Am 20.1.05 brachte der Fernsehsender VOX eine BBC-Reportage über die Atkins-Diät. Hervorragend aufbereitet und wissenschaftlich up-to-date.
Interessant war die journalistische Aufbereitung. Der Zuschauer war sozusagen hin und her gerissen: Die Atkins-Diät zwischen absolutem Nonsens und ernährungsmedizinischer Revolution. Mal stand die Diät gut da und mal wurden die Aussagen Atkins anhand harter Fakten widerlegt; ein Wechselspiel also zwischen Bestätigung und Ablehnung.
Erster Aufhänger war die Thermodynamik. Sie haben die Energieerhaltung erklärt und damit auch klar gemacht, dass Energie nicht flöten gehen kann. Wenn die Atkins-Diät bei gleicher Energieaufnahme den Fettabbau unterstützen sollte, dann muss irgendwo Energie umgesetzt werden, die bei Mischkosternährung nicht umgesetzt wird. Hormonelle Regulationsmechanismen (Stichwort: Insulinantwort) scheiden aus diesem Grund zunächst aus. Mit dieser Tatsache wurde Atkins schon sehr früh konfrontiert, was ihn dazu veranlasst hat, zwei Ursachen zu nennen:
1) Die postprandiale Thermogenese, die bei eiweiß- und fettreicher Kost stärker ausgeprägt ist.
2) Die Ausscheidung von Ketonkörper in den Phasen der Ketose.
Im Experiment wurde das widerlegt. Ein eineiiges Zwillingspaar lebte mehrere Wochen unter identischen Bedingungen in einem großen "Kalorimeter" - eine Art Big Brother Zelle für die Wissenschaft. Der Energieumsatz während 24h konnte dabei genau aufgezeichnet werden inklusive der Energie, die in Form von Stuhl und Urin abgegeben wurde. Fazit: Es gab lediglich einen minimalen, nicht erwähnenswerten Unterschied im Energieumsatz. Das Gleiche galt für den Energiegehalt des Urins. Damit waren beide Ursachen widerlegt.
Atkins also ein Märchen?
Noch nicht. Die Reporter berichteten von Studien, bei denen die eine Gruppe KH-lastig und die andere nach Atkins gegessen hat. Am Ende des Beobachtungszeitraumes hat die Atkins-Gruppe bessere Abnehmerfolge erzielt.
Wie kommt das nun?
Es wurde ein weiteres Experiment vorgenommen. Zwei Versuchsgruppen kauften über einen sehr langen Zeitraum (ich glaube mehrere Monate) in unterschiedlichen Supermärkten ein, und zwar ausschließlich dort. Eine Gruppe konnte nur fett- und eiweißlastig, die andere KH-betont einkaufen. An der Kasse mussten sie nichts bezahlen, dennoch aber jeden Artikel scannen. So konnte dokumentiert werden, welche Energiemenge jeder Proband eingekauft hat. Hier kam dann die Überraschung ans Licht, denn obwohl die Energiemenge nicht beschränkt war, hat sich die Atkinsgruppe automatisch trotz höherer Energiedichte der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel nicht energetisch höher ernährt als die KH-Gruppe. Ursächlich hierfür ist offenbar die natürliche Appetitregulation, die offenbar eiweißsensitiver ist, als man bisher glaubte. Dies entspricht auch meiner persönlichen Vermutung.
Das war der bisher erste Bericht, der neutral und inhaltlich über dieses Thema berichtet. Jetzt wo sogar die Fitforfun den Unterschied zwischen Betaoxidation und Füllungsgrad der Adipozyten erkannt hat, erhält die Wärmelehre vielleicht nun endlich Einzug in die Ernährungsmedizin.
Damit sind zahlreiche Dogmen und Mythen über den Haufen, als da wären:
1) KH-reiche Ernährung führt aufgrund der Insulinantwort zu Heißhungerattacken
2) Vemehrte Energieabgabe durch Ausscheidung von Ketonkörper mit dem Urin
3) Eiweißreiche Ernährung unterstützt den Fettabbau durch eine erhöhte postprandiale Thermogenese
4) KH-reiche Ernährung verhindert den Fettabbau
Offenbar scheint Nahrungseiweiß einen noch nicht vollständig erforschten Einfluss auf die Sättigung während des Essens zu haben. Fett allein sättigt trotz hohem Energiegehalt und langer Verweildauer im Gastrointestinaltrakt schlechter. Im Hinblick auf eine geeignete Ernährung zum Fettabbau hieße das nichts anderes als:
1) Fett einsparen. Sättigt nicht übermäßig, ist mit Ausnahme einiger Mikronährstoffe und essentieller Fettsäuren vollständig entbehrlich.
2) Hoher Kohlenhydratanteil: Zur ATP-Resynthese beim Sport, der eine weitere wichtige Stellschraube zum Abnehmen darstellt. Außerdem lässt sich insbesondere mit ballaststoffhaltigen KH eine hohes Nahrungsvolumen bei niedriger Energiedichte erzielen.
3) Hoher Eiweißanteil: Schmeckt gut, sättigt besser als man bisher angenommen hat und liefert essentielle Aminosäuren. Gleichzeitig haben eiweißhaltige Speisen eine geringe Energiedichte, vorausgesetzt, sie sind fettarm.
Gruß an alle,
Euer Thomas
https://de.fitness.com/company/buttons/thomas_markmann3.gif
Interessant war die journalistische Aufbereitung. Der Zuschauer war sozusagen hin und her gerissen: Die Atkins-Diät zwischen absolutem Nonsens und ernährungsmedizinischer Revolution. Mal stand die Diät gut da und mal wurden die Aussagen Atkins anhand harter Fakten widerlegt; ein Wechselspiel also zwischen Bestätigung und Ablehnung.
Erster Aufhänger war die Thermodynamik. Sie haben die Energieerhaltung erklärt und damit auch klar gemacht, dass Energie nicht flöten gehen kann. Wenn die Atkins-Diät bei gleicher Energieaufnahme den Fettabbau unterstützen sollte, dann muss irgendwo Energie umgesetzt werden, die bei Mischkosternährung nicht umgesetzt wird. Hormonelle Regulationsmechanismen (Stichwort: Insulinantwort) scheiden aus diesem Grund zunächst aus. Mit dieser Tatsache wurde Atkins schon sehr früh konfrontiert, was ihn dazu veranlasst hat, zwei Ursachen zu nennen:
1) Die postprandiale Thermogenese, die bei eiweiß- und fettreicher Kost stärker ausgeprägt ist.
2) Die Ausscheidung von Ketonkörper in den Phasen der Ketose.
Im Experiment wurde das widerlegt. Ein eineiiges Zwillingspaar lebte mehrere Wochen unter identischen Bedingungen in einem großen "Kalorimeter" - eine Art Big Brother Zelle für die Wissenschaft. Der Energieumsatz während 24h konnte dabei genau aufgezeichnet werden inklusive der Energie, die in Form von Stuhl und Urin abgegeben wurde. Fazit: Es gab lediglich einen minimalen, nicht erwähnenswerten Unterschied im Energieumsatz. Das Gleiche galt für den Energiegehalt des Urins. Damit waren beide Ursachen widerlegt.
Atkins also ein Märchen?
Noch nicht. Die Reporter berichteten von Studien, bei denen die eine Gruppe KH-lastig und die andere nach Atkins gegessen hat. Am Ende des Beobachtungszeitraumes hat die Atkins-Gruppe bessere Abnehmerfolge erzielt.
Wie kommt das nun?
Es wurde ein weiteres Experiment vorgenommen. Zwei Versuchsgruppen kauften über einen sehr langen Zeitraum (ich glaube mehrere Monate) in unterschiedlichen Supermärkten ein, und zwar ausschließlich dort. Eine Gruppe konnte nur fett- und eiweißlastig, die andere KH-betont einkaufen. An der Kasse mussten sie nichts bezahlen, dennoch aber jeden Artikel scannen. So konnte dokumentiert werden, welche Energiemenge jeder Proband eingekauft hat. Hier kam dann die Überraschung ans Licht, denn obwohl die Energiemenge nicht beschränkt war, hat sich die Atkinsgruppe automatisch trotz höherer Energiedichte der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel nicht energetisch höher ernährt als die KH-Gruppe. Ursächlich hierfür ist offenbar die natürliche Appetitregulation, die offenbar eiweißsensitiver ist, als man bisher glaubte. Dies entspricht auch meiner persönlichen Vermutung.
Das war der bisher erste Bericht, der neutral und inhaltlich über dieses Thema berichtet. Jetzt wo sogar die Fitforfun den Unterschied zwischen Betaoxidation und Füllungsgrad der Adipozyten erkannt hat, erhält die Wärmelehre vielleicht nun endlich Einzug in die Ernährungsmedizin.
Damit sind zahlreiche Dogmen und Mythen über den Haufen, als da wären:
1) KH-reiche Ernährung führt aufgrund der Insulinantwort zu Heißhungerattacken
2) Vemehrte Energieabgabe durch Ausscheidung von Ketonkörper mit dem Urin
3) Eiweißreiche Ernährung unterstützt den Fettabbau durch eine erhöhte postprandiale Thermogenese
4) KH-reiche Ernährung verhindert den Fettabbau
Offenbar scheint Nahrungseiweiß einen noch nicht vollständig erforschten Einfluss auf die Sättigung während des Essens zu haben. Fett allein sättigt trotz hohem Energiegehalt und langer Verweildauer im Gastrointestinaltrakt schlechter. Im Hinblick auf eine geeignete Ernährung zum Fettabbau hieße das nichts anderes als:
1) Fett einsparen. Sättigt nicht übermäßig, ist mit Ausnahme einiger Mikronährstoffe und essentieller Fettsäuren vollständig entbehrlich.
2) Hoher Kohlenhydratanteil: Zur ATP-Resynthese beim Sport, der eine weitere wichtige Stellschraube zum Abnehmen darstellt. Außerdem lässt sich insbesondere mit ballaststoffhaltigen KH eine hohes Nahrungsvolumen bei niedriger Energiedichte erzielen.
3) Hoher Eiweißanteil: Schmeckt gut, sättigt besser als man bisher angenommen hat und liefert essentielle Aminosäuren. Gleichzeitig haben eiweißhaltige Speisen eine geringe Energiedichte, vorausgesetzt, sie sind fettarm.
Gruß an alle,
Euer Thomas
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