Nicht Neues, aber als Erinnerung zur Tour de France: Don't try this at home! :winke:
"Als Sportarzt weiß der Tiroler Kurt Moosburger um Dopingpraktiken der Szene Bescheid.
TT: Sie treten in Ihrer Funktion als Sportarzt mit dem Thema Doping an die Öffentlichkeit. Aus welcher Motivation heraus?
Moosburger: "Die Leute sollen wissen, dass Doping im Spitzensport zum Alltag zählt. Ich will aufklären und damit ein Umdenken einleiten."
TT: In Doping-Diskussionen wird in erster Linie der gesundheitsgefährdende Aspekt hervorgehoben.
Moosburger: "Ich lehne Doping prinzipiell ab, allerdings aus ethischen Gründen. Das medizinische Risiko ist dagegen kalkulierbar."
TT: Wie ist es zu erklären, dass mittlerweile sogar Sportler vor gegenseitigen Schuldzuweisungen keinen Halt machen?
Moosburger: "Manche werfen mit Steinen, obwohl sie selbst im Glashaus sitzen. Man muss davon ausgehen, dass im Profisport 100 Prozent der Athleten dopen. Manche dealen sogar, wobei zum Beispiel Autobahnbahnraststätten als Umschlagplatz dienen."
TT: Heißt das, dass Spitzensportler ohne Doping nichts wären?
Moosburger: "Keineswegs! Leute wie Lance Armstrong sind von Haus aus genetische Ausnahmeerscheinungen. Jan Ullrich etwa hatte schon als 14-Jähriger die physiologischen Voraussetzungen eines erwachsenen Spitzensportlers. Mit Testosteron-Injektionen von nur 30 mg regeneriert der Radsportler bei Rundfahrten, wo jeden Tag voll gefahren wird, deutlich schneller. Bekannte Radsportler erzählten mir, dass sie nach EPO-Kuren bergauf um 2 km/h schneller sind. Nur so viel: Jeder Rennstall hat sein mobiles Laborgerät mit, um ständig das Blutbild seiner Profis bestimmen zu können."
TT: Und wie würden Sie mit Dopingfällen umgehen. Offensichtlich handelt es sich ja um Betrug...
Moosburger: "Ich halte nichts davon, Sportler zu kriminalisieren. Für mich ist es wie ein schweres Foul im Fußball."
TT: Wie steht es um den Breitensport?
Moosburger: "Unlängst kam ein 19-Jähriger zu mir, der eine Gesundenuntersuchung samt Leberkontrolle machen ließ. Hintergrund: Der Bursch hat schon nach zwei Monaten Krafttraining in Eigentinitiative damit begonnen, Anabolika zu spritzen und zu schlucken. Viele wollen einfach nur im Schwimmbad gut ausschauen - da haben wir es mit dem Adonis-Komplex zu tun."
TT: Was nehmen nun Breitensportler im Ausdauerbereich zu sich, wo doch die medizinische Erfahrung fehlt?
Moosburger: "Medikamente wie Aspirin, Proxen oder Voltaren wirken schmerzstillend, sind aber keine Dopingmittel. Es gibt aber allerdings auch immer wieder überehrgeizige Breitensportler, die sich Mittel wie das teure Erythropoetin (EPO) besorgen."
TT: Sie sprachen davon, dass das Gesundheitsrisiko beim Doping kalkulierbar sei.
Moosburger: "Sorgen bereitet mir in erster Linie der Missbrauch im Breitensport, wo es am Fachwissen und der Kontrolle fehlt. Im Profisport sind die Nebenwirkungen mittlerweile abschätzbar, früher nicht. So erzählten mir Kollegen bei der Ärzte-Rad-WM 1992 in Holland, dass es bereits zu zahlreichen EPO-Todesfällen gekommen sei, die allerdings nie an die Öffentlichkeit gedrungen wären."
TT: Was deutet auf Dopingmissbrauch hin?
Moosburger: "Wenn ein 800-m-Läufer plötzlich fünf Sekunden schneller als im Vorjahr rennt, wenn Gesichtszüge plötzlich markant werden und die Muskulatur besonders definiert ist."
TT: Gibt es angesichts dieser ernüchternden Vorstellung überhaupt noch saubere Sportarten?
Moosburger: "Schießen, Skispringen, Fechten, Segeln oder Spielsportarten könnten darunter fallen."
TT: Ist es angesichts neuer Fahndungsmethoden vorstellbar, dass wir 2020 keinen gedopten Sportler mehr haben?
Moosburger: "Nein. Das ewige Argument "Ich wurde 20 Mal negativ getestet" bedeutet noch lange nicht, dass der Sportler "sauber" ist. Aber vielleicht verliert die unerlaubte Leistungssteigerung durch gezielte Aufklärung bei Medien, Sponsoren und Öffentlichkeit Ihren Reiz. Es soll der Beste gewinnen und es sollte auch ohne Doping Chancengleichheit geben.”
TT: Sind wir dann nicht alle an der Misere schuld?
Moosburger: "Sicher, aber Sportler sind meist die Leidtragenden. Sponsoren lassen Sie fallen, wenn Doping ruchbar wird, Funktionäre sind zwar Mitwisser, aber im Regen steht der Athlet. Sein Druck: Er muss in den wenigen Erfolgsjahren viel verdienen, denn oft weiß er nicht einmal, wie seine berufliche Zukunft aussieht."
TT: Machen Sie sich mit Ihren Kontakten zum Sport und Ihrem umfassenden Einblick in das Netz nicht zum Mitwisser?
Moosburger: "Natürlich, aber das bedeutet nicht, dass ich die Sportler beim Dopen unterstütze. Ich möchte aufklären und nicht mit dem Finger zeigen."
Quelle: http://www.tirol.com "
Gruß
Sascha
"Als Sportarzt weiß der Tiroler Kurt Moosburger um Dopingpraktiken der Szene Bescheid.
TT: Sie treten in Ihrer Funktion als Sportarzt mit dem Thema Doping an die Öffentlichkeit. Aus welcher Motivation heraus?
Moosburger: "Die Leute sollen wissen, dass Doping im Spitzensport zum Alltag zählt. Ich will aufklären und damit ein Umdenken einleiten."
TT: In Doping-Diskussionen wird in erster Linie der gesundheitsgefährdende Aspekt hervorgehoben.
Moosburger: "Ich lehne Doping prinzipiell ab, allerdings aus ethischen Gründen. Das medizinische Risiko ist dagegen kalkulierbar."
TT: Wie ist es zu erklären, dass mittlerweile sogar Sportler vor gegenseitigen Schuldzuweisungen keinen Halt machen?
Moosburger: "Manche werfen mit Steinen, obwohl sie selbst im Glashaus sitzen. Man muss davon ausgehen, dass im Profisport 100 Prozent der Athleten dopen. Manche dealen sogar, wobei zum Beispiel Autobahnbahnraststätten als Umschlagplatz dienen."
TT: Heißt das, dass Spitzensportler ohne Doping nichts wären?
Moosburger: "Keineswegs! Leute wie Lance Armstrong sind von Haus aus genetische Ausnahmeerscheinungen. Jan Ullrich etwa hatte schon als 14-Jähriger die physiologischen Voraussetzungen eines erwachsenen Spitzensportlers. Mit Testosteron-Injektionen von nur 30 mg regeneriert der Radsportler bei Rundfahrten, wo jeden Tag voll gefahren wird, deutlich schneller. Bekannte Radsportler erzählten mir, dass sie nach EPO-Kuren bergauf um 2 km/h schneller sind. Nur so viel: Jeder Rennstall hat sein mobiles Laborgerät mit, um ständig das Blutbild seiner Profis bestimmen zu können."
TT: Und wie würden Sie mit Dopingfällen umgehen. Offensichtlich handelt es sich ja um Betrug...
Moosburger: "Ich halte nichts davon, Sportler zu kriminalisieren. Für mich ist es wie ein schweres Foul im Fußball."
TT: Wie steht es um den Breitensport?
Moosburger: "Unlängst kam ein 19-Jähriger zu mir, der eine Gesundenuntersuchung samt Leberkontrolle machen ließ. Hintergrund: Der Bursch hat schon nach zwei Monaten Krafttraining in Eigentinitiative damit begonnen, Anabolika zu spritzen und zu schlucken. Viele wollen einfach nur im Schwimmbad gut ausschauen - da haben wir es mit dem Adonis-Komplex zu tun."
TT: Was nehmen nun Breitensportler im Ausdauerbereich zu sich, wo doch die medizinische Erfahrung fehlt?
Moosburger: "Medikamente wie Aspirin, Proxen oder Voltaren wirken schmerzstillend, sind aber keine Dopingmittel. Es gibt aber allerdings auch immer wieder überehrgeizige Breitensportler, die sich Mittel wie das teure Erythropoetin (EPO) besorgen."
TT: Sie sprachen davon, dass das Gesundheitsrisiko beim Doping kalkulierbar sei.
Moosburger: "Sorgen bereitet mir in erster Linie der Missbrauch im Breitensport, wo es am Fachwissen und der Kontrolle fehlt. Im Profisport sind die Nebenwirkungen mittlerweile abschätzbar, früher nicht. So erzählten mir Kollegen bei der Ärzte-Rad-WM 1992 in Holland, dass es bereits zu zahlreichen EPO-Todesfällen gekommen sei, die allerdings nie an die Öffentlichkeit gedrungen wären."
TT: Was deutet auf Dopingmissbrauch hin?
Moosburger: "Wenn ein 800-m-Läufer plötzlich fünf Sekunden schneller als im Vorjahr rennt, wenn Gesichtszüge plötzlich markant werden und die Muskulatur besonders definiert ist."
TT: Gibt es angesichts dieser ernüchternden Vorstellung überhaupt noch saubere Sportarten?
Moosburger: "Schießen, Skispringen, Fechten, Segeln oder Spielsportarten könnten darunter fallen."
TT: Ist es angesichts neuer Fahndungsmethoden vorstellbar, dass wir 2020 keinen gedopten Sportler mehr haben?
Moosburger: "Nein. Das ewige Argument "Ich wurde 20 Mal negativ getestet" bedeutet noch lange nicht, dass der Sportler "sauber" ist. Aber vielleicht verliert die unerlaubte Leistungssteigerung durch gezielte Aufklärung bei Medien, Sponsoren und Öffentlichkeit Ihren Reiz. Es soll der Beste gewinnen und es sollte auch ohne Doping Chancengleichheit geben.”
TT: Sind wir dann nicht alle an der Misere schuld?
Moosburger: "Sicher, aber Sportler sind meist die Leidtragenden. Sponsoren lassen Sie fallen, wenn Doping ruchbar wird, Funktionäre sind zwar Mitwisser, aber im Regen steht der Athlet. Sein Druck: Er muss in den wenigen Erfolgsjahren viel verdienen, denn oft weiß er nicht einmal, wie seine berufliche Zukunft aussieht."
TT: Machen Sie sich mit Ihren Kontakten zum Sport und Ihrem umfassenden Einblick in das Netz nicht zum Mitwisser?
Moosburger: "Natürlich, aber das bedeutet nicht, dass ich die Sportler beim Dopen unterstütze. Ich möchte aufklären und nicht mit dem Finger zeigen."
Quelle: http://www.tirol.com "
Gruß
Sascha