nicht in einem Vakuum operieren, sie müssen wie Fische im Wasser sich bewegen können. Dies können sie solange die Moslemische Gemeinde die Zielsetzungen der Terroristen teils oder ganz teilt.

Ich glaube es stehen uns sehr düstere Jahre bevor. Die Banlieu's in Frankreich werden wahrscheinlich die nächste Generation von Extremisten hervorbringen.

Um zur Religion zurückzukommen, man sollte sich die Frage stellen warum die moslemischen Gemeinden, die einzigen sind die nicht schaffen nach einer Generation sich in ihrem neues Heimatland zu integrieren.

joker
 
Ich habe nie eine Gleichung "Armut gleich Gewalt" aufgestellt. Die Armut ist nur kausaler Subfaktor für die Entstehung von Gewalt. Nicht der einzige, aber doch der wichtigste.
Armut bedeutet: eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten bedeuten: aussichtslose Perspektive. Mangelnde Perspektive bedeutet: Steigerung der Aufnahmefähigkeit von Attitüden und Senkung der Hemmschnwelle bei der Suche nach Auswegen.

Von daher wäre es auch vollkommen falsch (wo unsere Meinungen nicht differieren), den Radikalismus des Islams als indirekten sozialen Aufstand gegen Armut fehl zu interpretieren. Die Armut lässt die Menschen aber bereitwilliger radikale Wege einschlagen.
Daher sind arme Länder nicht zwingend prädistiniert dafür, Extremismus hervorzubringen. Es wäre ungenau, eine Analogie bezüglich Radikalismus zwischen Indien und anderen armen Ländern zu ziehen.

Deine Aussage, dass die Führer des radikalen Islams aus betuchten und hohen Kreisen kommen, ist korrekt. Dieser Sachverhalt stellt aber die These über den Zusammenhang zwischen Radikalismus und Armut nicht in Frage, da (wie ich schon vorher erwähnt habe), die bereitwillige Masse durch diese Führerpersonen in die ein oder andere demagoge Richtung geleitet werden. Die religiösen Führerpersonen sind also nicht Ursache, sondern nur Initiator.

Und hier kommen wir auch gleich zu deinem weiterführenden Punkt. Das sich die offiziellen Repräsentanten des Islams gegen den Terror aussprechen sollten.
Selbst wenn sie dies wollten, können sie das aus machtpolitischen Gründen kaum riskieren, da ihnen sonst eine Herrschar von passiv radikalen Islamisten Verrat vorwerfen würden. Aber warum finden denn Terrorakte wie die von Madrid in der islamischen Bervölkerung so große Anerkennung? Durch die Demagoge der Medien und einzelner islamischer Führer. Demagoge ist aber nur erfolgreich, wenn der Nährboden für diese stimmt. Und damit schließt sich der Kreis zu meinen vorherigen Aussagen.

Allerdings ändert unsere Streitigkeit nichts am Ergebnis: Es steht uns wirklich eine düstere Zeit bevor. Damit hast du also Recht.

Allerdings werden wir diese dunkle Zeit besser überstehen, wenn wir uns kerntief den Ursachen des Radikalismus annehmen, anstatt dem Terror selbst. Denn aus unzähligen Beispielen in der Menschheitsgeschichte kann ein Kampf gegen den Terror nicht mit Krieg gewonnen werden.

Das scheint aber noch nicht bis an gewisse westliche Ufer und ganz speziell in ein weisses Haus vorgedrungen zu sein.
 
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