Gesundheitsreform

cbeinecke

New member
Habe heute morgen eine interessante Meldung im Frühstücksfernsehen gehört.

Danach soll es eine Art Bonussystem geben, für Personen die sich um Ihre Gesundheit kümmern. Das ist doch endlich mal ein Schritt in die richtige Richtung. Ich bin nur mal gespannt wie das System und die Kontrolle am Ende aussehen.

Vielleicht lernen die Leute dann endlich, dass sie was für Ihre Gesundheit tun müssen und sich nicht nur auf die Solidarität des Kassensystems verlassen können.

Gruß

Carsten
 
hallo carsten,
so ein bonus-malus-system ist zu begrüßen. in den U.S.A. ist das schon lang usus.
gruß, kurt
 
Das gibt ein tolles Beschäftigungsprogramm. Wer wird denn schon seinen Zigarettenkonsum offen angeben? Ab wann ist entsprechender Konsum schädlich (ein Zigarette/Jahr oder 2 Schachteln am Tag)? Wer wird sein Bewegungsverhalten richtig angeben - und wie wird dieses zu bewerten sein? Gibt es Minuspunkte für Fußballer, da diese sich ja gewohnheitsmäßig die Gelenke schrotten? Gibt es doppelte Minuspunkte für Fußballerinnen, da diese ein höheres Risiko haben sich das VKB zu ruinieren, als Fußballer?

Ich halte das nicht für praktikabel, da das konkrete Verhalten des einzelnen nicht erfaßbar ist und gerade im Sportbereich die Meinugen auseinander gehen was gesund und was nicht gesund ist.

Christian
 
und wie wird es da kontrolliert ?

Kann mir das irgendwie schlecht vorstellen.

Also z.B das ich alle 2 Tage Sprot treibe
 
Ich will nachher mal im Internet nachschauen wie das in den USA gemacht wird. Aber die Frage ist, ob man das überhaupt so detailiert kontrollieren muss. Sonst lenkt man ja die Leute in eine bestimmte Sportart die am wenigsten "gefählich" ist.

Gruß

Carsten
 
USA sollte kein Vorbild sein - find ich!

Ich krieg immer ne mittlere Krise, wenn irgendwas von USA abgekupfert wird um dann mit dem Argument zu kommen "In USA klappts doch auch!".
Ich finde, dass ist das saudümmste Argument, welches man sich ausdenken kann. Denn erstens betrachtet niemand das drumherum (also das gesamte System als Einheit) und zweitens ist niemals alles Gold was für einen Außenstehenden so schön glänzt!!!

Also bitte gaaaanz vorsichtig mit sowas!
Danke ;-)
Aurelia
 
USA als Vorbild

Natürlich sollte die USA (insbesondere beim Gesundheitssystem) kein Vorbild sein. Mich interessiert nur, wie die Kontrolle funktioniert.

Gruß

Carsten
 
Private Kassen

Hallo!

Bei vielen privaten Kassen ist so etwas üblich. Normalerweise gibt es Boni, für bestimmte Verhaltensweisen, also nicht direkt "Strafen" außer, dass bei der Anmeldung bereits vorhandene Vorerkrankungen in die Beitragsberechnung einfließen.

Es gibt z.B. Prämien, wenn der Hausarzt regelmäßig das Einhalten einer bestimmten Spanne beim BMI oder das Nichtrauchen bescheinigt oder wenn man zuerst zum Hausarzt geht und sich von ihm zum Spezialisten überweisen lässt. IIRC gibt es auch Kassen, die ein paar Euro dazu zahlen, wenn man einen Fahrrad-/ Bladehelm kauft.

Zudem bekommt man einen Teil der Beiträge erstattet, wenn man keine Leistungen in Anspruch nimmt. Durch Selbstbehalte werden außerdem die Verwaltungskosten gesenkt. Nicht zu letzt muss man die Rechnungen teilweise vorstrecken und bekommt so einen Eindruck, was Gesundheit kostet.

Auch wenn die solidarische Finanzierung des Gesundheitssystems einiges für sich hat, gibt es IMO so einiges, was sich die gesetzlichen Kassen abschauen können. Vieles ist sicherlich nicht perfekt gelöst (z.B. BMI als Maß für Gesundheit), aber es liefert doch Anreize zu einer vernünftigen Lebensweise.

Gruß, Marc.
 
Re: Private Kassen

Der BMI ist das einzigeste was ich mir auch im moment vorstellen könnte.

Frag mich nur wie ein Arzt nachweisen soll ob ich vorgestern nicht doch graucht habe oder nicht...

Alles im allen finde ich es schon eine gute sache und führt vielleicht bei dem ein oder anderen dazu gesünder zu leben.
 
die USA sind nun einmal ein Vorbild in der Medizin!

auf diesem gebiet sind uns die U.S.A. 20 jahre voraus, glaubt mir. sie setzen den medizinischen standard, sowohl in der forschung, als auch in der praxis. bitte nicht g'scheit reden, wenn man keinen einblick hat.
lg, kurt
 
Re: USA als Vorbild

ich weiß nicht, welches bild ihr vom gesundheitssystem in den USA habt. aber es unterscheidet sich nicht so sehr von dem unseren und ist keineswegs "schlecht". wir haben doch schon darüber diskutiert (siehe archiv!) - auch in den USA gibt es eine sozialversicherung, und jeder ist so versichert, dass er ärztlich behandelt werden kann. jedes cook county hospital ist medizinisch auf absolutem top-niveau. natürlich kann nicht jeder in ein privates krankenhaus gehen, wenn er keine zusatzversicherung hat, aber das ist ja bei uns genauso.
was die von die angesprochene kontrolle betrifft, so ist das natürlich nicht so einfach. aber dass z.b. raucher eine höhere versicherungsprämie zu zahlen haben, ist eine durchaus legitime maßnahme.
gruß, kurt
 
Achtung: Medizin vs. Gesundheitssystem

Hallo,

es mag sein, daß die USA im wissenschaftlichen Sinne und der praktischen Ausführung der Medizin vorbildlich und weit vorraus sind, doch das gesundheitssystem an sich ist sicherlich nicht besser als in Deutschland.

Dennoch begrüße ich dieses Bonussystem voll und ganz. Schließlich ist Vorbeugung immer noch das beste. Doch das haben viele Leute und auch mancher Arzt und manche Krankenkasse noch nicht begriffen. Meine Freundin wartet z.B. seit 2 Monaten auf die Genehmigung der Folgeverodnung für ihren Reha-Sport, mit dem sie zu günstigen Tarifen in unserem Fitnessstudio trainieren darf. Eine MA der Krankenkasse am Telefon hatte tatsächlich gemeint man müsste ja zuerst einmal prüfen ob nicht mittlerweile eine Heilung ihrer Krankheit (die nachgewiesenermassen chronisch und unheilbar ist) eingetreten ist. Echt ne Lachnummer.

Gruß,

Stephan
 
Re: USA als Vorbild

Wie würde denn ein test für raucher aussehen ? niemand würde doch dann zugeben zu rauchen oder ?
 
Ungenügende Infos

Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass die Masse an Leuten (mich eingeschlossen) nur das mitbekommen was in den Medien so veröffentlich wird. Und das sind meistens die schlechten Seiten, oder vielmehr einseitige Beispiele.

Aber wahrscheinlich hast Du Recht (ist ja auch Dein Gebiet). Im Prinzip läuft es bei uns in D auch darauf hinaus, dass es eine Grundversorgung gibt und verschiedenes (jetzt sind es halt erstmal die Zähne) eben selbst versichert werden muss. Auch wird ja darüber gesprochen, ob es nicht eine Kopfversicherung geben sollte (wie bei den Privaten).

Gruß

Carsten
 
Re: USA als Vorbild

Hallo,

ich muß Kurt Recht geben, das Gesundheitssystem in den USA ist wesentlich besser, als die Diskussion in den Medien vermittelt. Ich habe vor 10 Jahren 2 Jahre in den USA gelebt (als Student war ich allerdings über die Uni versichert).
Es ist jedenfalls Tatsache, dass jeder (selbst wenn er nicht versichert ist!) in State hospitals behandelt wird. Natürlich wollen deshalb viele meiner Freunde in solche Krankenhäuser nicht gehen, da die Notaufnahme einem Tollhaus gleicht. Private Krankenhäuser sind deshalb an der Tagesordnung.
Fakt ist auch, dass bei uns sehr ähnliche Verhältnisse herrschen. Ich bin gerade in eine private KV eingetreten und da ist ein Gesundheitscheck obligatorisch. Natürlich können sie zum Zeitpunkt des Eintretens nicht wissen, ob ich wirklich rauche. Sollte ich aber falsche Angaben machen, und es kann hinterher "nachgewiesen" werden (wie auch immer), dass ich falsche Angaben gemacht habe, dann ist mein Versicherungsschutz weg. Ich möchte dieses Risiko nicht eingehen.

Gruß
Hans-Peter
 
Re: Achtung: Medizin vs. Gesundheitssystem

hallo stefan,
ich habe nie gesagt, dass das gesundheitssystem in den USA besser als das unsere wäre (ich schließe hier das österreichische ein, wobei ich denke, es ist - zumindest zur zeit noch - besser als das deutsche).
ein denkanstoß: die rate an herzinfarkten ist in den USA schon seit jahren im sinken begriffen, bei uns hat sie noch nicht einmal die plateauphase erreicht... ich denke, dass hier das rauchverhalten eine entscheidende rolle spielt.
gruß, kurt
 
"Test" für Raucher

ich weiß, das ganze ist nicht so einfach - obwohl ich jede(n) gewohnheitsraucher(in) in einer minute als solche(n) erkenne (mundgeruch, zähne, stimme, haut, atemgeräusch beim abhorchen...)
gruß, kurt
 
Re: USA als Vorbild

Die „USA“ sind insofern kein Argument, als daß die USA einen Bundesstaat darstellt, deren komplexe rechtliche Strukturierung in erster Linie Juristen Einsicht bietet. Wer daher nur auf drei Buchstaben rekurriert, dünnt mutwillig die Sachlage im Angesicht der unterschiedlichen Kompetenzen der einzelnen Staaten aus. Nicht anders ist es auch in den anderen westlichen Staaten, allen voran Deutschland. Das Gebiet, das gegenwärtig „reformiert“ werden soll – der Gesundheitssektor als Ausprägung des Gesundheitsrechts -, bildet einen Unterfall des Sozialrechts. In diesem Zusammenhang kommt man mit einer medizinischen Sicht der Dinge nicht weiter.

Eine allgemeine nationale Krankenversicherung in den USA gibt es bis heute noch nicht. Ein umfassender Gesetzesentwurf wurde erstmals im Jahre 1993 von Präsident Clinton eingebracht, scheiterte aber im Kongreß. Damit verfügen heute noch schätzungsweise 37 Millionen Amerikaner über keinen und weitere bis zu 30 Millionen US-Bürger über keinen ausreichenden Versicherungsschutz.

Das wichtigste Gesetz ist der „Social Security Act“ aus dem Jahre 1935. Social security beinhaltet unter anderem eine Krankenversicherung für Personen über 65 Jahre (Medicare) und für besonders Bedürftige und Arme (Medicaid). In den meisten Fällen handelt es sich um Bundesleistungen. (vgl. Dr. Peter Hay, Emory University Atlanta)

Zu den strukturellen Unterschieden gehören auch die Versicherungsleistungen. Nicht alles, was in Deutschland über die Kasse abgerechnet wird, trägt in den USA auch die Versicherung.

Die Unterschiede sind fundamental. In Deutschland hat man hierzu eine paternalistische Sichtweise geprägt von dem Gedanken der Solidargemeinschaft, während in den USA die Eigenfinanzierung vorherrscht.

Man sollte also eher von Modellen sprechen, aber auch hier darf man nicht zu stark induktiv argumentieren. Sozialrecht kann man nämlich auch als Verteilungsaufgabe bezeichnen, Geld den einen zu geben, das man anderen genommen hat bzw. nimmt. Die Mediziner kommen gerade an diesem Punkt ins Spiel. :winke:


Übrigens sehen sich Raucher ohnehin als Prügelknabe und Opfer der Nation (Ähnliches gilt auch für „die“ Autofahrer). Die Argumente: Tabaksteuer, Raucherzonen. Modelle, Raucher stärker auf der Seite der Versicherungsleistungen negativ zu berücksichtigen, können unterschiedlich ausfallen. Allerdings darf das nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine solche Debatte ethisch betrachtet scheinheilig ist, da man genauso gut auch den Tabak verbieten könnte. Hiergegen existieren auch Bedenken grundgesetzlicher Natur.

Ähnliches gilt auch für die konstitutionsabhängige Versicherungsprämie: Man kommt hier auch in Bereiche, bei denen sich – gewiß nicht in großem Ausmaß, aber immerhin – auch die Frage nach dem „Wrongful life“ stellt. Gerade die jüngste Debatte um Contergan als Erinnerung an eine Tragödie zeigt, daß manche Menschen nicht so können, wie dürfen wollten.

Fazit: Ich wollte mich nicht in den Interessensgruppen der Republik aufreiben lassen.

LG,

René

PS: Rechtshistorisch ist die gegenwärtige Debatte um das Gesundheitssystem hochinteressant. Abstrakt besehen handelt es sich um einen Sonderfall des Schadensersatzes. Und dieser nimmt in hochentwickelten Versicherungsgesellschaften weniger die Gestalt von Schicksalsschlägen an, als mehr die Gestalt eines finanziell wägbaren Risikos in Form einer Schadensverlagerung auf die Versicherung. Ähnliches meinte schon H. Kohl mit dem Begriff der „Vollkaskomentalität“.

PSS: Eine Reform, die niemanden finanziell belastet, kann keine sein. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik dem Wähler verkaufen will, daß die finanziellen Mehrbelastungen seine persönliche Freiheit stärken werden. Beim Geld hört ja bekanntlich jedwede Freundschaft auf. Bei manchen beginnt sie auch erst an diesem Punkte. :winke:
 
Das Thema hatten wir schonmal ;-)

Wenn wir hier übers Versicherungssystem diskutieren hat das wohl recht wenig mit dem eigentlichen medizinischen Fortschritt und der Forschung zu tun, oder???

Also wir sollten bei der Sache bleiben! Und die USA sollte uns nun wirklich in Sachen Sozialversicherungen und soziale Netzwerke kein Vorbild sein und falls es in USA funktioniert (was es nicht tut), dann heißt es noch lange nicht, dass man es so einfach übertragen kann!

Also bitte nicht Äpfel und Birnen mischen!
Aurelia
 
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