Hört, hört, Herr Schily kommt zur Besinnung?

A

Anzeige

Re: Hört, hört, Herr Schily kommt zur Besinnung?
"Wir haben die Pflicht, die Menschen zu schützen. Was passiert denn in diesem Land, wenn es hier einen Anschlag nach dem Muster von Madrid gibt? Was geschieht dann mit einer Gesellschaft, in der es ohnehin Spannungen gibt? Darauf muss der Staat eine Antwort haben." [Otto Schily, ehemaliger Anwalt der R.A.F.]


Der Satz sagt ja schon alles. Sollen sie ihrer Pflicht auch gefälligst nachkommen. Ich frag mich nur, wo er plötzlich diese Erleuchtung her hat.



sam
 
Ich denke, wenn man sich bewusst wird, dass man mit einer zu liberalen Politik zig Tausend Menschen Opfern könnte, und dafür noch verantwortlich ist, dann macht man sich schon ein paar Gedanken. Herr Schily wird als Innenminister auch Zugänge zu Untersuchungen haben, die wir besser gar nicht gezeigt bekommen. Dass ein Mann solche Eindrücke nicht auf Dauer verbergen kann, leuchtet ein.

Das wir in den letzten Jahren in Deutschland ein wahrer Terroristenhumus waren, ist ja unbestritten. Warum wohl?
 
Ich sehe nichts falsches an einer liberalen Politik in dem Sinne, wie ich diesen Begriff verstehe.

Das man gegen bereits bestehende Terroristen vorgehen muss, gegebenfalls auch präventiv, gestehe ich ein.
Aber einen stärkeren Konfrontationskurs mit dem Terrornetzwerk einzuschlagen, halte ich für wenig sinnvoll, wenn man bedacht ist, Frieden zu schaffen und auch zu erhalten. Das beste Beispiel hierfür ist Israel. Scharon schlägt einen besondern harten Kurs wie selten zuvor ein (was gezielte Liquidierungen, Kontrolle und Abgrenzung angeht) und der Erlös dieser ganzen Sache ist nur ein "Feuerholz in die Glut werfen"-Effekt.

Meiner Meinung nach wird nur ein gesunder Liberalismus dem Islam gegenüber den Terrorismus stoppen können. Das Hauptaugenmerk sollte nicht in der Bekämpfung des Terros bestehen, sondern in einem kontinuierlichen Dialog mit dem Islam, so schwer und ermüdend er auch sein wird. Nur so kann man langfristig den Nährboden für Terrorismus entziehen.

Das unser Innenminister eine derartige Wandlung vollzieht, liegt in der Natur der Politik, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Alleine schon, um der Bevölkerung nicht das Gefühl zu geben, es würde nur Däumchen gedreht. Sowas sollte man aber nicht überbewerten.
 
Einen Dialog mit dem Islam halte ich für wünschenswert, aber ich sehe tatsächlich keine Chance, den jemals zu einem Abschluss zu bringen. Der Islam sieht in unserer westlichen Gesellschaft den Werteverfall schlechthin. In Bereichen mag er dabei sogar rechthaben. Doch abseits der religiösen Unterschiede sind es doch die westlichen Wirtschaftsinteressen, die das ganze Problem hervorrufen.

Vereinfacht gesagt, sehe ich nur zwei Szenarien.

1. "Wir" geben sämtliche Interessen in den islamischen Ländern auf und gefährden damit unseren Wohlstand, ja sogar unser System.

oder

2. Es wird zu einer richtig heftigen Konfrontation kommen. Einem "Clash of Cultures". Der Zirkus im Irak ist nur der Anfang. Wenn die Amerikaner "die heilige Stadt" angreifen wird da unten ein Blutbad sondergleichen abgehen. Ein Bush wird niemals die Truppen von dort abziehen. Er wird noch mehr Geld und Soldaten in den Irak schicken. Die Iraker, und später auch umliegende Länder werden sich dann "religiös" angepisst fühlen. Ein gemeinsammer Feind schweißt zusammen und das Szenario, vor dem sich jeder, der sein "Leben liebt", fürchtet, wird losbrechen.
 
Wenn wir all unsere Interessen (damit ist wohl sendungsbewusste Demokratisierung gemeint) in islamischen Ländern aufgeben, wird das unseren Wohlstand nicht bedrohen. Zumindest sehe ich da keine kausalen Zusammenhänge. Als Beispiel sei Saudi Arabien genannt. Obwohl niemand auch nur versucht, in das Land politisch wie ideologisch einzugreifen, besteht eine durchaus fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Bei "deinem 1. Szenario" sehe ich allerhöchstens die Gefahr, dass durch die Abgrenzung von islamischen Welt sich diese abgeschottet zu einer Gefahr für den Weltfrieden entwickeln könnte, wenn die momentane "Verteidigungsmentalität" der Islamisten in Sendungsbewusstsein umschlägt.

Dein zweites Szenario scheint mir ein wenig zu absolut gesehen. Einen sogenannten "Clash of Cultur" wird es wahrscheinlich nur in der Form geben, als das radikale Gruppen sich auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung stützen können.
Wirklich Krieg, den "totalen Krieg", wie ihn Goebbels im dritten Reich agitiert hat, wird Ablehnung auf beiden Seiten finden. Denn im Grunde genommen ist der Islam trotz einiger für uns radikale Bräuche, eine friedliche Religion und ein Großteil der Menschen, ob nun im Westen oder im Osten lebend, wissen, dass Krieg die Welt, in der sie leben, nicht besser machen wird.

Von daher halte ich es für grundverkehrt, sich schon jetzt auf das ein oder andere Horrorszenario einzustellen, sondern der Dialog, so aussichtlos er auch erscheinen mag, muss weitergeführt werden.
Das so wichtige Staatsmänner wie Bush und Scharon dies ignorieren, bedeutet nicht, dass ein solches Vorhaben gescheitert oder sinnlos ist.
 
Nein, Demokratisierung ist doch bloß ein Vorwand. Das wird nicht funktionieren und war wohl auch nie beabsichtigt. Wenn man diese Länder "demokartisieren" wöllte, musste man ersteinmal die Bildung auf Vordermann bringen.

Was geschah denn bisher. Ein Land wie der Irak wurde von den Top Waffenexporteuren USA, EU und Russland aufgerüstet und anschließend wieder platt gemacht. Doppelt kassiert. Wirtschaftsbosse und vor allem Waffenexporteure machen am liebsten mit "Dummen" Geschäfte. Wer in der westlichen Welt, der gerne in Wohlstand und Luxus schwelgt ,würde diesen denn gerne aufgeben? Würde man Länder wie den Irak völlig demokratisieren und bilden, würde der irgandwann zur wirtschaftlichen Konkurrenz werden. Er würde selbstbewusster, würde mehr Bedingungen stellen. Bedingungen, die unserer Wirtschaft nicht schmecken werden. Das gilt auch für Länder der dritten Welt. Und wo entsteht Extremismus? In Armut. Dieser muss aber hingenommen werden. Er ist eben ein Resultat einer sehr ungleichen Welt von der wir doch sehr profitieren...
 
Sicherlich steckt bei einigen der mächtigen dieser Welt mehr dahinter als der Demokratisierungswille. Allerdings heisst das nicht, dass es nicht auch andere Personen mit anderen Intensionen gibt.
Man könnte in das Niveau verfallen und über allerlei Verschwörungen und Manipulation hypotesieren, aber ich bin überzeugt, dass es auch Politiker gibt, die nicht nur Wirtschaftslobbyismus und Machterhalt im Sinn haben, sondern auch wahres Streben nach einer Weltverbesserung.

Was du tust, ist die Geschichte aus zynischer Sicht zu sehen (wenn man denn die Geschichte in Form von der politischen Macht begreift). Das halte ich für verkehrt. Ein friedlicher Dialog muss nicht ein Ding der Unmöglichkeit sein, trotz aller Gier und Machtbestrebung dieser Welt.
 
A

Anzeige

Re: Hört, hört, Herr Schily kommt zur Besinnung?
Zurück
Oben