Armbruch/ Gewichtheben/ Verletzung/ Operation

koni

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Armbruch

Hallo zusammen.

Ein kurzer Rückblick, damit ich nachträglich meine Fragen stellen kann:

Meine Freundin Andrea Zürcher hat sich an der EM in Schmölln am 19.05.02, bei der Kniebeuge den linken Arm gebrochen ( siehe Bericht auf www.powerlifting.ch im Index NEWS und dann Zürcher & Hirschi und auf www.bankdruecken.ch in der Rubrik Galerie die Biografie von Andrea). Andrea Zürcher hat vor der Zeit als sie mit dem Power Sport begonnen hat, Triathlon betrieben, wo schon der eine oder andere schwere Sturz mit dem Rad zu verbuchen war. Ev. eine von verschiedenen Erklärungen, warum es zum Bruch des Armes kam. Dann ist noch hinzuzufügen, dass Andrea wohl einen Technikfehler gemacht hat, wobei sie bei sehr engem Griff, mit dem Ellenbogen vor die Stange geraten ist, wodurch dann der Drehmoment auf den Oberarm im unteren Teil der Bewegung enorm gross wurde und den Arm brach. Andrea hat sehr kurze und starke Sehnen, was den Bruch noch besser ausarten liess.

Der Arm wurde dann mit einem Humerusnagel zusammengefügt. Probleme gab es dann im Bereich des Ellenbogens, wo der Knochen einen Riss, verursacht durch den Nagel, bekommen hat. Das hat dann das Training nochmals verzögert. Die nächste Komplikation war jene, dass im Bereich der oberen Querschraube, jene Schraube die den Stab fixiert, der Muskel der Schulter durchgescheuert wurde und in der Folge riss! Die Querschraube wurde entfernt und noch 2 Wochen schonen, wurde die Trainingsintensität gesteigert. Andrea ist nun wieder bei 180kg Kniebeuge und 170kg Kreuzheben angelangt. Auf der Bank drückt sie nun wieder 80kg.

Das Training bereitet grosse Schmerzen im Arm, insbesondere bei der Beuge, so dass wir nochmals Abklärungen machen liessen. Die Diagnose ist nun jene, dass dadurch dass die Querschraube entfernt wurde, der Humerusnagel sich (vermutlich) im oberen Teil leicht bewegt.

Meine erste Frage ist nun jene: Soll nun bis der Nagle entfernt ist, auf schwere Kniebeugeeinheiten gänzlich verzichtet werden, das würde dann folglich heissen, Andrea kann 1-1,5 Jahre keine Wettkämpfe machen. Was das für einen Wettkämpfer der auf hoher Leistung ist bedeutet, brauche ich wohl nicht näher zu erklären. Andererseits würde es sich nie und nimmer lohnen, die Gesundheit wegen einem Wettkampf zu ruinieren.
Meine zweite Frage: Kann der Knochen durch den bewegenden Nagel abgenutzt werden ?

Wir hoffen einen sachverständige Antwort zu bekommen, die Ängste beseitigen kann und/oder realistisch und sachlich zum weiteren Vorgehen behilflich ist.

Sportliche Grüsse

Konrad Jäggi, Lebenspartner und Trainer von Andrea Zürcher
 
Hallo Koni

sieht's du irgend ne Möglichkeit, uns Röntgenbilder zur Verfügung zu stellen (scannen) ? Würde ne Beurteilung der Situation um einiges erleichtern.

Gruss Skyguide
 
....ja, habe Bilder die 6 Wochen nach dem Unfall geschossen wurden, neueste habe ich nicht. Der Riss ist jedoch schon im Detail sichtbar. Die obere Schraube ist aber noch drin.

wie fügt man Bilder mit *jpg hier ein ???
 
An sich ist eine solche Fraktur nicht ganz so problematisch. Soweit ich die Bilder (eingeschränkt) beurteilen kann, handelt es sich um eine Spiralfraktur in der Mitte des Humerus mit einem Verriegelungsnagel versorgt. Kallusanlagerungen als Zeichen einer beginnenden knöchernen Überbrückung des Frakturspalts sind zu erkennen. Weiterhin ein medialer supraepicondylärer Frakturspalt.
Nachdem mittlerweile die proximale Verriegelung entfernt wurde, ist bei hoher Belastung, wie sie durch das beschriebene Training entsteht, sicherlich eine Bewegung des Nagels möglich, was, wie beschrieben, zu Beschwerden führen kann und wohl auch führt.
Ich würde bei allen Übungen des Powerliftings Bedenken äußern, was die Belastungsfähigkeit angeht. Schmerzen während des Training zeigen durch ihre Warn - und Leitfunktion, daß hier die Belastung eindeutig zu groß ist. Ein Abnutzen des Knochens ist durch die Bewegung des Nagels unter hoher Belastung möglich. Problematischer wäre die Entwicklung einer Pseudarthrose, eines "Falschgelenks" im Bereich des Frakturspalts. Hierbei unterbleibt die vollständige knöcherne Durchbauung des Spalts mit Entwicklung einer Art "Gelenk" in diesem Bereich. Das ist auch bei osteosynthetisch versorgten Frakturen möglich, wenn belastungsbedingt Bewegung im Frakturspalt entsteht.
In der Konsequenz bedeutet das, mit dem Training auszusetzen. Über die Dauer kann ich keine definitive Aussage machen, aber ein halbes Jahr würde ich vorweg veranschlagen. Eine Beratung durch einen in diesem Bereich erfahrenen Arzt erscheint mit unbedingt nötig, insb. vor Wiederaufnahme des Trainings.

jeckyll
 
Hallo Jeckyll.
Besten Dank für Deine ausführliche Beurteilung des Falls. In einem privaten Mail an Andrea hast Du ja die Meinung über die Risiken bei der Zugbelastung, wie sie beim Kreuzheben vorkommt, etwas entschärft.

In der Zwischenzeit hatte ich regen Mailkontakt mit einem Traumatologen, der eigentlich ‚nur’ in die Beugebelastung des Armes als problematisch einstuft und findet, dass bei einer Technikänderung, wie z.B. einem weiten Griff bei der Kniebeuge kein extremes Risiko mehr besteht. Er findet auch, dass die Entwicklung einer Pseudarthrose, eines "Falschgelenks" im Bereich des Oberarmes eher nicht vorkommt.

Schade, dass im Formu sich die Mediziner nicht wiedersprechen, das wäre äusserst interessant, da offenbar die unterschiedlichsten Meinungen bestehen. Wir haben nun vier verschiedene Ärzte befragt und haben nun drei unterschiedliche Meinungen zum Fall.

Wir werden nun so verfahren, dass wir die Kniebeugetechnik wie auch die Grifftechnik bei den Good Mornings von einem schmalen auf einen weiten Griff bei Andrea abändern. Gleichzeitig wird Andrea nochmals eine weitere Standbreite bei der Beuge anwenden. Die Beuge wird dann wie bei den Spitzenhebern des West Side Barbell Clubs aussehen, mit mehr Vorlage, damit die Arme entlastet werden. Wir haben schon damit angefangen und die Beschwerden auf den Oberarm sind gänzlich verschwunden, einzig der Ellenbogen macht noch geringe Probleme.

Andrea hat sich deswegen dazu entschlossen, da die Meinungen auch bei den Medizinern auseinander klaffen. Nachdem sie dann die Technik geändert hat und die Beschwerden fast verschwunden sind, ist sie nun neuen Mutes und voll motiviert.
An dieser Stelle danke ich allen interessierten und den hilfreichen Statements und den äusserst fachlichen Ausführungen. Wenn es gewünscht wird, werden wir Euch auf dem laufenden halten.

Sportliche Grüsse

Konrad Jäggi
 
Tach koni!

Stimmt, die Pseudarthose ist in diesem Bereich nicht häufig. Die zwei Fälle, die ich damit gesehen habe, stellen sicher eine Ausnahme dar. Das waren aber auch keine Powerlifter, die mit einer Osteosythese entsprechende Trainingsbelastungen aushielten.
Die Umstellung der Technik ist sinnvoll. Dabei dann auf den Ellbogen achten, der bei weitem Griff unter größere Belastung kommen kann.
Haltet uns auf dem Laufenden, finde ich sehr interessant.

jeckyll
 
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