Leider nicht so einfach
Hallo Karola,
leider ist das nicht so einfach. Das Problem ist, dass eine immer größer werdende Lücke klafft zwischen dem, was in der Wissenschaft herausgefunden wird und dem, was in Zeitschriften (nicht die wissenschaftl.) und auf Internetseiten publiziert wird.
Lass Dir folgendes gesagt sein: Alleine mit der Erkenntnis, alles 10 mal überprüfen zu müssen, bist Du vielen Deiner Trainerkolleginnen und -kollegen schon weit voraus. Solange Plausibiltät und Vermutung über evidence-based-Erkenntnisse dominieren (und so ist es zur Zeit im Fitnessbereich), hast Du nur zwei Möglichkeiten.
1: Du glaubst irgendeine plausible Meisterlehre. Die muss zwar nicht richtig sein, aber sie liefert auf jede Frage irgendeine Antwort und sie lässt Dich im Glauben, gut Bescheid zu wissen. Damit kannst Du 95% der Studiogäste mit mehr oder weniger richtigen Infos versorgen und keiner merkt etwas.
2: Du hältst Dich an das, was wissenschaftlich abgesichert ist. Damit wird sich Dein Handwerkszeug reduzieren, denn die meisten Dinge sind nicht so eindeutig, wie sie häufig transportiert werden. Außerdem musst Du alles, was Du liest und mit keiner wissenschaftlichen Prüfung versehen ist, in Frage stellen. Mit dieser Haltung wirst Du immer in Diskussionen mit Dogmatikern verwickelt werden, weil Du ihnen so die Daseinsberechtigung nimmst.
Beispiel Dehnen: Wie schön wäre es zu behaupten: "Leute, macht Dehnübungen! Das hilft gegen Verspannungen, Verkürzungen und lindert die Verletzungsgefahr". Die Kunden denken dann:" Mann, der hat aber Ahnung" und man hat einen guten Dienst getan und eine Aufklärung geleistet.
Geht man aber kritisch an die Sache, muss man konstatieren, dass nicht einer dieser schönen Vorteile auf festen Beinen steht. Noch nicht einmal die Sache mit der Verkürzung ist so, wie man sie sich vorstellt. Auf einmal steht man ziemlich unbeholfen dar und muss sagen:"Dehne, wenn Du beweglicher werden willst oder wenn Du Dich gut dabei fühlst. Alles andere ist Humburg"
Oder noch deutlicher: Meinst Du, ein Heilpraktiker, der ausschließlich auf der Basis irgendwelcher Vermutungen und Plausibilitäten praktiziert, hat Spaß daran, mit Kurt oder mit mir zu diskutieren? Sicher nicht, denn wer wissenschaftlich argumentiert, wird dessen gesamte Tätigkeit zu 90% in Frage stellen.
Bleibt Dir nix anderes, als weiter kritisch zu bleiben und alles zur Diskussion zu stellen, z.B. hier im Forum

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gruß,
Thomas
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