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>>Die Wasserkarte, Herr Ober!
Im Adlon können Gäste zu jedem Gericht das passende Wasser ordern - 39 stehen zur Wahl
<address class="author">Karen Naundorf</address> Getränke sind Günter Gebhards Leidenschaft. Zunächst hatten es ihm die Weine angetan, dann kamen Spirituosen. Jetzt hat er für das Hotel Adlon eine exklusive Wasserkarte zusammengestellt: 39 Sorten aus 14 Ländern. "Die Produktvielfalt beim Wasser wird oft unterschätzt", sagt Gebhard, Wirtschaftsdirektor des Hotels. Seit einer Woche fragen die Kellner dort nun ihre Gäste, ob sie neben der Weinkarte auch eine Wasserkarte wünschen.
Ins Schwärmen gerät Gebhard, wenn er über das französische Chateldon spricht, das schon Ludwig XIV. zu seinem Lieblingswasser erkoren hatte: "Chateldon wird auch als die Dame im Diamantenkleid unter den Wassern bezeichnet", sagt Gebhard. "Es drängt sich nicht in den Vordergrund und nimmt eine klärende Funktion im Mund ein. " Und das ist wichtig: Wasser stellt bei mehrgängigen Menüs die Neutralität im Mund her, so dass der Geschmack des nächsten Ganges ausgekostet werden kann.
Und Wasser ist nicht gleich Wasser: Zum leichten Menü empfiehlt Gebhard das Wasser Lauretana aus dem italienischen Monte-Rosa-Massiv: "Mit seiner angenehm frischen Perlung passt es gut zu Salaten. " Die 0,75-Liter-Flasche kostet 9,50 Euro. Billigere Mineralwasser gibt s im Adlon nicht, auch das Apollinaris kostet so viel. Fleischessern rät er zum englischen Hildon: "Es zeichnet sich durch einen weichen Geschmack aus und passt gut zu schweren Weinen wie Bordeaux. ".
Die Wasser werden im Adlon in der Flasche serviert. Die meisten sehen edel aus, doch ausgerechnet das teuerste Wasser, das japanische Rokko No, kommt in einer billigen Plastikflasche auf den Tisch. Da wirken die 62 Euro für den halben Liter übertrieben, doch Gebhard sagt: "Japanische Produkte sind schon im Einkauf sehr teuer. Dazu kommt der Transport. " Schon die Seefahrer haben Rokko No besonders geschätzt, weil es besonders keimfrei und damit haltbar ist, erklärt Gebhard. Nach zwei Jahren Lagerung schmecke es noch immer frisch. Zudem hat Rokko No eine erstaunliche Eigenschaft: Es riecht, und zwar wie japanischer Reiswein, zu dessen Herstellung es auch verwendet wird. Dass es dekadent ist, ein Wasser für 62 Euro zu bestellen, streitet Gebhard nicht ab: "Doch Weinliebhaber machen es nicht anders. " Typische Wassertrinker gebe es nicht, sagt er. Nur wenige Gäste bestellen à la carte, die meisten gehen nach dem Design der Flasche.
Besonders auffällig ist die Voss-Flasche: Das norwegische Wasser wird in einer Flasche serviert, die einem überdimensionierten Parfümflacon gleicht. 0,8 Liter kosten 19 Euro. Dass es Voss nicht in Mehrwegflaschen gibt, bedauert Gebhard. Doch würden sowieso nur wenige Flaschen nach Norwegen zurückgehen: "Die Gäste nehmen die Flasche nach dem Essen als Erinnerung mit", sagt Gebhard. Die Adlon-Kellner wurden geschult, damit sie Gäste bei der Wahl des passenden Wassers beraten können. Wem das nicht genügt, muss nach New York fliegen: Dort gibt es im Ritz-Carlton einen speziellen Wasser-Kellner - einen Wasser-Sommelier.
Lavaschichten als Filter // Lauretana (Italien): Durch das Monte Rosa Massiv strömt das Wasser zur Quelle, die auf 1 050 Meter Höhe liegt. Die Flasche designte Ferrari-Designer Pinnin Farina. 0,75 Liter gibt es für 9,50 Euro.
Hawaii Water (USA): Regenwasser von der Insel Oahu: Dort regnet es 350 Tage im Jahr. Das Wasser fließt Jahrzehnte lang durch Lavaschichten und sammelt sich dann in einem Süßwasserbecken.
Ein Liter kostet 18 Euro. Leitungswasser (Berlin): Aus den Hähnen am Pariser Platz kommt das Wasser aus Tegel und Friedrichshagen. Der Härtegrad liegt zwischen drei und vier, das ist recht kalkhaltig. Das Wasser enthält viel Kalzium und Magnesium.
BERLINER ZEITUNG<<
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