Der Tod von Robert Enke

darinho

New member
Es ist eigenartig, wenn sich jemand das Leben nimmt, den man persönlich nicht kennt, aber den man seit Jahren Woche für Woche im Fernsehen oder in der Zeitung sieht. Es ist eine eigenartige Art der Trauer.

Ich stelle mir eine Frage: Warum sieht ein junger Millionär, verheiratet und mit kleinem Kind keine Lebenschance mehr?

Und ich stelle mir jetzt auch die Frage, ob der Bundestrainer Jogi Löw und die anderen Verantwortlichen, die jetzt um den Menschen Robert Enke trauern, auch in den Wochen und Monaten davor sich um den Menschen Robert Enke gekümmert haben? Oder haben diese Trainer nicht viel mehr einen scharfen Konkurrenzdruck auf die Torhüter ausgeübt? Und was wäre denn los, wenn Robert Enke dem DFB mitgeteilt hätte, dass er an Depressionen leidet? Hätten Sie ihn nomminiert oder einen "mental starken" Torhüter-Titan bevorzugt? Darf man in der Welt des Fußballs Depressionen zugeben? An einer Krankheit leiden? Oder wird das nur als Zeichen von Schwäche gesehen?

Wie die Antwort heute ausfällt, können wir uns vorstellen - die Wahrheit kennen nur die Beteiligten.

in Trauer darinho
 
Massenhysterie wegen Robert Enke wirklich erstaunlich

Mein aufrichtiges Beileid der Familie Enke und den wirklichen Freunden von Robert Enke,
aber das was jetzt wieder in der Medienlandschaft los ist ist einfach würdelos.

Egal welches Programm man eingeschaltet hatte, überall war es nur noch DAS Thema, Experten und Nichtexperten gaben ihre Meinung zum besten, und das nicht nur bei den Privatsendern bei denen man auch nichts anderes fürs Quotenjagen erwartet hätte. Ob bei Beckmann oder Markus Lanz, es wurden die unsinnigsten Fragen an die unsinnigsten Menschen gestellt. (Ich würde mir in den Hintern beissen, wenn ich für diesen "Mist a la Stefan Raab" auch noch GEZ bezahlen müsste, die ja von den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten mit dem "Bildungsauftrag" begründet werden)

Gott sei es gepriesen, dass ich mich in diesem Zusammenhang nicht über Johannes B. Kerner aufregen muss, der mit seinen unterwürfigen Platitüden uns den "Normalo-Bürger" vorspielt (wir erinnern uns er war ja vor ein paar Jahren noch "Alleinunterhalter im Nachmittagsprogramm neben Hans Meiser, Arabella Kiesbauer mit den Themen, Sex, Drugs, Inzucht und Rock n' Roll, bevor er millionenschwer wurde durch seichte Abendunterhaltung, und ab und zu ne Sportreportage einschieben durfte).

Man traut sich schon gar nicht mehr die Nachrichten anzuschauen. Seit Tage überall und gespenstig das Bild von Robert Enke, "das" Thema nach der Schweinegrippe! Nach den Wahlen! Nach dem Amokläufer in Winnenden.

Über 100.000 Menschen werden morgen zur Trauerfeier erwartet. Das letzte Mal als es so einen Menschenauflauf gab war nach dem Tod von Pabst Johannes dem II. Ich würde sagen hier gibt es doch einen mehr als "graduellen Unterschied". Die Frage ist natürlich, wieso ist der Menschenauflauf bei Robert Enke so groß wie beim Pabst?

P.S. wer mir meine Sätze übelnehmen möchte, den kann ich gerne hier auf einen Focus Link verweisen:

Robert Enke: Der Tod, der Müll und die Quote - Medien - FOCUS Online
 
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Also, ich nehm dir die Worte überhaupt nicht übel,..

Die eigentliche Frage war aber nicht so sehr nach dem aktuellen medialen Echo sondern "Outings" von Fussballprofis - und ich würde das längst nicht auf Depressionen oder andere psychische Erkrankungen beschränken

Ich hatte letztens eine ganz ähnliche Diskussion und bin der Meinung da stoßen völlig unterschiedliche Welten aufeinander wenn ernsthaft verlangt würde dass ein Profisport Rücksicht auf Schwächen seiner Akteure - egal welcher Art - nehmen müsste. Ich meine das auch nicht böse sondern völlig sachlich.

Profisport und insbesondere Fussball ist ein Haifischbecken in dem nicht nur 11 andere Spieler auf dem Platz nur darauf warten, dass dir als Spieler ein Fehler unterläuft sondern Dich vor allem auch noch viele zehntausend nicht freundlich gesonnene Fans auspfeiffen und aus der Konzentration bringen wollen.

Gib den Fans irgendeine Schwäche mit denen Sie einen Spieler gezielt verbal attackieren können und sie werden es tun.. Da wird ganz schnell aus einem Sebastian Deisler "Spasti Fantasti" kaum spricht er über seine Depressionen..

Natürlich ist das nicht gerade die feine Art, aber wer sich mit erhobenen Zeigefinger und Sozialabeitermentalität hinstellt und solche "Zustände" kritisiert war wohl noch nie in einem Fussballstadion.. Da wird nichts rational analysiert, da wird die andere Mannschaft wenigstens für 90 Minuten inbrünstig gehasst egal ob sie gut spielt oder schlecht, ob die Spieler sympatisch sind oder nicht,..

"Schwächen zeigen" und "Profisport Fussball" passen nicht zusammen, entweder man hat das eine - oder das andere, aber in meinen Augen lassen sich diese beiden Dinge nur zusammenfassen, wenn der Spieler, der sich outet, ein extrem dickes Fell hat..
 
Das Trauerspiel Robert Enke, Philipp Lahm und der Fußball Kommerz!

Gerade beginnt die Ausstrahlung Deutschland - Elfenbeinküste. Es ist einfach erschreckend, noch immer lässt man Robert Enke nicht einfach seinen Frieden!

Mann, diese Massenhysterie der letzten Tage war kaum zum Aushalten. Wildfremde Männer vergossen Tränen, die meisten von denen hatten die "nicht mal so vielen Auftritte von Enke" weder bei Hannover 96 noch Fußballnationalmannschaft wirklich verfolgt. Endlich können Männer mal ungestraft Krododilstränen fließen lassen - anscheinend!

Dann das Gejammer darüber dass alle Fußballspielerkollegen der Nationalmannschaft ja so geschockt waren, dass sie mehrere Tage frei bekamen, weil sie unfähig waren vor Trauer zu arbeiten. Wie bitte? Viele von uns arbeiten Tag täglich mit Arbeitskollegen zusammen im Büro, verbringen mehr Zeit miteinander als diese Fußballspieler. Wer bekommt bitte schön von uns Normalverdiener (Nicht Fußballmillonären) 1 Woche frei und seelischen professionellen Beistand, wenn ein Arbeitskollege verunglückt ist?

(Hilfe jetzt läuft gerade auch noch ein schmalziger Film, bestimmt bekommt man wieder gleich Close-ups von heulenden Fußballern und Zuschauern zu sehen)

Also wenn das Fußballspiel verloren wird, hat man ja diesmal wirklich eine großartige Ausrede, vor lauter Tränen hat man den Ball nicht gesehen.

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Jeden Tag sterben ca 3 Menschen, die sich vor einen Zug schmeissen, was hört man darüber, und wie es den Angehörigen geht, der Ehefrau mit Kindern, die plötzlich im Gegensatz zu einer Fußballerwitwe vor dem finanziellen Desaster stehen? Oder die beiden Lokomotivführer. Wie lange werden sie krank geschrieben sein? Werden sie wieder arbeiten? Wie werden Ihre Familien zurechtkommen mit den seelisch "angeknacksten Lokomotivführer", oder den Feuerwehrleuten, die den Leichnahm zusammensuchen mussten?

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Große Fußballschwüre von Zwanziger: Fußball kann nicht alles sein! Und man muss sich mehr Gedanken machen, mehr auf die Menschen und Fußballer in ihren persönlichen Nöten eingehen. usw.

Man hat ja nur 2 Wochen zuvor ein Meisterstück des Fußballmanagements erlebt, nachdem ein Philipp Lahm entgegen dem deutschen Grundgesetz keine freie Meinung äußern darf. Rummenigge und Hoeneß haben ja hier eindeutig gezeigt, wo die Menschlichkeit aufhört und der Kommerz bei König Fußball beginnt.

Gar nichts wird sich hier verändern, weiter werden Fußballer gekreuzigt, ob sie nun die Wahrheit äußern, entweder über die unhaltbaren Zustände in einem Fußballclub, ob Sie Depressionen haben oder aus sonst welchen Gründen auch immer, und wenn schon nicht von den Fußball-Mächtigen, dann vom Publikum, das bisher und in Zukunft mehr mit den Zuschauern von Gladiatorenkämpfen gemein hatten.

Trefflich hatte es Boris Becker, etwa in diesem Sinne gesagt: Hätte Robert Enke sich öffentlich zu seinen Depressionen bekannt, wäre er als Weichei verschrien worden von seinen Fans und hätte sein Gesicht verloren. Haben sich die Zeiten wirklich geändert.

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Bin mal gespannt wann der erste Fußballer "sich von der neuen Moral betören lässt" und sich als schwul outet. Mann was wird da los sein in der Fußballwelt. Der würde gelyncht wie im Wilden Westen - wetten?
 
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Depressionen bei Fußballern - Ein paar Tage nach Enke war alles vergessen

Ob Robert Enke, Sebastian Deisler oder Jan Simak - die Welt der Fußballfans ändert sich nicht so schnell - trotz Krokodilstränen bei Beerdigungen!

Profifußball ist ein Männergeschäft, eine Mannschaft ist eine Leistungszelle, in der Mitgefühl oder Fingerspitzengefühl nicht in einem notwendigen Maße zu erwarten ist. Dort drohen Ansehens- und Jobverlust. Diese Ängste sind bisweilen größer als die inneren Qualen wie Freud- und Antrieblosigkeit. Betroffene überkommt das Gefühl, die Kontrolle über ihren Lebenslauf zu verlieren. "Ich war leer, ich war müde, ich habe Krieg geführt gegen mich. Am Ende war es nur noch eine Qual. Ich musste mich irgendwie retten, um mich nicht ganz zu verlieren." Das sind Sätze von Sebastian Deisler.

Zwei Veröffentlichungen aus DER ZEIT online:

Ein Profi, der an Depressionen litt und seine Karriere beenden musste – jahrelang hat er geschwiegen, nun offenbart er sich. Seinen Namen will er nicht öffentlich nennen.

Keiner traut sich: Depressionen bei Fußballern

Depressionen im Profifußball: ein Tabuthema. Sebastian Deisler und Jan Simak etwa haben es gebrochen. Sie hatten die Kraft, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Depressionen bei Fußballern tabu
 
Ja, ich weiss einfach nicht wo da das Problem ist..

Es gibt Depressionen, das ist eine eklige Krankheit und wegen der bringen sich dauernd Menschen aller möglichen Berufsgruppen um - soll mir jetzt ein depressiver Postbote weniger leid tun als ein hochbezahlter Profisportler?

In einer anderen beruflichen Umgebung fällt es Betroffenen auch nicht gerade leicht damit herauszurücken.. Wenn man nicht gerade verbeamtet ist und in einem wirtschaftlich weniger stabilen Unternehmen sitzt macht der Chef nachvollziehbarer Weise auch ganz schnell ein paar Haken auf seiner Checkliste für die nächste Entlassungswelle..

Ich fand das ganze Thema zu seiner Hochzeit unangebracht hochgespielt und tatsächlich habe ich trotz aller Depression kein Verständnis für so einen schäbigen Abgang zu Lasten eines völlig unbeteiligten Lokomotivführers
 
es ist zwar krass, aber durch diesen selbstmord, ist das thema depression in den medien präsenter geworden. und wenn es nur für kurze zeit ist, hilft das vielleicht, die allgemeinbevölkerung mehr für dieses tabuthema zu sensibilisieren.
und es ist ja definitiv ein tabuthema. obwohl in deutschland so viele leute darunter leiden. psychische erkrankungen werden einfach anders bewertet als z.b. diabetes oder ne herzerkrankung.sie haben ein irgendwie "schmutziges" image. wer will schon was mit verrückten zu tun haben.
so lange man sich irgendwie anpasst ist alles ok. vieles wird evtl bis zu nem gewissen rahmen toleriert. wer an den wochenenden säuft ist vielleicht noch ein toller typ- allerdings nur, so lange ihm die trinkerei nicht aus dem ruder gerät.
wer viel sport macht, sich sehr um seinen körper kümmert ist toll und entspricht den gesellschaftlichen vorstellungen- aber ne essstörung oder sportsucht sollte sich daraus nicht entwickeln.
arbeitssucht ist für die betroffenen fatal. macht abr nix, da das image vom hartarbeitenden so wunderbar in unsere leistungsgesellschaft passt...
diese doppelmoral macht es den betroffenen, egal ob depressiv oder süchtig oder sonstwas nicht einfacher, zu sich selbst zu stehen.

außerdem werden z.b. depressionen oft nicht ernst genommen. der betroffene soll sich nur ein bißhen mehr anstrengen, dann wird es ihm schon besser gehen. dass das nicht so einfach ist, ist denen, die diese probleme nicht haben, nicht nachvollziehbar.
also von daher: mist, dass dieser mensch keinen anderen weg gefunden hat.
schrecklich, dass er den lokführer mit in seine entscheidung hineingezogen hat.
und gut, dass dem them mehr aufmerksamkeit geschenkt wird!
 
Hannover 96 - Profi-Fussballer, Memmen, Ausreden - äußerst schwach!

Seit dem Selbstmord von Enke im November hat Hannover 96 jedoch kein Fußballspiel mehr gewonnen.....Da muss ein Sieg her, egal wie. So redet man immer im Abstiegskampf. Auch wieder in Hannover.

Die Kabinenwand im Stadion war ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Der Kunststoff des Containers war zu dünn, um die Worte des Sportdirektors nach der Niederlage im Testspiel bei Union Berlin zu schlucken. Vor der Kabine – jenem wie ein Heiligtum geschützten Ort im Fußball – standen die Journalisten und notierten, was eigentlich nur für die Ohren der Spieler bestimmt war. „Das hat kein Niveau. Das ist Betriebssport. Ich kann da bis auf zwei, drei Ausnahmen die ganze Reihe durchgehen.

Wenn es ansonsten etwas zu verteilen gebe, hebe jeder den Arm in der Mannschaft fuhr Jörg Schmadtke fort. „Aber da draußen sehe ich nichts.“

MEIN GOTT, jetzt regen mich die winselnden, hochbezahlten Weicheier aber langsam auf.
Jeder normale Mensch geht für ein paar Euros jobben und muss jeden Tag seine Leistung
in dieser Leistungsgesellschaft bringen, von Leuten die Millionen verdienen dürfte man
zudem noch ein wenig mehr erwarten, als diese Warmsduschermentalität:


"Balitsch ist der einzige Spieler, den Enke neben zwei Physiotherapeuten bei seinem Klub über seine Krankheit ins Vertrauen gezogen hatte. „Die Zeit nach seinem Tod und die eine Woche Winterpause waren viel zu kurz. Das hat nicht gereicht, um sich tiefergehende Gedanken zu machen, das Thema setzen zu lassen. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich das verarbeitet habe."

Artikel aus der FAZ - Hannover nach Enkes Tod Wir müssen auch wieder funktionieren

P.S. mir hat sicherlich auch nicht gefallen wie die "Meute von den Rängen" bei einem der letzten Fussballspiele von Stuttgart Babbel ausgebuht haben und auch die Fussballspieler verbal angegriffen hatten, so direkt nach
dem "Enke Vorfall" - meine Meinung - ja auch ich schüre die Neiddebatte - sind die Aggressionen auch hoch
weil es sich hier einfach um Millionen Verdiener handelt :
Ergo kann ich den "Mob" verstehen: Wer viel verdient - soll verdammt nochmal auch viel Leistung bringen.


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