GA1 überhaupt sinnvoll?

Dimitri

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Eine Frage:

Warum ist es eigentlich wichtig die GA1 zu trainieren und nicht einfach auf eine bessere Bereitstellung von Kohlenhydrate zu achten? Wenn man dem Körper ständig genügend Kohlenhydrate zuführt während dem Wettkampf (z.B. Marathon), wäre er auf die bessere Fettsäurenoxidation ja überhaupt nicht angewiesen, oder? Die Energieflussrate besagt ja, dass die Intensität bei einer Fettsäurenoxidation nicht so groß sein kann wie bei einer Glykogenoxidation, also was verspricht man sich von diesem Training, wenn man Spitzenleistungen erbringen will? Solange man dem Körper immer wieder genügend leicht resorbierbare Kohlenhydrate zuführt, müsste man doch seine Leistung ständig hoch halten können (Intensitätsbereich der Glykogenoxidation), ohne in den Hungerast zu gelangen und den Intensitätsbereich runterzuschrauben (Fettsäurenoxidation)?

Wie gesagt, die Schonung der Glykogenreserven würde durch die ständige Aufnahme ja überflüssig werden.

Auf eure Meinung bin ich gespannt.

Grüße,
Hubert

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Wenn es so einfach wäre,

könnten viel mehr Leute einen Marathon laufen. Sie müßten keine Angst mehr vor dem legendären "Mann mit dem Hammer" haben, sondern man müßte ihnen einfach nur erklären, wie sie während des Laufs in geeigneter Weise regelmäßig Kohlenhydrate "nachfüttern".

In erster Näherung würde ich vermuten, daß aus den Glykogenspeichern bei diesem Leistungsniveau mehr Energie rausdampft als über den Weg Nahrungsaufnahme zugeführt werden kann (dauert ja auch, bis die am "Ort des Geschehens" ist), so daß der Punkt irgendwann unvermeidlich ist, daß man die Glykogenspeicher "leergefahren" hat - außer wenn der Fettstoffwechsel entsprechend trainiert ist und das Glykogen durch einen besseren "Kraftstoffmix" geschont wird.

Fachkundige Meinungen würden mich aber auch sehr interessieren.

Grüße,
Frank


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Hallo Hubert!

Das Problem hat Kurt z.B. in einem Posting vom 2002/04/25 "Trinken bei Langtriathlon" ausführlich beschrieben. (@Kurt: Das Posting ist ja eigentlich schon ein Artikel, aber da das Suchen im Archiv für viele immer sehr mühsam ist, vielleicht könntest Du einmal einen Artikel draus machen?)
Mich interessiert das immer wieder, wobei z.B. die Frage ist, um wie viel langesamer müsste ich einen Marathon laufen, um dem Hammermann sicher zu entgehen? Oder um wie hoch darf die Belastung sein, dass man bei einem Radmarathon auch 6 - 8 Std. gut durchhält? Gibts eine "Patentformel", aus der auch ein "dummer" Hobbysportler solche Aussagen aus der im Posting angeführten Tabelle ableiten kann?

lg Hans
 
natürlich! (lies meine "alten" Postings...)

hallo hubert,
stichwort "energieflussrate": es ist nicht so, dass der zucker, den du oral zuführst, sofort als glukose der arbeitenden muskelzelle zur ATP-gewinnung zur verfügung seht. in den muskelzellen gespeichertes glykogen ist als energie "vor ort" schnell verfügbar. kohlenhydrate, die du oral zuführst, müssen erst mal durch den verdauungsapparat, bevor sie als glukose ins blut resorbiert werden. und dann muss die glukose erst in die muskelzellen hinein... alles klar? bei der energiegewinnung aus glukose ist also das intramuskulär gespeicherte glykogen die hauptsächliche energiequelle, die über das blut angelieferte glukose spielt eine untergeordnete rolle (siehe die tabelle in meinem posting, auf das dich hans verwiesen hat).
bei sehr intensiver ausdauerbelastung ist der glykogenspeicher der beanspruchten muskulatur nach spätestens 90 minuten so gut wie leer, eine regelmäßige orale zuckerzufuhr kann die glykogendepletion zwar etwas verzögern, aber niemals verhindern. eine orale KH-zufuhr ist in erster linie für die aufrechterhaltung des BZ-spiegels wichtig, indem es eine depletion des leberglykogens verhindert (eine solche depletion führt zur hypoglykämie und zum sog. "hungerast" mit entsprechendem akuten leistungsabfall. auch darüber hab ich schon gepostet, siehe "hungerast").
bei LZA-belastungen sollte die intensität so angelegt werden, dass es nicht zur vorzeitigen glykogendepletion kommt. beim marathonlauf z.b. kommt es darauf an, mit dem letzten tropfen muskelglykogen ins ziel zu kommen. nur damit kann die pace bis ins ziel gehalten werden. wer es zu schnell angeht, spürt spätestens bei km 32 den "man mit dem hammer" (das, was du als "hungerast" bezeichnet hast). und genau aus diesem grund ist ein GA1-training als grundlage der LZA so wichtig. ein trainierter muskulärer fettstoffwechsel ermöglicht eine "schonung" des wertvollen, da limitierten glykogenspeichers, man kommt länger damit aus und kann eine dementsprechend hohe intensiät realisieren.
das GA1-training ist wie das fundament eines hauses. es ist die basis. bevor diese nicht gefestigt ist, braucht man nicht weitere stockwerke aufzubauen - das haus würde zusammenbrechen.

gruß, kurt
 
Jetzt ist mir alles klar!

Hi Kurt,

nochmals Danke für die ausführliche Antwort. Hast es mir ja beim Training schon schnell erklärt. Ich war zuvor der Meinung, dass das Muskelglykogen relativ schnell wieder aufgefüllt wird bzw. die Muskeln einfach auf den Blutzucker zugreifen und so ihren Bedarf locker decken können.

Das Training hat Spaß gemacht und ich hab wieder vieles dazugelernt. Nur schad, dass du bald Pause machst, könntest mir sicher noch einige Tipps geben :winke:
Aber vielleicht kann man ja mal zusammen biken gehen, da hast sicher auch ne Menge Ra(d)tschläge auf Lager :)

Schönen Tag noch,
Hubert



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Jederzeit!

wie gesagt - wir können auch einmal (oder öfter) eine hantel-session im fitnessraum des PKH hall machen. wenn du willst, kannst du nächsten donnerstag ist noch einmal auf's USI kommen.
MTBen tu ich auch ab und zu, aber ich wüsste nicht, welche rad(d)tschläge ich dir da geben sollte. eine pulsvorgabe wirst du von mir nicht bekommen:winke:.
ergänzend zum muskelglykogen: siehe "die muskuläre energiebereitstellung im sport". das auffüllen kann bis zu drei tagen dauern. je besser trainiert, desto schneller geht es (bei hochausdauertrainierten über nacht, bsp. radprofis). hängt natürlich auch von der ernährung ab, stichwort "open window". wer z.b. nach einem intensiven training am abend danach nur wasser trinkt (diese empfehlungen gibt es, wenn es um's "abspecken" geht), braucht sich nicht zu wundern, wenn am nächsten tag die batterien leer sind.

cu, kurt
 
Re: Jederzeit!

Ja, nächsten Donnerstag könnten wir wieder mit Stahl um uns werfen :winke:

Das Mountainbike müsst ich allerdings erst von zu Hause in Südtirol holen. Du könntest mir dann Ratschläge bezüglich Trittfrequenz und dergleichen geben.

Das open window müsste doch auch schon während der Belastung bestehen, bzw. sobald man die Muskelglykogendepots leert, oder? Aber du hast sicher recht, wenn du sagst, dass es während der Belastung zu langsam vorsich geht.

Grüße,
Hubert


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eine muskuläre Glykogendepletion...

...ist beim krafttraining nicht in dem maße gegeben wie bei einem intensiven ausdauertraining. aber auch nach einer krafttrainingseinheit sollte man möglichst schnell carbs "einwerfen" bzw. eine komb. carbs + proteine (kann, muss aber kein shake sein).
warum, glaubst du, trinken wir so gern bereits während des trainings bier oder radler?:winke: (vor allem im sommer).

cu, kurt
 
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